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03.06.2013

Projekt »Fit für 99« kommt bei den Bewohnern des Kürnacher Pflegeheims super an

Es muss ja nicht gerade Eistanz oder Akrobatik sein. Doch bewegen können sich selbst hochbetagte Seniorinnen und Senioren allemal. Wie gut sie das können, zeigt das Projekt „Fit für 99“. Bei dieser Initiative kooperiert der Fachbereich Sport des Würzburger Kreisjugendamts mit der Senioreneinrichtung Kürnach des kreiseigenen Kommunalunternehmens und dem Kürnacher Sportverein. Seit Januar treibt Übungsleiterin Ulrike Müller an jedem Mittwochmorgen mit Heimbewohnern Sport.
 
Müller sorgt für vergnügliche Bewegungen, bei denen das Risiko von Stürzen oder Verletzungen so gut wie ausgeschlossen ist. Am heutigen Mittwoch nehmen 20 Frauen und zwei Männer an dem im Landkreis einmaligen Projekt teil. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin wird von Müller zu Beginn namentlich und mit Handschlag begrüßt.
 
Dann erklingt flotte Musik und das Warm-up beginnt. „Wir ziehen die Schultern hoch und lassen sie fallen!“, animiert eine blendend gelaunte Übungsleiterin die älteren Herrschaften, die um sie herum im Kreis sitzen. Über den Stuhllehnen hängen gelbe Thera-Bänder. Die kommen kurz vor der Pause zum Einsatz. Doppelt werden die Bänder zusammengelegt und dann mit viel Kraft auseinandergezogen. Nach dieser Anstrengung gibt es zur Belohnung eine wohlige Massage mit dem Igelball.
 
Durch Ulrike Müller finden auch solche Senioren Geschmack am Sport, die bisher nicht sonderlich aktiv waren. „Ich zum Beispiel bin eigentlich ziemlich faul“, schmunzelt die 80 Jahre alte Wilfriede Gerlach, die außer dem Turnen damals in der Schule nie Kontakt zur Welt des aktiven Sports hatte. Und doch mag sie nun keine Sportstunde versäumen: „Ich weiß, dass Sport in meinem Alter wichtig ist. Sonst wird man immer steifer.“ Darum rafft sie sich an jedem Mittwoch auf. Jedes Mal erlebt sie es hinterher als positiv, dass sie den inneren Schweinehund überwunden hat. Es macht einfach Spaß, zu schwungvoller Musik die Schultern und die Arme, die Beine, die Knie und die Füße einmal tüchtig durchzubewegen.
 
Das Thema „Sport im Alter“ wird bei „Fit für 99“ nicht isoliert von der sozialen Komponente betrachtet. Es geht vor allem, allerdings nicht ausschließlich darum, Kraft Koordination und Ausdauer zu trainieren, auf dass Senioren fit für ein hohes Lebensalter werden. Dem Konzept des Würzburger Landratsamts zufolge hat das Modellprojekt auch einen nicht zu unterschätzenden sozialen Nutzen: Hier begegnen sich Senioren auf sehr intensive Weise. Dass sie nicht zuletzt wegen der Geselligkeit zur Sportstunde kommt, das gibt die 85 Jahre alte Mathilde Stumpf gern zu: „Ich bin ziemlich alleine, seit mein Mann gestorben ist. Selbst im Heim habe ich wenig Kontakt.“
 
Auch Senioren mit neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz oder Schlaganfall sind vom Sport nicht ausgeschlossen. Sport wirkt hier wie ein lebensverlängerndes Medikament. Übungsleiterin Ulrike Müller weiß um diese Beeinträchtigungen und nimmt beim Training darauf Rücksicht. Bei etwas schwierigeren Übungen leisten sie und Pflegerin Diana Kaschner Assistenz. Auch zu Mathilde Stumpf kommt Uli Müller im Laufe der Sportstunde mehrmals, um die Haltung der betagten Dame ein wenig zu korrigieren. Mathilde Stumpf ist es ebenso wie Wilfriede Gerlach nicht gewohnt, Sport zu treiben. „Wir waren doch früher dauernd auf dem Acker“, erinnert die Burggrumbacherin.
 
Weil sich niemand während Uli Müllers Sportstunde vom bequemen Polsterstuhl erheben muss, fallen auch die nicht auf, die im Rollstuhl sitzen. „Keiner soll bei irgendeiner Übung ausgegrenzt werden“, betont die Fachfrau für Präventionssport, die sich im November beim Bayerischen Landessportverband zur „Trainerin Aktiv und Mobil ohne Altersgrenzen“  weiterqualifizieren wird. Jeder soll mitmachen, so gut er oder sie kann. Inzwischen sind Steigerungen sichtbar. „Einige Rollstuhlfahrer saßen am Anfang völlig teilnahmslos in der Runde“, erzählt Müller. Dass sie nun mitmachen, dabei lachen und ganz offenbar Spaß haben, ist für sie der schönste Lohn.
 
Mit dem Pilotprojekt möchte der Arbeitsbereich Sport im Landratsamt laut Kreisjugendamtsleiter Hermann Gabel „einen Impuls für eine vermehrte Kooperation von Sportvereinen und Senioreneinrichtungen geben. Denn: Sport hört an der „Altenheimtüre“ nicht auf und Senioren werden zukünftig eine große Bevölkerungsgruppe, auch für das Vereinsleben, darstellen.“ Die Pilot- und -Finanzierungsphase läuft noch bis Juli dieses Jahres.
 
Mathias Rüth, Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen, und Pflegedienstleiterin Kathrin Weidenbusch möchten auf jeden Fall die Sportstunde für hochbetagte Bewohner auch künftig weiter führen.
 
Nähere Informationen zum Projekt „Fit für 99“ und dem Konzept, das dahintersteht,  beim Amt für Jugend und Familie – Arbeitsbereich Sport, Sportreferentin Sandra Handke, Tel: 0931 8003-379, Mail: s.handke@lra-wue.bayern.de 

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