Seiteninhalt

09.05.2018

Wohnraum in der Region Würzburg bleibt knapp Arbeitstagung »Wohnraum und Wohnungsbau in der Region Würzburg«

In Würzburg wächst die Nachfrage nach Wohnraum bei derzeit knappem Angebot. Eine Prognose der Sparkasse Mainfranken bis zum Jahr 2030 geht von einem Einwohnerzugewinn für die Stadt von bis zu 10.400 Menschen aus. Den Bedarf an Wohneinheiten in diesem Zeitraum sehen die Immobilienexperten bei 6.000 bis 9.000 Wohneinheiten.

Der Frage, wie diesem Wohnraummangel entgegnet werden kann, ging eine Tagung am Landratsamt Würzburg nach. Landrat Eberhard Nuß und Oberbürgermeister Christian Schuchardt luden zu einer interkommunalen Arbeitstagung zum Thema „Wohnraum/-bau in der Region Würzburg“ ein. Mit dabei waren auch Vertreter der Regierung von Unterfranken, der Abteilung Immobilien der Sparkasse Mainfranken sowie zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis Würzburg.

Warum mangelt es an Wohnraum?

Viele verschiedene Faktoren seien für den derzeitigen Wohnraummangel verantwortlich, waren sich Landrat und Oberbürgermeister einig: der demographische Wandel, durch den viele ältere Menschen alleine oder zu zweit in sehr großen Wohnungen oder Häusern wohnen bleiben, der wachsende Zuzug in Richtung Stadt oder in das städtische Umland, die Leerstände im ländlichen Raum sowie der Quadratmeter-Mehrbedarf pro Kopf gehören dazu. Die Vereinzelung in unserer Gesellschaft tut ihr übriges: In der Stadt Würzburg stieg die Zahl der Ein-Personen-Haushalte in manchen Stadtteilen bereits auf über 60 Prozent an, so OB Schuchardt. Der neue Stadtteil Hubland, der Wohnungen für rund 4.000 Menschen schafft, gleicht die fehlenden Wohnungen nicht annähernd aus. Denn auch Studenten suchen ständig bezahlbare Unterkünfte.

Eine erfolgreiche Schaffung von Wohnraum braucht dringend die Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis, waren sich OB und Landrat denn auch einig.

Mangel treibt Preise in die Höhe

Otto Schreck, Abteilungsleiter Immobilien bei der Sparkasse Mainfranken sowie Thomas Hofmann, Immobilienberater der Sparkasse Mainfranken, erläuterten die Folgen dieser Entwicklung. Die Preise für Wohnimmobilien im Regierungsbezirk Unterfranken sind seit 2012 erheblich gestiegen: beim Neubau eines Eigenheims schlägt die Steigerung mit rund 27,9 Prozent zu Buche, beim Verkauf eines bestehenden Hauses mit 39,7 Prozent. Bei den Eigentumswohnungen (Bestand) beträgt die Steigerung 25 Prozent.

Im Ausblick stellten die Immobilienfachmänner fest: Das niedrige Zinsniveau, steigende Realeinkommen, der positive Arbeitsmarkt und die demographische Entwicklung halten die Nachfrage weiterhin hoch. Das Angebot an Wohnraum wird konstant knapp bleiben; hierzu tragen stagnierende Baugenehmigungen, der Wegfall von Wohnungen im Altbestand und der höhere Wohnflächenverbrauch bei.

Die stetige Nachfrage kommt von Mitarbeitern der Universität und von größeren Firmen, von Bewohnern der Randgemeinden und aus dem Bereich Kitzingen und Main-Spessart. Außerdem gehören Studenten stets zu den Wohnungssuchenden. Hohes Interesse zeigen auch Bürger aus Würzburg und der Region, die sich aus Altersgründen mittelfristig auf kleinere Wohneinheiten ausrichten möchten.
Dazu kommt ein zunehmendes Interesse von bundesweiten Kapitalanlegern, die im Würzburger Immobilienmarkt Chancen sehen.

Mietpreissteigerungen bis zu 66 Prozent

Kein Wunder, dass sich die Mieten von 2005 bis 2018 um bis zu 66 Prozent erhöht haben, der Verkaufspreis von Wohnungen hat sich im selben Zeitraum um 75 Prozent erhöht. Die Baulandpreise im Landkreis Würzburg stiegen in den letzten Jahren in den stadtnahen Gemeinden ebenfalls eklatant, wie kürzlich das Beispiel Veitshöchheim zeigte.

Damit auch die ländlicher gelegenen Gemeinden des Landkreises attraktiv bleiben oder wieder werden, spielt die Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs und Einrichtungen der Daseinsvorsorge eine große Rolle, betonte Regionalmanager Michael Dröse, Leiter der Kreisentwicklung am Landratsamt. Immerhin pendeln knapp 30.000 Landkreisbewohner täglich zur Arbeit in die Stadt. Umgekehrt führt der Weg 6.400 Pendler aus Würzburg zur Arbeitsstelle im Landkreis, vornehmlich nach Rottendorf, Höchberg, Giebelstadt, Ochsenfurt, Veitshöchheim, Estenfeld oder Rimpar.

Kommunale Wohnraumförderung soll neue Wohnungen schaffen

Claus Kiesel, Leiter des Sachgebiets Wohnungswesen bei der Regierung von Unterfranken, informierte die Bürgermeister über den Wohnungspakt Bayern, vor allem über die II. Säule, die die Kommunale Wohnraumförderung (KommWFP) umfasst. Staatlich geförderter, sozialer Wohnungsbau ist unersetzlich, so Kiesel. Denn: „Die Lösung der Wohnungsfrage ist für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft entscheidend.“

Die bayerische Staatsregierung hat im Wohnungspakt Bayern Fördermittel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro bis 2019 zur Verfügung gestellt. Jährlich entstehen bayernweit derzeit 6.000 bis 7.000 Wohnungen neu; bisher sind seit Oktober 2015 rund 28.000 staatliche und staatlich geförderte Wohnungen gebaut worden.

Dies sei nötig, da in Bayern nach Expertenschätzungen zwischen 300.000 und 400.000 Wohnungen fehlen. Kiesel ermunterte die Bürgermeister, in ihren Gemeinden Möglichkeiten des geförderten Wohnungsbaus zu überprüfen und die Fördermittel auszuschöpfen. Der Zuschuss an die Gemeinden kann bis zu 30 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtkosten betragen. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt zehn Prozent, zum Beispiel durch ein eigenes Grundstück. Der Rest wird mit zinsgünstigen Darlehen über das KommWFP finanziert.

Sozialer Wohnungsbau stärkt den Zusammenhalt der Gesellschaft

Zielgruppe des sozialen Wohnungsbaus sind Haushalte, die sich am Markt nicht mit angemessenem Wohnraum versorgen können. Dabei sollen auch anerkannte Flüchtlinge angemessen berücksichtigt werden. Ein Wohnberechtigungsschein ist nicht erforderlich. Die Gemeinden entscheiden selbständig über die Belegung der Wohnungen und damit über die soziale Mischung in den Quartieren. Die Bindungsdauer als sozialer Wohnungsbau beträgt ab dem Zeitpunkt der Bezugsfertigkeit 20 Jahre.

Was wird gefördert?

Gefördert werden die Schaffung von Mietwohnraum durch Neubau, Gebäudeänderung oder Gebäudeerweiterung, die Modernisierung bestehenden Mietwohnraums, der Erwerb von Grundstücken oder leerstehenden Gebäuden zur Durchführung der zuvor beschriebenen Maßnahmen, vorbereitende planerische Maßnahmen wie Wohnraumkonzepte, Wettbewerbe oder Fachgutachten sowie der Ersterwerb von Wohngebäuden.

„Bezahlbarer Wohnraum gehört zu den Fundamenten des sozialen Zusammenhalts in einer Gesellschaft“, betonte Claus Kiesel zum Abschluss der Arbeitstagung.

In einem nächsten Schritt wird das Regionalmanagement des Landkreises die interessierten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises Würzburg zu einer Arbeitsgemeinschaft einladen, um mit möglichen Umsetzungspartnern und Fachleuten konkrete Planungen zu initiieren.