Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg wird Aufgabenträger des zweiten bayerischen Telenotarztstandorts
Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (BayStMI) will den Ausbau der telenotärztlichen Struktur weiter vorantreiben. In einem Schreiben an Christine Haupt-Kreutzer, Vorsitzende des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg (ZRF Würzburg), teilt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann mit, dass der Rettungsdienstbereich Würzburg sich als „Telenotarztstandort Nord“ besonders eignen würde. Am Montagabend hat die Verbandsversammlung des ZRF Würzburg ihre Zustimmung erteilt, Aufgabenträger eines Telenotarztstandorts zu werden. Dieser wird der zweite und größte bayernweit.
Geschäftsleiter Paul Justice und Dr. Andreas Klinger, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), teilen die Auffassung des BayStMI nach der der Zweckverbandsbereich Würzburg sich für den „Telenotarztbereich Nord“ besonders eignet. Die Leistungsfähigkeit des Würzburger Universitätsklinikums stelle dabei einen besonderen Standortfaktor dar. Die hohe Notarztdichte, gute Besetzungsquoten im regionalen Notarztdienst und ein sehr gut funktionierendes Programm zur Qualifizierung neuer Notärzte seien weitere Merkmale, welche die Region auszeichnen.
Rettungsnotdienstbereich hat bei der Standortentscheidung überzeugt
Verbandsvorsitzende Christine Haupt-Kreutzer freut sich, dass der Rettungsdienstbereich Würzburg bei der Standortentscheidung des Innenministeriums überzeugt hat: „Das Universitätsklinikum mit einem Klinikverbund, engagierte Notärzte und Rettungsdienste sind starke Partner, gerade wenn es darum geht, die Notfallversorgung voran zu bringen. Unser besonderer Dank gilt auch Paul Justice, dem Geschäftsleiter des ZRF Würzburg, für sein großes Engagement“.
Der „Telenotarztstandort Nord“ soll dem bayerischen Konzept zufolge die Rettungsdienst-bereiche Bamberg/Forchheim, Bayreuth/Kulmbach, Coburg, Hochfranken, Ansbach, Mittelfranken Süd, Nürnberg, Bayerischer Untermain, Schweinfurt und Würzburg telenotärztlich versorgen. Neun reguläre und zwei redundante Telenotarztarbeitsplätze sollen dafür in einem besonders zu sichernden Gebäude eingerichtet werden.
Kosten werden von Krankenkassen getragen
Die Kosten für Einrichtung und Betrieb der Telenotarztstandorte werden durch die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern getragen. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung hat als Aufgabenträger die Kosten für das Vergabeverfahren zur Ermittlung eines entsprechend geeigneten Betreibers des Telenotarztstandortes zu tragen.
Nach Mitteilung des BayStMI ist die geplante bayerische Telenotarztstruktur bundesweit das größte Projekt dieser Art. „Das bayerische Telenotarztprojekt zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl alle Rettungswagen über eine gleichförmige telemedizinische Ausstattung verfügen, als auch die drei in Bayern geplanten Telenotarztstandorte mit einer einheitlichen, übergreifenden Technik ausgerüstet werden. Hierdurch können sich die Standorte auch untereinander vertreten und aushelfen“, erklärte ÄLRD Dr. Andreas Klinger den Politikern und Gästen in der Verbandsversammlung.
In Echtzeit mit Telenotarzt kommunizieren
Die Einsatzkräfte vor Ort können dem Ärztlichen Leiter zufolge in Echtzeit mit dem Telenotarzt kommunizieren und ihn in den laufenden Versorgungsprozess einbinden. „Dafür stehen Kommunikationswege per Bild, Ton und Text zur Verfügung“. Zudem sei es möglich, Daten aus Medizingeräten (EKG, Blutdruck usw.) sicher an den Arbeitsplatz des Telenotarztes zu übertragen. Das Konzept des BayStMI sieht vor, dass die bayerischen Rettungswagen speziell u. a. mit Kamera und Mikrofon ausgerüstet werden. Die Besatzungen erhalten zudem ein „Mobile Device“ ebenfalls mit Kamera, um auch außerhalb des Rettungswagens über alle Kommunikationswege mit dem Telenotarzt verbunden zu sein.
Der erste „Telenotarztstandort Ost“ wird aktuell im Rettungsdienstbereich Straubing vorbereitet. Dieser ist unmittelbar für weitere sieben Rettungsdienstbereiche zuständig: Regensburg, Oberpfalz-Nord, Landshut, Passau, Ingolstadt, Rosenheim und Traunstein. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Straubing hat den RKT als Betreiber des Telenotarztstandorts beauftragt. Nach Planungen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration (BayStMI) sollen bereits zum Jahreswechsel 2024/2025 die ersten Rettungswagen in Bayern auf die Unterstützung durch einen Telenotarzt zugreifen können.
Universitätsklinikum hat Interesse an Engagement bekundet
Das Universitätsklinikum Würzburg hat im Vorfeld der ministeriellen Entscheidung Interesse angemeldet, sich bei der ärztlichen Besetzung eines Telenotarztstandorts im Verbund mit weiteren unterfränkischen Kliniken koordinierend zu engagieren, sollte ein Standort im Rettungsdienstbereich Würzburg durch das BayStMI als oberste Rettungsdienstbehörde erwogen werden.
Wie Dr. Andreas Klinger in der Verbandsversammlung berichtete, sind die Anforderungen an die Telenotärzte sehr hoch. In Frage kommen ausschließlich Fachärzte aus den Gebieten Anästhesiologie, Chirurgie, Innere Medizin oder Allgemeinmedizin. Wer telemedizinisch als Notarzt tätig sein will, muss mindestens auf eine fünfjährige Einsatzerfahrung mit mindestens 500 nachgewiesenen Notarzteinsätzen zurückblicken. Die regelmäßige Teilnahme am luft- oder bodengebundenen Notarztdienst ist für die telemedizinische Tätigkeit als Telenotarzt vorgeschrieben.