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26.07.2021

Trüffel und Wein in Röttingen: Zu Besuch auf der ersten deutschen Trüffelbesichtigungsplantage

Der Wein und die Frankenfestspiele auf Burg Brattenstein umgeben von einer malerischen Landschaft haben Röttingen längst weit über den Landkreis Würzburg hinaus bekannt gemacht. Doch jetzt hält die Kleinstadt im Taubertal eine ganz neue Attraktion für Besucher bereit: Mitten in der Weinbaulage Röttinger Feuerstein befindet sich Deutschlands erste Trüffel-Besichtigungsplantage.

2018 hat Betreiber Daniel Rudolf die ersten Bäume – deren Wurzeln mit Trüffelpilzen „geimpft“ wurden – in den Weinberg gepflanzt. Im Rahmen einer Wein- und Trüffelverkostung stellte der Tourismusfachmann sein Vorhaben nun erstmals der Öffentlichkeit vor. Auch Landrat Thomas Eberth, Altlandrat Eberhard Nuß, Regionalmanager Michael Dröse und Bürgermeister Hermann Gabel machten sich neben weiteren geladenen Gästen und der Presse ein Bild vor Ort. „Festspielestadt, Stadt der Sonnenuhren, Europastadt, Stadt des Weins, Liebliche Tauberstadt und jetzt noch Trüffelstadt – Röttingen hat halt alles“, scherzte Landrat Thomas Eberth mit dem Bürgermeister.

Die erste Ernte wird nach acht bis zehn Jahren eingefahren

„Trüffel sind bei uns schon immer vorhanden“, führte Daniel Rudolf aus. Tatsächlich habe Deutschland einmal zu den Export-Ländern der kostbaren Edelpilze gehört. Im Laufe der beiden Weltkriege sei dies jedoch ein Stück weit verloren gegangen und inzwischen sei das Ernten von Trüffeln in der freien Natur sogar verboten. Mit seiner Plantage – dort ist die Ernte nämlich erlaubt – wolle er ein Stück dieses verlorenen Kulturguts wieder ins Leben zurückholen. Ein nicht ganz einfacher und vor allem langwieriger Prozess: Die erste richtige Ernte soll es laut Rudolf nämlich erst nach acht bis zehn Jahren geben. Während die ausgeschenkten Weine bereits aus den Lagen rund um die Trüffelplantage stammen, mussten die verkosteten Trüffelhäppchen noch mit Pilzen von außerhalb veredelt werden.

Doch auch wenn Rudolf die Edelpilze aus dem Ausland bestellen musste, räumte er bei der Gelegenheit gleich mit einem Mythos auf: Trüffel seien keineswegs eine Speise nur für reiche Menschen. Ein Gramm koste einen Euro und für eine Mahlzeit benötige man circa fünf Gramm. „Man muss also kein Millionär sein, um sich Trüffel leisten zu können“, betonte er. In der Kombination mit dem exzellenten Wein der Region sehe er also großes Potenzial, den Genuss auch einem größeren Publikum zuteilwerden zu lassen. „Sehr guten Wein haben wir schon“, betonte Daniel Rudolf. „Jetzt fehlt uns nur noch das gewisse Extra, damit man sagen kann: Das gibt es nur in Röttingen.“

Die Idee für das Vorhaben in den Röttinger Weinbergen kommt aus Frankreich. Daniel Rudolf, der selbst eine Zeit lang dort gelebt hat, sei von Trüffelplantagen in Südfrankreich und im Elsass fasziniert gewesen. Vorbild und Ideengeber, die Plantagen auch auf den besonders geeigneten Muschelkalkböden im Landkreis Würzburg zu betreiben, war der Elsäßer Gérard Chevalier – einer der renommiertesten Agrarforscher Frankreichs auf diesem Gebiet. Als „Erfinder der Trüffelkultur“ habe Chevalier schon vor Jahrzehnten erstmals das Konzept verfolgt, Bäume mit Sporen der Edelpilze zu versehen, damit diese gezielt im Boden wachsen, erläuterte Daniel Rudolf. Da Chevalier und Rudolf sich inzwischen gut kennen, nahm auch der Franzose die lange Anfahrt auf sich, um dem offiziellen Anlass beizuwohnen.

Trüffel als Teil eines erfolgreichen Tourismuskonzepts

Röttingens Bürgermeister Hermann Gabel zeigte sich hoch erfreut über die neue Attraktion seiner Stadt. „Wir werben schon immer mit Wein, Wasser und Festspielen. Mit dem Trüffel kommt nun noch ein weiterer Baustein für ein erfolgreiches Tourismuskonzept hinzu.“

Landrat Thomas Eberth freute sich ebenfalls über diesen kreativen Neuzugang für die fränkische Kulturlandschaft. „Die Themen Regionalität und Kulinarik haben zurecht eine immer größere Bedeutung. Gerade mit Blick auf den Klimawandel freut es mich ganz besonders, dass man in Röttingen künftig nicht nur den Weg des Weines vom Rebstock bis in die Flasche erleben kann, sondern auch den von Trüffeln aus dem Boden bis auf den Teller.“ Eberth wünschte dem Tourismusexperten und Trüffelbauern Daniel Rudolf viel Erfolg bei seinem Vorhaben.