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22.02.2016

Landkreis Würzburg als Zweiter in Bayern "Fairtrade" ratifiziert - Beeindruckender Festakt für mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde im Gymnasium Veitshöchheim

Jeder Deutsche konsumiert im Jahr 11,6 Kilogramm Kakao, was 116 Tafeln Schokolade entspricht. Bislang werden jedoch nur 1,2 Prozent aus fairem Handel importiert. Bei Kaffee liegt dieser Prozentsatz bei 2,9 Prozent nicht zuletzt durch die Tätigkeit der Weltläden, deren Umsatz zu einem Drittel aus Kaffee besteht. Mit diesen Fakten wartete Hannah Rüther aus München vom Verein Transfair auf, die zu einem Festakt ins Gymnasium Veitshöchheim gekommen war, bei dem der Fairtrade-Gedanke die Hauptrolle spielte.

Mitgebracht hatte die süddeutsche Repräsentantin der in Deutschland zuständigen nationalen Fairtrade-Organisation, die das bekannte grün-blaue Siegel für fair gehandelte Produkte vergibt, für Landrat Eberhard Nuß eine Urkunde, die bezeugt, dass der Landkreis nun offiziell zu den elf Fairtrade-Landkreisen in Deutschland gehört. Nach Main-Spessart sei der Landkreis der zweite in Bayern.

Wie Rüther sagte, gehe die staatliche Entwicklungshilfe oft an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Fairer Handel mit fairen Preisen ermögliche Hilfe zur Selbsthilfe, gebe den Menschen in der Dritten Welt Perspektiven und trage dazu bei, dass sie ihre Heimat nicht verlassen.

Im Landkreis gab es bereits einen Vorreiter, nämlich die Gemeinde Günterselben, die schon im April 2012 Fairtrade-Gemeinde wurde. Mittlerweile konnte auch die Stadt Ochsenfurt ihre Zertifizierung feiern und Gerbrunn hat sich auf den Weg gemacht. Auch die Stadt Würzburg ist seit November 2011 als Fairtrade-Stadt zertifiziert. In acht Gemeinden, in Erlabrunn, Güntersleben, Hettstadt, Ochsenfurt, Randersacker, Reichenberg, Rottendorf und Waldbüttelbrunn sind Eine-Welt-Läden zum Teil schon seit Jahrzehnten etabliert, die ausschließlich fair gehandelte Produkte anbieten.

Landrat Nuß zeigte sich sehr stolz über die Auszeichnung und sprach von einem großen Tag für den Landkreis Würzburg und für die Menschen, die hier leben. So freute er sich auch über die vielen Ehrengäste, die der Bedeutung des Anlasses entsprechend gekommen waren wie die Landtagsabgeordneten Kerstin Celina und Volkmar Halbleib, Bezirkstags- und Kreistagsmitglieder, die Ministerialbeauftragten sowie die Vertreter von fünf Weltläden im Landkreis, vom Einzelhandel, der Gastronomie, Kindergärten und Pfarrgemeinden.

Im Juli 2014 hatte der Kreistag mit seinem Beschluss, dass der Landkreis Würzburg den Titel „Fairtrade-Kreis“ anstrebt, diesen Prozess angestoßen. Nach 20 Monaten sei man nun dank der fleißigen Arbeit einer eigens eingesetzten Steuerungsgruppe am Ziel. Dies gelte es, gebührend zu feiern, denn die fünf Kriterien des Vereins TransFair e.V. habe man mehr als erfüllt. So werde im Landratsamt bei Sitzungen und Besprechungen nur der „Würzburger Partnerkaffee“ ausgeschenkt, der von Kleinbauern in der Würzburger Partnerdiözese Mbinga in Tansania angebaut wird. Jährlich seien dies etwa 50 Kilogramm Kaffee.

Doppelt so hoch als von Transfair gefordert, übertraf der Landkreis das Kriterium, in Relation zur Einwohnergröße 26 Einzelhandels- und 13 Gastronomiebetriebe nachzuweisen, die Fairtrade-Produkte anbieten oder verwenden. Erfolgreiche Mitstreiter sind weiter sechs Schulen, fünf Kindergärten, sechs Vereine und 17 Kirchengemeinden, die bei ihren Veranstaltungen fair gehandelte Produkte einsetzen.

Schließlich galt es im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit den Fairtrade-Gedanken in Kampagnen zu thematisieren. Handlungsfelder waren so, in der Weihnachtszeit eine fair gehandelte Nordmanntanne aufzustellen, der Kauf von Sportbällen mit dem Fairtrade-Siegel der Firma BadBoyz aus Nürnberg für die sechs landkreiseigenen Schulen und die Aktion Gesunde Pause im Gymnasium Veitshöchheim mit fair gehandelten Produkten.

Das Landkreis-Gymnasium in Veitshöchheim wurde vom Landrat bewusst als Veranstaltungsort für die Auszeichnung gewählt, weil dort der Fairtrade-Gedanke bereits indus ist. So verwöhnte das Team der von Tessa Richter und Linus Dossler geleiteten Schülerfirma Fresh & Fruits die Gäste nach dem offiziellen Teil höchst professionell mit einem exzellenten "Faires Flying Buffet" unter Verwendung zahlreicher Fairtrade-Zutaten.

Schüler gaben der Feierstunde auch musikalisch eine festliche Note, so das Gitarrentrio Felix von der Goltz, Samuel Kämpf und Jakob Paulick, der Pianist Tillmann Fischediek und das Gitarren und Gesangsduo Jola Paulick und Josefine Feiler sowie unterhaltsam das Jonglage-Duo Silvia und Sophie Kriege von der Jongliergruppe "Drunter & Drüber" des Gymnasiums.

Dr. Arno Wielgoss, Geschäftsführer der PERÚ PURO GmbH führte mit seinem Impulsreferat „Von der Kakaopflanze bis zur fertigen Schokolade" das Thema „Fairtrade“ plastisch vor Augen. Seine Firma bezieht zu fairen Preisen Qualitätskakao von 40 sich in der Kooperative "APECMU" zusammengeschlossenen Bauern aus dem abgelegenen Urubambatal im peruanischen Bergregenwald, um ihn direkt und ohne Zwischenhändler nach Deutschland zu exportieren.

Eine Übersicht über die bisher registrierten Betriebe, Vereine und Einrichtungen findet man unter www.landkreis-wuerzburg.de/Fairtrade.

Betriebe, Vereine, Schulen, Kindergärten und Kirchengemeinden, die hier noch nicht gelistet sind, können sich beim Landratsamt Würzburg, Brigitte Schmid, Kreisentwicklung, Tel. 0931-8003-852, b.schmid@lra-wue.bayern.de melden.

Wie der Handel mit fair gehandelten Produkten funktioniert und welche Organisationen und Verbände daran beteiligt sind, darüber informiert die Transfair-Homepage www.fairtrade-deutschland.de