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27.11.2019

Ausstellung und Fahnenhissung zum Internationalen Gedenktag "NEIN zu Gewalt an Frauen"

„Dieser Tag ist ein Anlass, den Finger in die Wunde zu legen!“, betonte Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes, die der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Würzburg, Carmen Schiller, ins Landratsamt Würzburg gefolgt war. Zum Internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ versammelten sich zahlreiche Männer und Frauen, Politiker*innen und Frauenrechtler*innen sowie Schüler*innen des Gymnasiums Veitshöchheim mit ihrer Lehrerin Beate Hofstetter, um gemeinsam Solidarität mit Frauen, die auch heute noch weltweit von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht sind, zu zeigen.

Mit dem Malstift gegen die geraubte Kindheit

Landrat Eberhard Nuß zeigte sich betroffen von der Vielzahl an Menschenrechtsverletzungen, Gewalt bis hin zu Mord, denen Mädchen und Frauen weltweit und auch in Deutschland, ausgesetzt sind. Vor allem die Ausstellung „Mit dem Malstift gegen die geraubte Kindheit“, die 21 Kunstwerke von Schüler*innen aus der Türkei zeigt, die selbst von Früh- oder Zwangsverheiratung, von Gewalt und Bedrohung wegen der angeblichen Verletzung der Familienehre betroffen sind oder waren, berührte die Gäste. Die Ausstellung zeigt mit erschütternden Selbstzeugnissen, wie die seelische und körperliche Gesundheit durch Früh- oder Zwangsverheiratung der Betroffenen leidet.

„Auch in Deutschland sind im letzten Jahr 35 Ehrenmorde bzw. Mordversuche an Frauen und Mädchen bekannt geworden“, so Christa Stolle. 813 Fälle von Zwangsverheiratung wurden in diesem Jahr aufgrund von Recherchen von Terre des Femmes bekannt. Durch Kampagnen von Terre des Femmes konnte 2011 der Straftatbestand Zwangsverheiratung in Deutschland erreicht werden und seit 2017 gibt es hierzulande das Gesetz gegen Frühehen. „Ehen, die – wo auch immer - vor dem 18. Lebensjahr geschlossen wurden, sind hier bei uns ungültig“, betonte Stolle.

Das eigene Zuhause - gefährlicher als der dunkle Park

Eva Lechner, Koordinatorin der Städtegruppe Würzburg von Terre des Femmes, stellte die Arbeit auf lokaler Ebene vor. „Wir müssen uns klarmachen, dass der gefährlichste Ort für eine Frau auch hierzulande nicht der dunkle Park ist, sondern das eigene Zuhause“, so Lechner zum Thema häusliche Gewalt. Deshalb ist es wichtig, ausreichend Plätze in Frauenhäusern zur Verfügung zu stellen.

Claudia Widmann von der Frauenberatungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) lud ein, die Angebote, die für Frauen ab 16 Jahren offenstehen, zu nutzen. „Wir arbeiten präventiv und in Krisensituationen, um Frauen zu beraten und zu unterstützen, eine Perspektive für ihr Leben zu finden“, erklärte Widmann.

Die Hissung der Fahne zum Internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ durch Landrat Eberhard Nuß vor dem Haupteingang des Landratsamtes und ein Rundgang durch die Ausstellung zur Zwangsverheiratung rundeten den aufrüttelnden Nachmittag ab.

Ausstellung im Landratsamt

Die Ausstellung ist im Landratsamt Würzburg, Zeppelinstraße 15, Haus 1, Foyer 1.Stock vom 25. November bis zum 20. Dezember 2019 montags bis donnerstags von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr und freitags von 7.30 Uhr bis 12 Uhr im Landratsamt Würzburg zu sehen.