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11.08.2020

Vom fahrerlosen Transportsystem bis zum Rekordriesenrad - Digitalministerin Judith Gerlach und Landrat Thomas Eberth besuchen innovative Firmen im Landkreis Würzburg

Das fahrerlose Transportsystem WEASEL® von SSI Schäfer läuft aus dem gleichen Grund wie das weltweit größte Riesenrad mit Pfenning-Technologie in Dubai. In ihnen stecken Ideen aus dem Landkreis Würzburg. Gemeinsam mit Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach und dem Landtagsabgeordneten Manfred Ländner besuchten Landrat Thomas Eberth und Kreisentwicklungschef Michael Dröse in Giebelstadt und Ochsenfurt zwei Unternehmen, deren Produkte und Lösungen den Weltmarkt erobert haben.

„Wir setzen Ideen unter Strom“ ist die Firmenphilosophie der Pfenning Elektroanlagen GmbH. Das Unternehmen aus Ochsenfurt besitzt gleich in vier großen Branchen Expertise. Für die Nahrungsmittel- wie für die Hafentechnik, für die Versorgung mit erneuerbaren Energien wie für deren Speicherung bietet die 1979 von Wilhelm Pfenning gegründete Firma Leistungen an.

Die Megatrends Digitalisierung und Automatisierung sind für den Mittelständler mit rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Thema. Automatisch gesteuerte Abläufe helfen etwa in der Lebensmittelherstellung, gleichbleibend hohe und verlässliche Qualität zu erreichen. Mit dem Prozessleitsystem „Braumatik“ bietet Pfenning mittelständischen Brauereien eine Software an, mit der sie jederzeit ihr komplettes Sudhaus im Blick haben. Bierbrauer in der ganzen Welt, in Russland, Afrika oder den USA, setzen auf das System. Bei Problemen dürfen sie auf schnelle Hilfe aus Ochsenfurt vertrauen. Via Fernwartung sind Pfennings Mitarbeiter im Nu digital vor Ort.

Rund läuft es dank Pfenning-Technologie auch in Dubai. Das Stromversorgungssystem des weltgrößten Riesenrads sowie Teile der IT haben die Experten aus Ochsenfurt entwickelt. Eine Runde mit dem Rekordrad dauert 48 Minuten. Die klimatisierten Gondeln, ausgestattet mit LED-Bildschirmen, zuverlässig mit Elektrizität zu speisen, war eine Herausforderung.

Abseits solcher Großprojekte machen sich Firmengründer Wilhelm Pfenning und Geschäftsführer Werner Müller viele Gedanken um Nachhaltigkeit. Ihr Beitrag zur Energiewende ist ein selbst entwickeltes Batteriespeichersystem. „Der Netzausbau allein kann die Aufgaben der Energiewende nicht stemmen“, ist Pfenning überzeugt. Er sieht viel Potential in der dezentralen Energieversorgung. Sein Batteriemanagementsystem macht eine autarke Energieversorgung möglich. Die Speicherlösung ist in großen Immobilien und Mehrfamilienhäusern genauso einsetzbar wie in der Landwirtschaft oder im Gewerbe.

Ob trotz der breit aufgestellten Firmenkompetenzen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit irgendwo der Schuh drücke, will Digitalministerin Gerlach aber doch von Pfenning wissen. Unterstützung wünscht sich der Firmenchef etwa in Sachen Förderprogramme. Diese müssten speziell auf den Mittelstand zugeschnitten sein, damit die Kleinen mit den ganz Großen mithalten können – auch auf dem weiteren Weg in die digitale Transformation.     

In der Logistikbranche ist die digitale Transformation bereits sichtbar angekommen. Im Technologiezentrum der Firma SSI Schäfer in Giebelstadt staunen Gerlach, Eberth, Ländner und Dröse über die Technologien für zukunftsfähige Intralogistik. Die SSI Schäfer Gruppe ist einer der weltweit führenden Lösungsanbieter von modularen Lager- und Logistiksystemen. Ein Beispiel für die Leistungsstärke des global tätigen Unternehmens ist das fahrerlose Transportsystem WEASEL. Mit bis zu einem Meter pro Sekunde gleitet es im Technologiezentrum durch die 4.500 Quadratmeter große Halle und orientiert sich dabei nur an einer optischen Fahrspur. In der Praxis kommt das WEASEL zum Beispiel in den Lagerhallen des Lebensmitteleinzelhandels zum Einsatz. Was der kleine Transporter befördert, muss ihm nicht einmal ein Mensch mit auf den Weg geben. Intelligente Picking-Roboter können Waren aus einem Sortiment zusammenstellen und darauf achten, dass die schweren Konserven unten und die empfindlichen Backwaren obenauf liegen. Andreas Engel, Global Head of Order Processing des SSI Schäfer Geschãftsbereichs Logistics Solutions, erklärt, warum Automatisierungsprozesse gerade im Lebensmittelhandel an Bedeutung gewinnen: „Die Produktvielfalt nimmt stetig zu. Gleichzeitig hat der Einzelhandel häufig nur begrenzte Lagerkapazitäten. Mit automatisierten Prozessen lässt sich die Effizienz eines Lagers deutlich steigern“.

Zur Steuerung und Optimierung des gesamten Materialflusses eines Lagers oder Distributionszentrums setzt SSI Schäfer die eigenentwickelte standardisierte Logistiksoftware WAMAS® ein. Dabei wird teilweise auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet. KI-Systeme übernehmen in der Logistik heute bereits Aufgaben im Customer Service, verwalten Logistikprozesse durch Optimierungsalgorithmen und ermöglichen das frühzeitige Erkennen von Risiken in der Supply Chain anhand der ganzheitlichen Bewertung diverser Faktoren. Bei der sogenannten Predictive Maintenance, Teil des Customer Service Leistungsspektrums von SSI Schäfer, kann ein Techniker mit der Behebung eines Problems beauftragt werden, welches der Kunde noch nicht bemerkt hat. Der Trick ist, eine tatsächliche Störung in den Abläufen gar nicht erst entstehen zu lassen. Die IT-Plattform WAMAS gewinnt Daten aus den Prozessen und laufenden Anlagen und errechnet so ihren optimalen Wartungszeitpunkt. Die Software kann aber noch mehr. Sie optimiert unter anderem auch die Transportwege und verkürzt die Zeiten beim Zusammenstellen von Artikeln für die Produktionsaufträge.

Bei so viel Knowhow in der Logistik 4.0 stellt sich für Gerlach auch die Frage nach der nötigen Manpower. „IT-Fachkräfte sind eine knappe Ressource“, bestätigt Peter Berlik,  Managing Director Bereich Technik der SSI Schäfer Automation GmbH Deutschland. „Unter den weltweit 10.500 Mitarbeitern befinden sich mittlerweile rund 1.100 IT-Experten. Wir kümmern uns auch selbst um die Nachwuchsgewinnung und bieten zum Beispiel ein Duales Studium Angewandte Informatik an."

„Die Beispiele aus Ochsenfurt und Giebelstadt zeigen, dass im Landkreis Würzburg viel passiert in Sachen Digitalisierung und Automatisierung. Und das Beste ist, wir lassen andere teilhaben an unseren klugen Ideen und exportieren unsere Lösungen in alle Welt“, freut sich Landrat Eberth über die Innovationsstärke der Unternehmen in der Region.