Trockenschäden in den Wäldern: Mammutaufgabe Verkehrssicherung in Zeiten des Klimawandels
Die erste Jahreshälfte 2024 hat im Vergleich zum langjährigen Mittel hohe Niederschläge mit sich gebracht. Der viele Regen in den vergangenen Monaten täuscht jedoch über ein großes Problem hinweg: Seit 2018 häufen sich die Trockenjahre in der Region Würzburg. Mit Ausnahme von 2021 verzeichnete die Waldklimastation Würzburg der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in den vergangenen Jahren massiven Wassermangel in den Sommermonaten – mit den entsprechenden Folgen für die Wälder. Der Trockenstress für einige Baumarten ist auf ein bedenkliches Maß gestiegen und die Schäden sind inzwischen auch für Laien deutlich sichtbar: Abgestorbene Äste und dürre Baumkronen sowie große Mengen von liegengebliebenem Schadholz an den Wegrändern prägen vielerorts das Waldbild auch im Landkreis Würzburg.
Der Umbau des Waldes hin zu mehr Trockenresistenz stellt die Waldwirtschaft vor eine Jahrhundertaufgabe. Kommunen und private Waldbesitzer stehen derzeit akut aber auch vor einer weiteren schwierigen Aufgabe: Abgestorbene Äste und tote Bäume können jederzeit abbrechen oder umfallen und stellen so eine Gefahr für die Menschen dar, die die Waldwege nutzen.
Um auf diese weitreichende Problematik aufmerksam zu machen, luden Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg jüngst Vertreter der Gemeinde Greußenheim und des Landratsamts Würzburg zu einem Rundgang in den Greußenheimer Gemeindewald ein.
Waldbesitzer müssen Gefahren an öffentlichen Wegen beseitigen
Waldwege sind in der Regel öffentlich-rechtlich gewidmete Wege. Die Bevölkerung darf diese daher als Erholungs- und Freizeitort mit dem Rad oder zu Fuß frei nutzen. Die Besitzer der angrenzenden Waldstücke müssen dabei eine sogenannte Verkehrssicherungspflicht erfüllen. Sie müssen regelmäßig prüfen, ob von ihren Grundstücken Gefahren ausgehen, die die Nutzerinnen und Nutzer der Wege gefährden. Gefahren, beispielsweise durch möglicherweise umstürzende Bäume oder herabfallende Äste müssten in der Theorie umgehend beseitigt werden. Denn während Waldbesitzer abseits der Wege für diese „waldtypischen Gefahren“ nicht haftbar sind, gilt diese Befreiung nicht entlang von öffentlich-gewidmeten Forstwegen. Praktisch ist diese Aufgabe aber kaum mehr umsetzbar.
Der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, Christopher Traub ordnet ein: Die Trockenschäden sind inzwischen so weitreichend, dass stellenweise der komplette Bestand in einer Breite von rund 30 Metern entnommen werden müsste, um die Sicherheit der Waldbesucher zu garantieren. In der Folge würde sich der Wald durch die so entstehenden Schneisen allerdings zusätzlich aufheizen, der Trocken- und Hitzestress für die angrenzenden Bäume würde sich zusätzlich erhöhen. Unabhängig davon seien Arbeiten zur Verkehrssicherung in diesem Ausmaß keinem Privatwaldbesitzer und auch den Gemeinden nicht zuzumuten, so Traub. Auch die Bauhöfe der Gemeinden stoßen mit der Verkehrssicherungspflicht in den Kommunalwäldern personell und technisch mittlerweile an ihre Grenzen.
Sperrung von Waldwegen als mögliche Übergangslösung
Eine Lösung wäre die Sperrung von bestimmten Wegabschnitten – zumindest zeitweise, um der jungen, nachwachsenden Generation von Bäumen genügend Zeit zu geben. „Der Wald braucht Zeit“, betont Christopher Traub. „Die nächste Waldgeneration steht oftmals schon in den Startlöchern und die jungen Bäume sind bereits besser an die Trockenheit angepasst als die alten Generationen. Aber sie benötigen eben an vielen Stellen noch den Schutz der Altbäume.“ Dort wo die junge Waldgeneration bereits weit genug herangewachsen ist, könnten geschädigte Bäume sofort entfernt werden. Der Bevölkerung müsse aber klar sein: Das Waldbild wird sich in den kommenden Jahren noch deutlich verändern.
Landrat Thomas Eberth weist im Nachgang an den Termin auf den Ernst der Lage in den Wäldern des Landkreises hin. „Wir möchten den Menschen keine Angst machen. Uns geht es hierbei zunächst um eine Sensibilisierung der Bevölkerung. Denn die Risiken im Wald werden in den Gemeindeverwaltungen zunehmend zum Thema“, führt der Landrat aus. „Mir ist dabei wichtig zu betonen: Die Kommunen, und da schließe ich den Landkreis mit ein, machen ihre Hausaufgaben. Eine gewisse Selbstverantwortung muss aber auch von den Bürgerinnen und Bürgern übernommen werden. Wenn ich in den Wald gehe, dann muss ich Wind und Wetter beachten. Und der regelmäßige Blick nach oben gehört für mich ebenfalls zwingend dazu. Sperrungen von Waldwegen möchten wir, so lange es geht, vermeiden.“