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26.03.2025

Stellungnahme von Landrat Thomas Eberth zum Besuch des geplanten Knauf-Gipswerks

Landrat Thomas Eberth bezieht Stellung zu einer Veröffentlichung der Main-Post vom 25. März 2025: Knauf-Konzern wirbt mit Würzburger CSU-Prominenz für sein umstrittenes Bergwerk: Was steckt hinter diesem Video?

Als Landrat war ich am 14. Februar während des Bundestagswahlkampfs von Dr. Hülya Düber zu einem Ortstermin zum geplanten Knauf-Bergwerk in Altertheim eingeladen worden. Vertreter der Firma Knauf haben Bürgermeister Bernd Korbmann, den Landtagsabgeordneten Björn Jungbauer und Dr. Andrea Behr, der jetzigen Bundestagsabgeordneten Dr. Hülya Düber und mir die Situation vor Ort erläutert. Der Besuch diente dazu, aus erster Hand Einblicke in die technischen Abläufe, Umweltstandards und möglichen Auswirkungen eines solchen Werks zu erhalten.

Da das Vorhaben von Knauf in den Medien und in der Bevölkerung umfangreich und kontrovers diskutiert wird, war es wichtig, sich in Altertheim zu treffen, um in die emotional geführte Debatte Sachlichkeit und Faktenwissen zu bringen und das hochsensible Thema des Trinkwasserschutzes auf Grundlage fundierter Informationen bewerten zu können und so offene Fragen kritisch zu beleuchten. Daher war es mir eine Verpflichtung, dort meine Sicht in meiner Doppelfunktion als staatlicher und kommunaler Landrat, aber auch als CSU-Kreisvorsitzender einzubringen.

Die Entscheidung über das Vorhaben liegt bei den zuständigen Fachbehörden, darunter das Bergamt bei der Regierung von Oberfranken, die auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und geltender rechtlicher Rahmenbedingungen eine unabhängige Prüfung vornehmen. Als Landrat habe ich keinen Kontakt zu diesen Behörden und setze großes Vertrauen in deren Expertise sowie in die rechtsstaatlichen Verfahren, die eine gründliche Abwägung aller relevanten Aspekte sicherstellen. Dennoch ist es meine Aufgabe, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und den sachlichen Dialog zwischen den Menschen, Unternehmen und Behörden konstruktiv zu begleiten.

Ich verstehe, dass dieses mögliche Vorhaben in der Region große Unsicherheit auslöst. Deshalb ist es mir wichtig, im engen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu bleiben, ihre Fragen und Bedenken aufzunehmen, weiterzugeben und auch sprechfähig zu sein. Die Tatsache, dass solche Termine wie in Altertheim heute zunehmend medial begleitet und auf sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, ist ein Ausdruck der Transparenz, die für die politisch Verantwortlichen ausgesprochen wichtig ist.

Im betreffenden Instagram-Post wurde rein informativ über den Besuch berichtet. Das Anliegen war es, die Öffentlichkeit über die Informationsbeschaffung zu dem Vorhaben auf dem Laufenden zu halten, ohne eine Wertung vorzunehmen.

Konkret zu den Fragen der Main-Post, die mich als Behördenleiter und politischer Vertreter des Landkreises Würzburg vor der Veröffentlichung des Pressetextes erreicht haben:

1. Warum sind Sie in einem Video zu sehen, das Knauf als PR nutzt?

Weil ich als Landrat zu diesem Ortstermin eingeladen wurde. Als politisch Verantwortlicher ist es für mich essenziell, mich umfassend zu informieren, um die Diskussion rund um die geplante Errichtung eines Gipswerkes in Altertheim sachlich und faktenbasiert begleiten zu können. Bei vielen meiner Termine sind Medienvertreter anwesend. Daher war es für mich nichts Ungewöhnliches, dass ein Kamerateam Aufnahmen gemacht hat.

2. Wer hat das Video produziert?

Eine Filmagentur. Näheres ist mir dazu nicht bekannt.

3. Aktuell klären Fachbehörden der Regierungen von Ober- und Unterfranken, ob das Knauf-Gipsbergwerk gebaut werden darf oder nicht, weil es eine Gefahr fürs Trinkwasser der Stadt Würzburg sowie der Landkreisgemeinden Waldbrunn und Altertheim darstellen könnte. Warum verbreiten Sie ausgerechnet jetzt das Video reichweitenwirksam auf Ihrem Social-Media-Kanal?

In diesem Verfahren ist eine faktenbasierte Objektivität notwendig. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Vorhabens bringen Emotionen ins Spiel, was bei der Beurteilung des Vorhabens jedoch nicht weiterhilft. Ich als Landrat und meine Behörde arbeiten mit Fakten. Wir halten uns ausschließlich an die Sachlage und sind an Recht und Gesetz gebunden. Die Informationen anlässlich des Termins in Altertheim sollten auch Dr. Hülya Düber, die für den Bundeswahlkreis Würzburg künftig die Interessen aus Stadt und Landkreis vertritt, Einblicke in die Situation vor Ort gewähren. Daher hat das Video dokumentiert, dass sich die Abgeordneten der Region um die Fragen der Bevölkerung kümmern.

4. Vier verschiedene Ingenieurbüros, die die Stadt Würzburg beauftragt hat, sowie der Gutachter der Gemeinde Waldbrunn sind der Ansicht sind, das Bergwerk würde das Trinkwasser der Stadt und der Landkreisgemeinde gefährden. Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass auch für den Gipsweltmarktführer „Trinkwasserschutz oberste Priorität hat“?

Ein unabhängiges Gutachten bestätigt, dass die Wasserversorgung auch im Falle des Gipsabbaus gesichert bleibt. Zahlreiche Untersuchungen stellen fest, dass die schützende Tonschicht das Grundwasser zuverlässig vom Bergwerk trennt. Mehrere Gutachten der Firma Knauf belegen, dass Trinkwasserschutz und Bergwerk zusammengehen können. Dass der Trinkwasserschutz für Knauf oberste Priorität hat, liegt auch an den wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens. Die Investition soll eine Rendite abwerfen. Daher wird Knauf alles dafür tun, dass das Bergwerk sicher ist. Außerdem leben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens in Würzburg und der Region. Auch sie möchten mit sauberem Trinkwasser aus dem Landkreis Würzburg versorgt werden. Andere Gutachten zweifeln die Ergebnisse an. Daher muss das Bergamt aufgrund der Gutachten eine Entscheidung treffen, die – ganz gleich, wie sie ausfällt – der Landkreis am Ende zu akzeptieren hat. Sollte die Behörde zu dem Schluss kommen, dass Trinkwasserschutz und Bergbau einhergehen können, darf sich die Region über Bodenschätze freuen. Es muss nämlich im Interesse der Gesellschaft sein, Arbeitsplätze in der Region zu halten, um die vielen sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote aufrechterhalten zu können.

5. Halten Sie die offiziellen Stellungnahmen der Stadt Würzburg und der Gemeinde Waldbrunn, die sich aktuell scharf gegen das Bergwerk positioniert haben, für haltlos?

Es gibt Stellungnahmen und Gutachten, welche die Sicherheit des Bergwerks betonen, und solche, die sie anzweifeln. Nun müssen die Fachstellen die unterschiedlichen Bewertungen sowie die zahlreichen Bohrungen analysieren. Dazu fehlt mir als Landrat die Expertise. Ich kann aber viele Argumente gut nachvollziehen.

7. Halten Sie Ihren Auftritt im Video für politisch neutral?

Ich bin davon überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger von der Politik verlangen, Farbe zu bekennen. Genauso wie es bei Brose der Fall ist, um den Standort Würzburg vor der Schließung zu bewahren und die Arbeitsplätze zu retten. Ein Firmenbesuch der Politik, der in den sozialen Medien und über andere Kanäle verbreitet wird, setzt Signale. Daher bin ich als Landrat immer wieder bei den Unternehmen und versuche damit zu dokumentieren, dass Wirtschaftskraft für eine Region wichtig ist. Beim geplanten Bergwerk stellt sich die Frage: Was wären die Alternativen? Gips aus Nordafrika mit welchem Preis für das globale Klima und die globale Wirtschaft? Deshalb ist ein fachlicher Umgang mit dem Thema frei von Emotionen wichtig. Übrigens: Große Teile des Landkreises Würzburg nutzen gar nicht das Wasser aus den Zeller Quellen, sondern werden mit Fernwasser versorgt. Warum kann der Landkreis nicht zukünftig das Wasser aus Zell nutzen?