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14.03.2023

Verstärkte Kontrollen vereinbart Landratsamt Würzburg, Wasserwirtschaftsamt und Polizei arbeiten zum Grundwasserschutz in der Bergtheimer Mulde noch enger zusammen

An einem runden Tisch zum Thema Grundwasserentnahmen in der Bergtheimer Mulde trafen sich auf Einladung von Landrat Thomas Eberth Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg (WWA), der Polizei-Inspektionen (PI) Würzburg-Stadt und Würzburg-Land sowie Vertreterinnen des Fachbereichs Wasserrecht am Landratsamt Würzburg.

Ziel der Gespräche war eine engmaschigere Kontrolle der Grundwasserentnahmen in der Bergtheimer Mulde in den trockenen Bewässerungszeiten im Sommer. Denn hier wurde 2022 der Verdacht von manipulierten Wasseruhren bekannt, welcher der Polizei im August angezeigt wurde. Wie man solche missbräuchlichen Wasserentnahmen in Zukunft verhindern kann, erörterten die Teilnehmenden im Landratsamt.

Auch die Landwirte aus der Bergtheimer Mulde sind an zukunftsfähigen Lösungen interessiert. Denn, so bedauert auch Landrat Thomas Eberth, es werden nun pauschal alle Landwirte der Bergtheimer Mulde unter Generalverdacht gestellt, sich bei Wasserentnahmen nicht rechtmäßig zu verhalten. Daher hatte der Landrat sowohl mit den Mitgliedern des Bewässerungsvereins als auch den ausgeschiedenen Mitgliedern bereits Gespräche geführt.

Bergtheimer Mulde ist eine der trockensten Regionen in Bayern

Die sinkende Grundwasserneubildung führt dazu, dass Wasserentnahmen immer restriktiver bewertet werden müssen. Dies bedeutet auch, dass neue Anträge auf Grundwasserwasserentnahme nicht mehr im vollen Umfang genehmigt werden können. Denn die Region gilt neben der Osterhofer Platte als eine der trockensten Gegenden in Bayern. Neue Brunnen zur Entnahme wurden deshalb im Rahmen eines „Moratoriums“ seit 2016 nicht mehr genehmigt, bzw. nur geringfügige Entnahmen bis 5000 m³ jährlich. Rund 100 genehmigte Brunnen gibt es in der Bergtheimer Mulde, um die Feldfrüchte vor dem Vertrocknen zu bewahren. Auf besten Lösslehmböden wird dort zum großen Teil Biogemüse für die Region und den Handel angebaut. Aufgrund der trockenen Sommer ist eine Bewässerung notwendig, damit das Gemüse auf den Felder nicht vertrocknet und die Ernte verloren geht.

Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg als amtlicher Sachverständiger begutachtet die Brunnen im Rahmen wasserrechtlicher Verfahren.

Seit dem Moratorium stellt das Landratsamt Würzburg die Bescheide zur genehmigten Wasserentnahme derzeit nur noch für zwei bis fünf Jahre aus, um auf den stetigen Wandel im Bereich der Grundwasserneubildungsrate zum Schutz des Grundwassers eingehen und neue Regelungen in die Bescheide integrieren zu können.

Digitale Wasserzähler als Ausblick für die Zukunft

In einem niedersächsischen Landkreis wird aktuell eine Online-Anwendung zur Erfassung der Zählerstände im Rahmen eines Pilotprojekts erprobt. In dieser werden die Daten der Drucksonde und die Zählerstände eines Brunnens automatisch in eine Cloud hochgeladen und manipulationssicher gespeichert. Für den Landwirt bietet die Onlinelösung einen weiteren Vorteil: So kann die Jahresübersicht schnell und unkompliziert ausgedruckt oder digital an die untere Wasserrechtsbehörde weitergeleitet werden. Dies erleichtert den Landwirten die Dokumentation.

WWA-Leiter Friedrich Altmann und Landrat Thomas Eberth sprachen sich für den Einsatz von komplett digitalen Wasserzählern aus und zeigten sich zuversichtlich, dass ein Online-Projekt auch im Landkreis Würzburg für die Bergtheimer Mulde etabliert werden kann. „Mit dieser relativ kleinen Investition würde Verwaltungsaufwand bei den Landwirten aber auch bei den Behörden gespart und Missbrauch könnte sehr schnell aufgedeckt werden“, so der Landrat und der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Zudem hätte man so zukünftig auch genaueste Informationen über die Grundwassersituation in der Bergheimer Mulde.

Polizei unterstützt das WWA bei Kontrollen

Die Polizei-Inspektionen Stadt und Land unterstützen das Wasserwirtschaftsamt zukünftig im Rahmen der Amtshilfe bei vor-Ort-Kontrollen der Brunnen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bergtheimer Mulde.

Kontrolliert werden kann dabei auch, ob tagsüber eine nicht erlaubte Überkopfbewässerung stattfinde und ob die Wasserzähler ordnungsgemäß eingebaut sind. Überkopfbewässerung ist in der Zeit zwischen 10.00 und 17.00 Uhr generell nicht erlaubt.

„Die Öffentlichkeit soll wissen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Behörden reibungslos ineinandergreift und verstärkte Kontrollen zum Ziel haben, die nach einem klaren Konzept erfolgen“, betont Landrat Eberth. „Wenn wir dann noch die Zählerstände online auslesen können, sind wir schon auf einem guten Weg, um die Bewässerung ordentlich zu erfassen und hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Der latente Vorwurf der Ausbeutung des Grundwassers durch die Landwirte fällt dann nachweislich weg und die Bürgerinnen und Bürger können beruhigt das Gemüse aus der Region konsumieren.“

Erstellung der Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben

Das Thema „Bewässerung in der Bergtheimer Mulde“ ist unabhängig von den genannten Kontrollen für alle Beteiligten von hoher Relevanz. Erfreulich sei, so Landrat Thomas Eberth, dass der Auftrag zur Erarbeitung der Machbarkeitsstudie zur Bewässerung der Bergtheimer Mulde bereits vergeben werden konnte. Auf die Machbarkeitsstudie hatten sich im August 2021 die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Gemeinden Bergtheim, Hausen und Oberpleichfeld sowie Vertreter des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde e.V. und der Landkreis Würzburg geeinigt. Dort sollen eben die Auswirkungen der Trockenheit auf die Kulturlandschaft ermittelt und die Bewässerungsnotwendigkeiten, die Anbau- und Bewässerungsmethoden sowie alternative Konzepte erarbeitet werden.

Die Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg gehört zu der von Wasserknappheit besonders betroffenen Fränkischen Platte. Mit einer Gesamtfläche von 130 Quadratkilometern umfasst die Bergtheimer Mulde die Gemeinden Bergtheim, Oberpleichfeld, Unterpleichfeld, Prosselsheim und Kürnach sowie in den Randbereichen Hausen bei Würzburg im Norden und Estenfeld im Südwesten. Auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 1.000 Hektar werden neben den bekannten Feldfrüchten vor allem Sonderkulturen wie z.B. Gemüse oder Beeren angebaut, die bisher in niederschlagsarmen Jahren durch Grundwasserentnahmen bewässert wurden.

Regionale Nahrungsmittelproduktion, Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft, Klimawandel und Artenschutz sowie der Erhalt der Kulturlandschaft müssen jetzt in Einklang gebracht werden. Die beauftragte Machbarkeitsstudie soll hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, indem ergebnisoffen die mögliche künftige Bewässerung in der Bergtheimer Mulde untersucht wird. Neben der aktuell praktizierten Entnahme von Grundwasser werden weitere Möglichkeiten zur Gewinnung von Wasser zur Bewässerung sorgfältig geprüft, um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten.