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13.01.2010

Wirtschaftsförderung im Landkreis Würzburg - Rückblick und Zukunftsaussichten

Der Landkreis Würzburg hat seit 1996 der Wirtschaftsförderung ein stärkeres Gewicht beigemessen und definiert das Landratsamt in seinem Leitbild als Dienstleistungs- und Serviceunternehmen. Mit der Stabsstelle Landkreis-Marketing wurde eine Organisationseinheit im Landratsamt Würzburg installiert, in der die Wirtschaftsförderung als neutrale und kompetente Anlaufstelle für die Wirtschaft nach innen und außen agiert.
 
Ein umfangreiches Wirtschaftsförderungskonzept wurde zwischenzeitlich vollständig umgesetzt, wofür beispielhaft folgende Maßnahmen und Projekte stehen:

  • Kooperation Stadt und Landkreis über „Wirtschafts- und Wissenschaftsraum Würzburg“ und das Stadt-Umland-Konzept
  • Laufend aktualisierte Darstellung der freien Gewerbeflächen und –objekte in Sisby und auf eigener Homepage
  • Unternehmensdatenbank „Competence Mainfranken“ auch für die rund 11.000 Unternehmen im Landkreis
  • Beteiligung an und Förderung von Technologie- und Gründerzentren
    (TGZ  Würzburg, Bio Med/ZMK Würzburg, HiTech Zentrum Höchberg, Technologiepark Rimpar, i_Park Klingholz)
  • Beteiligung an der Regionalmarketing-Initiative „Chancenregion Mainfranken“ verbunden mit einer eingeleiteten projektbezogenen Neuausrichtung
  • Öffentlichkeitsarbeit über Veranstaltungen, Broschüren und Internet
  • Bestandspflege durch bisher 59 professionell vor- und nachbereitete Firmenbesuche durch den Landrat
  • Regionale Unterstützung des Technologietransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, u.a. über die Cluster-Initiative Bayern in Kooperation mit der IHK Würzburg-Schweinfurt
  • Anlaufstelle für Fragen zur Existenzgründung und staatlichen Fördermöglichkeiten
  • Begleitung von und Vermittlung bei behördlichen Genehmigungsverfahren in Verbindung mit Betriebserweiterungen und Neuansiedlungen (z.B. Runder Tisch)
  • Verwaltungslotsenfunktion der Stabsstelle Landkreis-Marketing für die Unternehmen = neutral, ergebnisorientiert, Vertrauensstellung bei allen Beteiligten.  

Der Landkreis Würzburg konnte durch diese begleitende und moderierende Funktion einen wichtigen Beitrag zur insgesamt äußerst positiven Entwicklung dieses Wirtschaftsstandortes leisten, die beispielhaft mit folgenden ausgewählten Daten und Fakten belegt werden soll:

  • Bei den Einwohnern ist bis 2008 ein stetiges Wachstum zu verzeichnen gewesen (+ 2,21 % von 1997 bis 2008; Einwohnerzahl Landkreis Würzburg zum 30. Juni 2009: 160.995).

  • Bei der Bevölkerungsentwicklung wird
    • Lt. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2005 bis 2025 für den Landkreis ein Zuwachs von 1,69 % und für die Stadt eine Abnahme von 9,11 % prognostiziert
    • Lt. Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2008 bis 2028 für den Landkreis eine Abnahme von 0,40 % und für die Stadt ein Gleichstand von 0,00 %
    • Lt. BertelsmannStiftung 2006 bis 2025 für den Landkreis eine Abnahme von 1,0 % und für die Stadt eine Zunahme von 1,9 % vorausgesagt.

  • Mit einer Arbeitslosenquote von 3,1 % im Dezember 2009 (2,8 % in 2008, 2,8 % in 2007, 4,1 % in 2006, 4,9 % in 2005, 5,8 % in 2004) belegt der Landkreis Würzburg in Bayern eine führende Position. Zu berücksichtigen dabei ist allerdings auch ein Kurzarbeiteranteil von derzeit aktuell rund 2.000 Personen. Für diese hervorragende Arbeitsmarktsituation gilt vor allem den Unternehmen im Landkreis sowie der Agentur für Arbeit außerordentlicher Dank. Sicher hat auch der Landkreis durch seine Entscheidung für eine optierende Kommune im Bereich Hartz IV und die Einrichtung des Beratungs- und Eingliederungszentrums für Arbeitsuchende (BEA) einen wichtigen Beitrag für diesen Erfolg geleistet.

  • Mit 31.816 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern zum 30.06.2008 zählt der Landkreis Würzburg im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl nur zum Mittelfeld, hat aber seit 1995 mit damals 25.532 Arbeitnehmern eine äußerst positive Entwicklung hinter sich (+ 6.284 = 24,61 %). In 2008 liegen die Beschäftigtenanteile im Primären Sektor bei 1,20 %, im Sekundären Sektor bei noch 35,17 % und im Tertiären Sektor bei 63,63 %.

  • Verursacht wurde diese positive Entwicklung vordringlich durch über 80 größere Unternehmens-Neuansiedlungen bzw. Erweiterungsinvestitionen von ansässigen Unternehmen (neben zahlreichen kleineren Unternehmensgründungen und –erweiterungen) seit den frühen 90er Jahren.

  • Demgegenüber stehen allerdings auch Unternehmensinsolvenzen, die sich im Landkreis wie folgt darstellen:
    • 2003: 41 Unternehmen mit 317 betroffenen Arbeitnehmern 
    • 2004: 39 Unternehmen mit 146 betroffenen Arbeitnehmern
    • 2005: 34 Unternehmen mit 192 betroffenen Arbeitnehmern 
    • 2006: 43 Unternehmen mit 181 betroffenen Arbeitnehmern 
    • 2007: 39 Unternehmen mit 168 betroffenen Arbeitnehmern 
    • 2008: 57 Unternehmen mit 158 betroffenen Arbeitnehmern 
    • 2009 (bis zum 3. Quartal) 60 Unternehmen mit 103 betroffenen Arbeitnehmern

  • Unternehmensbestand im Landkreis Würzburg
    • 8.928 IHK-zugehörige Betriebe in 2009
    • 2.099 HWK-zugehörige Betriebe in 2008

  • Bei den Gewerbean- und -abmeldungen belegt der Landkreis in Unterfranken eine Spitzenposition, die allerdings deutschlandweit nur einen Mittelplatz bedeutet:
    • 2008: 1.507 Anmeldungen – 1.329 Abmeldungen = + 178
    • 2007: 1.540 Anmeldungen – 1.209 Abmeldungen = + 331 
    • 2006: 1.460 Anmeldungen – 1.271 Abmeldungen = + 189
    • 2005: 1.610 Anmeldungen – 1.172 Abmeldungen = + 438
    • 2004: 1.683 Anmeldungen – 1.026 Abmeldungen = + 657
    • 2003: 1.373 Anmeldungen –    861 Abmeldungen = + 512
    • 2002: 1.334 Anmeldungen – 1.039 Abmeldungen = + 295
    • 2001: 1.302 Anmeldungen –    959 Abmeldungen = + 343
    • 2000: 1.423 Anmeldungen – 1.084 Abmeldungen = + 339
    • 1999: 1.363 Anmeldungen – 1.135 Abmeldungen = + 228 

  • Auch im Tourismus kann der Landkreis Würzburg auf eine insgesamt äußerst positive Entwicklung verweisen:

  2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002
Betriebe 99 99 97 98 95 95 96
Betten 3.013 2.991 2.915 3.034 2.901 2.886 2.910
Auslastung in % 29,8 28,6 28,8 28,8 27,6 27,5 28,5
Gästeankünfte 186.084 177.629 176.650 157.681 155.108 152.184 160.266
Übernachtungen 354.970 333.434 336.801 299.485 285.005 277.022 284.673


Den zwischenzeitlich zahlreichen Rankings ist sicher mit einer gewissen Vorsicht zu begegnen, doch kann man aus den jeweiligen Ergebnissen einen gewissen Trend erkennen und festhalten und damit auch eine Bewertung der jeweiligen Gebietskörperschaft im Verhältnis zu den anderen Kommunen vornehmen. Unter Berücksichtigung dieser Vorgehensweise muss dem Landkreis Würzburg eine doch äußerst positive Stellung zuerkannt werden. Hier einige Beispiele:

  • Rang 73 von 439 Kommunen in der Untersuchung „Deutschland 2020 – die demographische Zukunft der Nation“ durch das Berlininstitut über Weltbevölkerung, www.berlin-institut.org/index1.html
  • Rang 113 von 425 Kommunen in 2006, Rang 50 von 415 Kommunen in 2008, Rang 46 von 401 Kommunen in 2009 in der Untersuchung über die Wirtschaftskraft von kommunalen Körperschaften durch die Zeitschrift Focus-Money, www.focus.de/immobilien/kaufen/landkreistest
  • Rang 179 in 2004 und 2005, Rang 171 in 2006, Rang 173 in 2007 von 439, Rang 156 in 2008 von 419 Kommunen beim Kaufkraft-Index der Fa. Michael Bauer Research GmbH Nürnberg, http://www.mb-research.de/content/view/20/35/
  • Klassische Mittelstandsregion im Prognos-Familienatlas 2005 (von 439 Kommunen sind 42 Landkreise in dieser Regionsgruppe, davon Rang 38 für Landkreis Würzburg), http://www.prognos.ch/familienatlas/ 
  • Rang 26 in 2003, Rang 24 in 2004, Rang 21 in 2005, Rang 26 in 2006, Rang 30 in 2007, Rang 30 in 2008 beim Privatverschuldungsindex im Schuldenkompass der Schufa Holding AG, http://www.schulden-kompass.de/downloads/index.php
  • Rang 236 in 1998, Rang 259 in 1999, Rang 195 in 2000, Rang 242 in 2001, Rang 215 in 2002, Rang 291 in 2003, Rang 284 in 2004 und Rang 247 in 2005 von 439 Kommunen, Rang 308 in 2006, Rang 221 in 2007, Rang 235 in 2008 von 413 Kommunen bei „Neuen Unternehmerischen Initiativen“ (= Indikator für Existenz- und Betriebsgründungen pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter) des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn, http://www.ifm-bonn.org/
  • Rang 68 von 435 kommunalen Körperschaften in 2006, Rang 65 von 409 kommunalen Körperschaften in 2009 beim bundesweiten Regionalranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, http://www.insm-regionalranking.de/
  • Rang 5 in 2004 und 2005, Rang 6 (mit Landkreis Neumarkt) in 2006, Rang 7 in 2007 von 439 Kommunen, Rang 8 in 2008 mit einer Schuldnerquote von 4,97 bei 413 Landkreisen und kreisfreien Städten im Schuldneratlas Deutschland, http://www.creditreform.de
  • Rang 122 von 439 Kommunen beim „Patentatlas Deutschland 2006“
  • Rang 127 von 439 Kommunen in der Untersuchung „Zukunftsatlas 2004“  und Rang 93 im „Zukunftsatlas 2007“ durch die Prognos AG, http://www.prognos.com/zukunftsatlas/
  • Rang 388 von 1.103 Regionen auf EU-Ebene in der Studie „Zukunftsregionen-EU“ durch die Contor GmbH veröffentlicht im manager-magazin Dezember/2009 http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,druck-667547,00.htm.

Um diese insgesamt positive Entwicklung weiter aufrechtzuerhalten bzw. weiter zu verbessern, sind folgende Strategien und Maßnahmen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung dieser Region notwendig: 

  • Die Eigenständigkeit ländlicher Entwicklung und die Leistungsfähigkeit ländlicher Räume sind entscheidende Voraussetzungen für ein gleichrangiges und gleichberechtigtes Verhältnis zu Metropolregionen. Im Hinblick auf die spezielle Lage der Region Würzburg zwischen den Metropolregionen Nürnberg und Frankfurt (und den Zentren Stuttgart und Erfurt) sollte die Region Mainfranken bestrebt sein, ein eigenes wettbewerbsfähiges und zukunftsorientiertes Profil zu entwickeln, um einerseits sich als selbstständige und bestandsfähige Region zwischen diesen Metropolregionen zu profilieren und darzustellen, andererseits aber auch sinnvolle bedarfsorientierte Kooperationen mit diesen einzugehen. Der Landkreis Würzburg wird deshalb regional mit einer neu ausgerichteten Chancenregion Mainfranken auch zukünftig eine Weiterentwicklung und Profilbildung dieser Region Würzburg anstreben. 

  • Auf der Grundlage des fortgeschriebenen Kooperationspapiers „Stadt-Umland-Konzept“ soll auch die Kooperation von Landkreis und Stadt Würzburg fortgesetzt bzw. erweitert und intensiviert werden. Dies betrifft vor allem folgende Schwerpunktthemen:
    • ÖPNV-Verkehrsverbund Mainfranken mit weiterer Ausdehnung auf den Landkreis Main-Spessart, Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie auch auf den baden-württembergischen Nachbarlandkreis Main-Tauber-Kreis 
    • Modernisierung des Hauptbahnhofs
    • Weitere Verbesserung der Bahnverbindungen und hier speziell die Verbindung Würzburg-Stuttgart, aber auch Würzburg-Frankfurt
    • Erhalt bzw. Neubau des Kreis- und Staatsstraßen-Netzes und weiterer Ausbau der BAB Frankfurt-Nürnberg
    • Entwicklung des Flugplatzes Giebelstadt als Verkehrslandeplatz für die Region
    • Nachnutzung der Leighton Barracks durch die Universität Würzburg und weiterer qualitativer und quantitativer Ausbau der Würzburger Hochschulen
    • Projekt „Förderberater“ mit Schwerpunkt EU-Förderung in Kooperation mit Stadt Würzburg
    • Weitere Maßnahmen zur Förderung der Existenzgründung in der Region (Gründungsklima bzw. Gründungsbereitschaft, Gründungsakteure, unternehmerisches Denken, Risikokapital etc.)
    • Moderation der Cluster-Offensive in Kooperation mit der IHK Würzburg-Schweinfurt mit dem Ziel der Regionalisierung
    • Weiteres Engagement am Bundeswettbewerb „Gesundheitsregionen der Zukunft“
    • Flächendeckende Versorgung aller Gemeindegebiete mit Breitbandzugängen
    • Bildungsförderung im Bereich der Schul-, Aus- und Weiterbildung
    • Gewinnung von zusätzlichen Arbeitskräften für die Unternehmen dieser Region.

Um dies erfolgreich umsetzen zu können, bedarf es des Bewusstseins und des  Einsatzes aller Beteiligten kommunalen Körperschaften, Institutionen und Vereinigungen aus Politik und Wirtschaft im Verbund mit den Unternehmen dieser Region. Denn nur gemeinsam kann das Ziel der Weiterentwicklung und eigenständigen Profilentwicklung dieser „Wissenschafts- und Wirtschaftsregion Würzburg“ erreicht werden, um im Konzert der Mitbewerber eine bestimmende bzw. gar führende Rolle übernehmen zu können.  
 

Weitere Auskünfte und Informationen:
Armin Stumpf, Leiter der Stabsstelle Landkreis-Marketing, Zeppelinstr. 15, 97074 Würzburg, Tel. 0931 8003-435, Fax 0931 8003-438, E-Mail a.stumpf@lra-wue.bayern.de