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30.10.2020

In Uettingens Neuer Mitte zieht wieder Leben in altes Gemäuer

Die Alte Schule aus dem 19. Jahrhundert steht seit rund 30 Jahren leer. Aus der historischen Hofanlage in der Nachbarschaft ist die landwirtschaftliche Betriebsamkeit gewichen. Ein solches Szenario löst in vielen Gemeinden Sorgen aus. Nicht so in Uettingen. Hier entsteht auf rund 10.000 Quadratmetern mitten im Ortskern neben dem Rathaus ein neues Zentrum mit Seniorenheim, Ladengeschäften, modernen Wohnungen und Bürgertreffpunkten.

Auf Einladung von Landrat Thomas Eberth informierte sich Christian Müller, Leiter des Referats für pflegerische Versorgungsstrukturen und Wohnen im Alter im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, vor Ort über die Planungen für das neue Seniorenzentrum und seine Einbettung in die Dorfgemeinschaft. Architekt Roland Breunig stellte gemeinsam mit Eva von Vietinghoff-Scheel, Betriebsleiterin der Senioreneinrichtungen im Landkreis Würzburg und Vorstand des Kommunalunternehmens (KU), Prof. Dr. Alexander Schraml, KU-Vorstand, und Bürgermeister Edgar Schüttler das innovative Konzept mit Ehrenamt, Seniorenarbeit und Begegnungszentrum vor.

„Mitte mit Herz“ – Jung und Alt kommen zusammen

Das Areal, dessen Wiederbelebung auch durch einen Kreistagsbeschluss unterstützt wird, umfasst die Alte und Neue Schule sowie den ehemaligen Krämerhof. Auf dem Gelände des fast 200 Jahre alten Hofs entsteht ein Seniorendienstleistungszentrum mit Begegnungs- und Treffpunktmöglichkeiten sowie 49 Pflegeplätzen unter der Leitung der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg. In der ehemaligen Astrid-Lindgren-Grundschule wird ein Allgemeinarzt seine Praxisräume eröffnen. Außerdem entstehen hier acht Wohnungen. Die Alte Schule mit angrenzender Scheune wird mit einem Café und einem Hofladen wieder zum Leben erweckt. Im Ober- und Dachgeschoss sind acht Wohnungen geplant. Gemeinsam mit den sechs barrierefreien Wohnungen in der neuen „Laube“ entstehen so insgesamt 22 Wohnungen. Architekt und Bauherr Roland Breunig wollte das Zusammenleben im Ortskern nicht durch anonyme Bauträgermaßnahmen aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb hatten Uettinger einen kleinen Vorsprung beim Kauf der Wohnungen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen gingen so in die Hände Ortseingesessener. Alte Bausubstanz bleibt soweit möglich erhalten, sodass Breunig von einer besonders gesunden Art der Nachverdichtung sprechen konnte.

Alle Lebensstationen auf einem Areal

Landrat Thomas Eberth lobte das Vorhaben als mögliches Modellprojekt für ganz Bayern. „Wir erleben hier ein stufenweises Wohnkonzept, das die verschiedenen Phasen des Älterwerdens abbildet. Von Familienwohnungen über barrierefreie Wohneinheiten bis hin zu ambulanten und schließlich dauerstationären Pflegeplätzen finden sich alle Lebensstationen auf einem Areal wieder – und das mitten im Herzen von Uettingen in historischer Bausubstanz - genial“.

Das Kommunalunternehmen des Landkreises übernimmt die Seniorenanlage für 25 Jahre. Der Bedarf für ein weiteres Pflegezentrum sei enorm groß, unterstrichen Eva von Vietinghoff-Scheel und Alexander Schraml. Im westlichen Landkreis gibt es bislang keine vergleichbare Einrichtung. „Das neue Seniorenzentrum wird eine Bereicherung für Uettingen und Umgebung“, sind sich beide deshalb einig. Älterwerden im gewohnten Umfeld, in der Nähe von Familie und Freunden, sei der Wunsch vieler Senioren.

Schraml kündigte zudem an, dass der Pflegestützpunkt des Landkreises Würzburg auch im Seniorenzentrum Uettingen eine Beratungsstelle betreiben wird. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen können sich im Stützpunkt zu Wohn- und Betreuungsformen beraten lassen. Viele Kooperationen mit ambulanten Diensten, Vereinen und Verbänden sowie den Kirchen sind geplant.

Landkreis und Kommunalunternehmen streben eine Aufnahme der Seniorenwohnlage in das vom Bayerischen Gesundheitsministerium ins Leben gerufene Förderprogramm „PflegesoNah“ an. Referatsleiter Christian Müller vom Gesundheitsministerium und Karola Back von der Regierung von Unterfranken lieferten wichtige Hinweise für die Antragstellung. Da die Investitionskostenförderung auch Impulse für eine Öffnung von Pflegeheimen in den sozialen Nahraum setzen möchte, sei es unter anderem wichtig, die Einbettung des neuen Heims in die Dorfgemeinschaft darzustellen.

Ehrenamt bereichert Alltag

Bürgermeister Edgar Schüttler und Kreisrat Thomas Hoffmann berichteten von der regen Vereinstätigkeit in Uettingen. Vor allem im Kulturbereich werde dank der Musikvereine und der Theatergruppe viel geboten. Selbstverständlich sei es das Ziel, mit ehrenamtlichen Angeboten auch das Alltagsleben der Heimbewohner*innen zu bereichern und Begegnungsstätten für den Austausch und die Gemeinschaft zu schaffen.

„Das Seniorenheim wird ein ganz selbstverständlicher Teil des Gemeindelebens sein. Nicht nur mitten in Uettingen, sondern mitten im Herzen der Menschen“, blickte Landrat Thomas Eberth überzeugt in die Zukunft. Als nächstes werde nun der Förderantrag gestellt und im kommenden Jahr hoffentlich gebaut.