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20.03.2018

Trennung, Scheidung, Kinderschutz und Prävention - Geschäftsbericht des Kreisjugendamtes vorgestellt

Der Geschäftsbericht des Jahres 2017 der drei Fachbereiche des Kreisjugendamtes wurde im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Würzburg vorgestellt.

Auf 47 Seiten werden nahezu alle Bereiche der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Kreisgebiet - von der Prävention über den Projekt- und Hilfebereich bis hin zur Intervention im Kinderschutz - abgebildet. Das Jugendamt des Landkreises Würzburg ist das viertgrößte Kreisjugendamt in Franken; der Landkreis Würzburg gehört zudem zu den geburtenstärksten in Unterfranken.

Eine große Angebotspalette im präventiven Bereich und eine Vielfalt an Leistungen, Projekten und Erziehungshilfen sowie Kontrollaufgaben im Schutzbereich wurden von Fachbereichsleiter Hermann Gabel für die Sozialpädagogischen Dienste vorgestellt.

An 19 Standorten wurde vom Jugendamt Jugendsozialarbeit an Schulen fachlich befürwortet  und eingerichtet, an einigen übergeordneten Schulen gemeinsam mit den umliegenden Jugendämtern. Die Zahl der Schulbegleitungen hat mit 30 Fällen einen Höhepunkt erreicht.

Die Beratungen in der Trennungs- und  Scheidungsberatung und die damit verbundenen Fälle von Kindesumgang sind steigend: 33 Fälle im Jahr 2016, bereits 48 Fälle im Jahr 2017 - im Jahr 2011 waren es noch 19 Fälle.

 

Mehr Meldungen über mögliche Kindeswohlgefährdungen

So sind die Meldungen von möglichen Kindeswohlgefährdungen zwar wieder angestiegen (von 46 Meldungen von Ärzten, Schulen, Kindergärten, Nachbarn im Jahr 2015 auf 93 Meldungen im Jahr 2016 zu 113 Fällen im Jahr 2017), die Zahl der Inobhutnahmen, also der Herausnahmen von Minderjährigen aus der Familie, sind mit 23 Fällen jedoch fast auf dem gleichen Stand wie letztes Jahr (2016: 21) geblieben. „Die hohe Zahl der Meldungen kommt uns entgegen“, betonte Hermann Gabel. „Je rechtzeitiger das Jugendamt von möglichen Missständen erfährt, desto früher kann es vor Ort prüfen, ob Hilfen oder andere Maßnahmen notwendig sind.“

Die Zahlen bei den Hilfen sind geringfügig gestiegen. 58 Kinder waren in Heimen, 117 in Pflegefamilien untergebracht. 2017 wurden 28 neue Pflegeverhältnisse begründet. Das Kreisjugendamt sucht weiterhin nach Pflegeeltern. Derzeit sind 91 Pflegefamilien für das Kreisjugendamt tätig. Acht Kinder wurden adoptiert; davon sechs von Stiefeltern.

Für 69 unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) zwischen elf und 18 Jahren wurden Hilfen geleistet; darunter befinden sich auch viele afrikanische Mädchen,

welche zum Teil schwanger oder mit Neugeborenen nach Deutschland kommen. Für diese Teilgruppe wurde eine neue Einrichtung im Würzburger Stadtteil Frauenland eröffnet. Die Palette der Herkunftsländer reicht rund um den Globus von Indien nach Mali, von Syrien nach Pakistan, von Nigeria nach Somalia. Die größte Gruppe im Landkreis Würzburg stellen derzeit afghanische Flüchtlinge dar.

 

Erfolgreiche Suchtprävention

26 Alkoholtestkäufe in Supermärkten, Gaststätten und an Tankstellen hat das Jugendamt im Jahr 2017 gemeinsam mit den beiden Polizeiinspektionen Ochsenfurt und Würzburg-Land durchgeführt. Das seit Jahren bestehende Kontrollverfahren ist außerordentlich erfolgreich. So wurde im Jahr 2017 nur noch in einem Fall Alkohol an Jugendliche abgegeben.

Neben den ordnungsrechtlichen Maßnahmen setzt das Jugendamt schwerpunktmäßig auf erzieherische Angebote für Kinder und Jugendliche. Die Suchtpräventionsparcours zu den Themen Alkohol, Drogen und Nikotin werden in Kooperation mit Schulen angeboten. Diese Projekte umfassen neben den jugendgemäß gestalteten und pädagogisch begleiteten Parcours eine Vor- und Nachbereitung in der Schule. So können Schule und Jugendarbeit gemeinsam auf Suchtgefahren hinweisen und didaktisch mit jugendgerechten Methoden vermitteln.

 

Vorbeugen gegen Radikalisierung

Im Mai 2017 wurde das interkommunale Präventionsnetzwerk Radikalisierung gegründet. In einer Auftaktveranstaltung im November 2017 tagten die unterschiedlichen Fachstellen in einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadt und Landkreis Würzburg und gründeten das Netzwerk. Verschiedene Workshops erbrachten zahlreiche künftige Tätigkeitsschwerpunkte: von der Schulung der Fachkräfte zum Erkennen und Einschätzen jugendlicher Radikalisierungstendenzen bis hin zu gemeinsamen Angeboten für deutsche und zugewanderte Jugendliche. Diese Ergebnisse münden in konkrete Aktivitäten im Rahmen des bayerischen Förderprogrammes in den Jahren 2018 und 2019.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass es im Landkreis Würzburg eine sehr gute präventive Struktur gibt und in der Fläche viele Hilfen eingerichtet wurden, die die gesamte Kinder- und Jugendhilfe-Landschaft in den 52 Gemeinden, Märkten und Städten positiv beeinflussen.

Den gesamten Geschäftsbericht 2017 des Kreisjugendamtes hat das Landratsamt auf seiner Homepage veröffentlich: www.kreisjugendamt-wuerzburg.de.