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05.11.2020

Von »Kraut und Rüben« bis in den Fränkischen Süden - Interkommunaler Beirat vernetzt Best-Practice-Beispiele im Landkreis

Wo können Dorfbewohner in Zukunft noch einkaufen? Welcher Radweg endet bisher im Nirwana und könnte sinnvoll mit einem anderen verknüpft werden? Wie kann man gemeinsam besser für den Grundwasserschutz sorgen? Können mehrere Kommunen einen gemeinsamen Bauhof betreiben? Wie gewinnen wir mehr Touristen? – Solche und viele andere Fragen bewegen die allermeisten Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis Würzburg. Deshalb gründeten sich in den vergangenen Jahren fünf Allianzen, die das Kirchturmdenken überwinden und die Idee des „Gemeinsam sind wir stärker“ für sich nutzen wollen.

Um hier die besten Ideen auszutauschen, gemeinsam Herausforderungen der Zukunft zu erkennen und zu meistern, begründete Landrat Thomas Eberth den Interkommunalen Beirat des Landkreises Würzburg. Ziel ist es, auch die Kreispolitik mit den Allianzen zu vernetzen, um voneinander zu lernen und sich regelmäßig über die Herausforderungen auszutauschen. Der Beirat diskutierte in seiner ersten Sitzung auch gleich Themen wie Radwegenetze und Nahversorgung. „Durch die Allianzen besteht ein enger Draht zwischen den Bürgermeister*innen, hier wird vernetztes Denken praktiziert, das hilft, unsere Gemeinden weiterzuentwickeln. Aber auch die vier allianzfreien, stadtnahen Gemeinden Höchberg, Gerbrunn, Veitshöchheim und Rottendorf sind wichtig in diesem Netzwerk. Denn große und kleine Gemeinden unterstützen sich gegenseitig in vielfacher Weise,“ so der Landrat.

Fünf Allianzen und eine Lokale Arbeitsgruppe

Zunächst stellte sich jede der fünf Allianzen sowie die LAG Wein, Wald, Wasser e.V. dem Interkommunalen Beirat mit ihren Schwerpunkten vor. Margetshöchheims Bürgermeister und stellvertretender Landrat Waldemar Brohm ist Sprecher der Allianz Main-Wein-Garten, zu der acht Gemeinden nördlich von Würzburg gehören: Erlabrunn, Himmelstadt, Leinach, Margetshöchheim, Retzstadt, Thüngersheim und der Markt Zell a. Main. Dazu kommen aus dem Landkreis Main-Spessart Zellingen, Himmelstadt und Retzstadt. Von Infrastruktur bis Kultur reichen die Handlungsfelder der Allianz; bereits umgesetzte Projekte sind das gemeinsame Kita-Management, ein gemeinsames Standesamt, ein Gewässerentwicklungskonzept und vieles mehr. Zukünftig soll ein Streuobstzentrum in Margetshöchheim entstehen und der Grundwasserschutz wird weiter in den Fokus rücken. www.ile-main-wein-garten.de

Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier ist Sprecher der Allianz Würzburger Norden, mit dem pfiffigen Beinamen „Mehr als Kraut und Rüben“. Ihr gehören die Gemeinden Bergtheim, Eisenheim, Estenfeld, Güntersleben, Hausen, Kürnach, Oberpleichfeld, Prosselsheim, Rimpar und Unterpleichfeld an. Ein Ziel ist die Schaffung einer zentralen Mittelschule an einem Standort, aber auch der Grundwasserschutz ist eine wichtige Aufgabe im landwirtschaftlich geprägten Norden des Landkreises. „Wir arbeiten seit Jahren an einer wissenschaftlichen und fundierten Aufarbeitung des Themas Grundwasser, Kulturlandschaft und Landwirtschaft – leider ist dies ein stockender Prozess und das Wasserwirtschaftsamt zeigt sich als Bremsklotz“, ist Bürgermeister Schlier enttäuscht. Ein Bauhofkonzept, die QR-Tour mit „Traktor Konni“, ein Genussführer Gastronomie und regionale Einkaufsmöglichkeiten stehen hier u.a. auf der Agenda.
www.wuerzburgernorden.wordpress.com

Ochsenfurt gehört neben Eibelstadt, Marktbreit, Marktsteft, den fünf Märkten Frickenhausen a. Main, Randersacker, Sommerhausen, Winterhausen, Obernbreit und den drei Gemeinden Theilheim, Segnitz a. Main und Sulzfeld a. Main aus den Landkreisen Würzburg und Kitzingen zur Interkommunalen Allianz MainDreieck. Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks nannte den Main als verbindendes Element der zwölf Kommunen, in denen insgesamt rund 35.000 Menschen leben. Schwerpunkte sind hier Wein, Kultur, Natur und Tourismus; es entstanden bereits zahlreiche Kulturwanderwege und neue Radwege. Über die Gründung eines Zweckverbands Tourismus wird derzeit diskutiert. www.suedliches-maindreieck.de 

Für die Allianz Fränkischer Süden sprach Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer. 14 Kommunen und 56 Ortsteile umfasst dieser Zusammenschluss: die Städte Aub, Ochsenfurt und Röttingen, die Märkte Bütthard, Gelchsheim, Giebelstadt, Reichenberg und die Gemeinden Bieberehren, Gaukönigshofen, Geroldshausen, Kirchheim, Riedenheim, Sonderhofen und Tauberrettersheim. Auch hier gehört der Tourismus zu den Kernthemen, die Innenentwicklung wurde als Aufgabe über Jahrzehnte erkannt, und gemeinsam geschaffene Kulturwanderwege laden zum Entdecken ein. Kleine Projekte wie die 37 „Mitfahrerbänkle“ konnten bereits erfolgreich realisiert werden. Derzeit sind 20 Projekte in der Umsetzung, so Krämer. www.fraenkischer-sueden.de 

Im Würzburger Westen haben sich 13 Gemeinden (Altertheim, Eisingen, Greußenheim, Helmstadt, Hettstadt, Holzkirchen, Kist, Kleinrinderfeld, Neubrunn, Remlingen, Uettingen, Waldbrunn und Waldbüttelbrunn) zur Allianz Waldsassengau zusammengeschlossen, erklärte Hettstadts Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher. Ein Gebiet, einerseits eingerahmt von Autobahn und Bundesstraßen als gut erschlossener Wirtschaftsraum, andererseits als Ökomodellregion sehr erfolgreich aktiv mit Hofläden, 30 Prozent biologischer Landwirtschaft, und mit einem gut ausgebauten Radwegenetz und attraktiven Kulturwanderwegen bestens für Freizeit und Erholung aufgestellt. Doch auch strukturelle Themen wie Leerstandmanagement und Hausärztesicherung stehen auf der Agenda. www.allianz-waldsassengau.de 

Harald Fröhlich stellte die Lokale Arbeitsgruppe (LAG) Wein, Wald, Wasser als deren Manager vor. Die LAG ist ein Zusammenschluss von 28 Gemeinden in den Landkreisen Würzburg und Main-Spessart, die durch die EU und das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert wird. Zu den herausragenden Projekten gehört hier das Walderlebniszentrum Gramschatzer Wald, in dem gerade ein neuer Zahlenwald eröffnet wurde. Projekte in der Umsetzung sind hier „Trockenmauern in Güntersleben“, StadtNatur im Haslachtal Gerbrunn und ein Kooperationsprojekt zu den Werken Balthasar Neumanns im Gebiet der LAG. Auch ein Stadtmuseum für Karlstadt und der Kultur- und Begegnungsbahnhof Rottendorf sind in Planung.

Laut Landrat Thomas Eberth soll das Ziel sein, die fünf Allianzen mit dem europäischen Förderprogramm LEADER zu verknüpfen, um hier noch besseren Zugang zu EU-Fördermitteln für wichtige regionale Projekte zu erhalten. Die Arbeit der Allianzen und der LEADER-Aktionsgemeinschaft wird daher zukünftig im Landkreis Würzburg stärker vernetzt. „Nicht jeder muss das Rad neu erfinden, man kann durchaus voneinander lernen – Hauptsache, es nützt dem Bürger, der Natur und damit der Region“, freut sich der Landrat über die stärkere Zusammenarbeit.

Seitens des Landratsamtes soll Michael Dröse, Leiter der Kreisentwicklung, die Zusammenarbeit der Allianzen koordinieren und vernetzen. Denn Radwege, Unternehmensansiedlungen, Wohnbebauung, der öffentliche Personennahverkehr; Nahversorgung sowie Freizeit und Naherholungen sind Themen, die die gesamte Region stärken und einen lebenswerten Landkreis fördern.


Hintergrund zum Interkommunalen Beirat

Dem Interkommunalen Beirat des Landkreises Würzburg gehören an: der Landrat als Vorsitzender, acht Kreistagsmitglieder, die Sprecher der interkommunalen Allianzen, die Sprecher der Lokalen Arbeitsgruppen (LAG) von LEADER, die Bürgermeister der Gemeinden Gerbrunn, Rottendorf, Veitshöchheim und des Marktes Höchberg, soweit sie nicht einer interkommunalen Allianz angehören, sowie der/ die Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags.

Der Interkommunalen Beirat des Landkreises Würzburg dient der Begleitung der Allianzen und Leader und soll die interkommunale Zusammenarbeit fördern. Dies beinhaltet besonders den Austausch von gelungenen Beispielen, der Vermeidung von Doppelstrukturen, die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit, die Vernetzung von allianzfreien Gemeinden mit den Initiativen sowie der Abstimmung von Projekten des Regionalmanagements.