Seiteninhalt

06.10.2020

Samstagsbrief: Herr Czygan, gerne erkläre ich Ihnen, was das Gesundheitsamt in Corona-Zeiten tut!

Landrat Thomas Eberth antwortet auf den Samstagsbrief der Main-Post vom 26. September 2020 zur Arbeit des Gesundheitsamts von Stadt und Landkreis Würzburg:

Sehr geehrter Herr Czygan,

als Leiter des staatlichen Landratsamtes – und damit als Vorgesetzter des Leiters des Gesundheitsamtes, Dr. Johann Löw – ist es mir ein wichtiges Anliegen, auf Ihren Samstagsbrief vom 26. September 2020 zu antworten.

Zunächst einmal: Herr Dr. Löw hat Sie nicht warten lassen. Er war – wie schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie in der Region Anfang März – damit beschäftigt, sich darum zu kümmern, die weitere Verbreitung des Virus in Stadt und Landkreis Würzburg ob der steigenden Zahlen der Infizierten durch Reiserückkehrer und unvernünftiges Handeln von Personen in Shisa-Bar und Restaurant in den Griff zu bekommen. Dazu zählen neben vielen Besprechungen zur strategischen und medizinischen Ausrichtung des Gesundheitsamtes für Stadt und Landkreis Würzburg auch die Rekrutierung, Schulung und Koordinierung des neuen Personales, die Abstimmung mit niedergelassenen Ärzten, Kliniken, Senioren- und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen, Schulamt und Ministerialbeauftragten, Regierung, Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Regierung von Unterfranken, Ministerien usw. Weiter gehört die Abstimmung zwischen Stadt und Landkreis Würzburg zu seinen Aufgaben, ebenso die Wahrnehmung der behördenübergreifenden Treffen und die Einrichtung sowie der Betrieb des Bayerischen Testzentrums auf der Würzburger Talavera. Nicht zuletzt verantwortet er den Betrieb des Bürgertelefons für Stadt und Landkreis, seit der Katastrophenfall aufgehoben wurde. Daher wird er meinerseits und durch das Amt an sich bestmöglich unterstützt und muss dennoch priorisieren.

Natürlich zählt auch die Öffentlichkeitsarbeit zu unseren Aufgaben. Und nein, Anfragen von Journalisten nerven uns nicht, da wir auf bestmögliche Transparenz und Information setzen. Gerade in der von Ihnen angesprochenen Woche, als die ersten Schüler*innen Corona-positiv getestet wurden und die Inzidenzwerte gestiegen sind, bedeutete die Fülle all dieser Aufgaben jedoch eine immense Herausforderung: Neben all seinen fachlichen Tätigkeiten hat das Gesundheitsamt in der betreffenden Woche 38 Presseanfragen zu Corona beantwortet, davon alleine 17 an Ihre Redaktion (Vorwoche: 71 Corona-Anfragen, davon 20 von der Main-Post). Bei jeder einzelnen Anfrage steuerte Dr. Johann Löw seine fachliche Expertise als Mediziner bei, dies wurde auch jeweils so kommuniziert.

Mangelnde Transparenz kann man dem Gesundheitsamt und seinem Leiter somit nun wirklich nicht unterstellen. Im Gegenteil: es besteht ein großes Verständnis für das Informationsinteresse der Medien und der Bevölkerung. Wir wollen in Zeiten von Fake-News und Verschwörungstheorien fundiertes Wissen geben. Das kostet manchmal mehr Zeit, als gedacht und braucht sinnvolle Recherche – eben fachlich fundiert!

Auch mit der personellen Verstärkung des Gesundheitsamtes wurden keine Kapazitäten für neue Aufgaben frei. Beispielsweise bedeutet der Arbeitsaufwand, den eine positive Meldung beim Gesundheitsamt verursacht, die Kontaktaufnahme mit bis zu 50 Kontaktpersonen.

Von den planmäßig für das Gesundheitsamt vorgesehenen acht unbefristeten Amtsarzt-Stellen sind aktuell tatsächlich 5,75 Stellenanteile für alle Aufgaben des Gesundheitsamtes verfügbar. Hiervon sind 1,5 Stellen nicht für Corona-Aufgaben einsetzbar. Die zusätzlichen sechs befristeten Amtsarzt-Stellen werden nach und nach besetzt; derzeit sind 2,5 Stellen personell ausgefüllt. Ärzte für diese Aufgaben zu finden, ist dabei eine große Herausforderung. Weiter ist zu bedenken, dass die neuen Kolleg*innen dann natürlich auch eingearbeitet werden müssen.

Hinzu kommt, dass sich unser Gesundheitsamt von Woche zu Woche mit neuen Themenschwerpunkten beschäftigen muss: Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, ambulante Pflegeeinrichtungen, Saisonarbeiter, Reiserückkehrer, Schulen, Kitas, Veranstaltungen, Demonstrationen, Hygienekonzepten aller Art und Ausnahmen von den Allgemeinverfügungen.

Daher ist objektiv klar, dass nicht immer der Chef des Gesundheitsamtes sofort zur Verfügung steht. Deswegen ist eben auch unsere Pressestelle angehalten, zu vermitteln und Verständnis für die Situation im Gesundheitsamt zu erwirken. Auch ich persönlich stehe immer bei Fragen zur Verfügung.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen darlegen, lieber Herr Czygan, was das Gesundheitsamt in Corona-Zeiten leistet – und das bereits seit Monaten im Dauereinsatz. Sie haben selbst festgestellt, dass die Gesundheitsämter in der Vergangenheit oft nicht die Wertschätzung erfahren haben, die sie verdient hätten. Dies können die Medien besonders in der aktuellen Lage mit einer sachlichen und fairen Berichterstattung nachholen.

Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund!


Thomas Eberth
Landrat