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12.05.2010

Zecken eröffnen ihre Jagdsaison


Die Zecke, gemeinhin auch Holzbock genannt, eröffnet derzeit ihre Jagdsaison. Vor allem im Frühsommer legt sich die Zecke in Gräsern und Wiesen auf die Lauer und wartet auf ihre Opfer, oft Gartenarbeiter, Wanderer oder Camper. Die Gefährlichkeit des Zeckenbisses liegt nicht im Blutverlust, es sind die übertragenen Krankheitserreger, die dem menschlichen Organismus zu schaffen machen. In schweren Fällen können die durch Viren hervorgerufene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sowie die bakterielle Borreliose zum Tode führen.

Das Risiko an FSME zu erkranken, hängt im Wesentlichen vom Reise- und Freizeitverhalten sowie vom Durchseuchungsgrad der Zeckenpopulation ab. Auch 2009 traten die meisten FSME-Erkrankungen im Süden Deutschlands auf: Von 313 Fällen deutschlandweit wurden 130 Fälle aus Bayern und 146 Fälle aus Baden-Württemberg gemeldet. Seit 2001 haben sich die FSME-Risikogebiete in Bayern kontinuierlich ausgeweitet: Zuletzt wurden 78 bayerische Landkreise bzw. kreisfreie Städte als FSME-Risikogebiete eingestuft. Auch die Region Würzburg zählt zu den Risikogebieten. In der Region Würzburg wurde dem Gesundheitsamt im vergangenen Jahr kein Erkrankungsfall gemeldet.

Durch FSME kann es zur Erkrankung von Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark kommen.  Wer in einem FSME-Gebiet Urlaub machen möchte oder sich beruflich oft in der freien Natur aufhält, sollte sich rechtzeitig impfen lassen aber auch auf sinnvolle Kleidung achten. Das Risiko, bei einem Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken, bei der die Haut, Gelenke, das Herz und das Nervensystem befallen sein können, ist sehr viel höher anzusiedeln. Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass bundesweit jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Menschen an Borreliose erkranken.
 
Während es gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis eine Impfung gibt, ist man gegen die Borreliose noch machtlos. Empfohlen wird daher, auf die richtige Bekleidung zu achten. Auch manche Insektensprays können dem Holzbock den Appetit gehörig verderben. Das Gesundheitsamt empfiehlt nach Zeckenbissen auf Hauterscheinungen zu achten, bei denen rote Flecken zentral abblassen.

Aufgrund des relativ hohen Erkrankungsrisikos in offiziell anerkannten Risikogebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) die Impfung als präventive Maßnahme für alle zeckenexponierten Personen. Fast alle Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung bei Reisen oder Aufenthalten in den deutschen Risikogebieten.

Zecken sollen möglichst schnell und fachgerecht entfernt werden. Geheimtipps zur Zeckenentfernung gibt es wohl genug. Diese reichen vom Abbrennen der Zecke bis zum Drauftröpfeln von Öl. Solche Verfahren schaden mehr als sie nützen. Es könnte passieren, dass die Zecke in ihrem Todeskampf noch Erreger ausscheidet. Auch vom Quetschen der Zecke wird dringend abgeraten. Die Zecke sollte mit einer feinen Pinzette oder mit einem Skalpell entfernt werden. Dazu setzt man dicht über der Haut an und zieht bzw. hebelt die Zecke vorsichtig heraus. Wer sich nicht sicher ist, die Zecke richtig entfernen zu können, sollte einen Arzt aufsuchen.

Während FSME-Viren in den Speicheldrüsen der Zecken sitzen, befinden sich die Borrelien zunächst im Mitteldarm. Das hat zur Folge, dass FSME-Viren direkt mit dem Stechakt auf das Opfer übertragen werden. Bei Borrelien dagegen wird davon ausgegangen, dass sie erst zu einem späteren Zeitpunkt während des Saugaktes in den Wirt gelangen. Mit dem schnellen und vollständigen Entfernen der Zecke kann man das Risiko einer Übertragung von Borreliose-Erregern minimieren.

Text: Paul Justice