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17.01.2018

»Katastrophenschutzübung« im Jugendamt -
Krisenplanspiel mit Szenario des fiktiven Todes eines Kleinkindes


Ein Kleinkind ist zu Tode gekommen und das trotz einer Betreuung durch das Jugendamt und durch einen freien Träger der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Mit dieser Lage wurden die Fachkräfte im Amt für Jugend und Familie am Landratsamt Würzburg in einem so genannten „Krisenplanspiel“, einer Art von „sozialer Katastrophenschutzübung“ konfrontiert. Durchgeführt wurde das Krisenplanspiel von einem Team des Bayerischen Landesjugendamtes (BLJA), das eine Fachabteilung des Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) in München ist.

Unterstützt wurden die drei Mitarbeiterinnen des Bayerischen Landesjugendamtes (Teamleiterin Grit Hradetzky, Renate Eder-Chaaban, Vanessa Völkel) von zwei erfahrenen Medienprofis aus Berlin, welche auch schon beratend für verschiedene Bundesministerien tätig waren. Das Krisenplanspiel wurde im Rahmen der Kampagne „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt!“ entwickelt.

Einbezogen in das fiktive Planspiel waren neben Fachbereichsleiter Hermann Gabel mit 22 Fachkräften auch die Geschäftsbereichsleiterin Eva-Maria Löffler, die Pressestelle des Landratsamtes und die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer.

In einem realistischen Szenario arbeiteten die Protagonisten in verschiedenen Rollen: Es fanden ursachenforschende Gesprächszirkel statt, es wurden Presseanfragen und -artikel verfasst, „TV-Teams“ belagerten die Verantwortlichen. Verbunden waren die Teams „ASD“, „freie Träger“, „Presse“, „Krisenstab“ und „Spielleitung“ über eigens eingerichtete Tages-E-Mail-Adressen und spezielle Telefonnummern in unterschiedlichen Räumen. Der Dienstbetrieb wurde durch einen Hintergrund- und Notdienst sichergestellt.

Ins Schwitzen kamen die Verantwortlichen bei der (fiktiven) Pressekonferenz. Hier galt es, das öffentliche Interesse zu befriedigen und sich konkreten Fragen zu stellen. In der anschließenden Abschlussbesprechung wurde deutlich, dass durch diese Übung zwar alle sehr gefordert wurden, aber auch viel gelernt haben - und das ist ja das Ziel einer Katastrophenschutzübung: für den Ernstfall zu lernen und möglichst gewappnet zu sein.

In der Auswertungsbesprechung erhielt das Amt für Jugend und Familie vom Landesjugendamt einen Vorschlag für einen Krisenplan zur Komplettierung der bereits vorhandenen fachlichen Standards und Dienstanweisungen. „Einige unserer Standards werden wir anpassen, aber ansonsten sind wir gut aufgestellt“, so das Fazit von Fachbereichsleiter Hermann Gabel.

Wichtig ist beim Kinderschutz vor allem, dass das beteiligte Jugendamt und die anderen Dienststellen im Amt nach vorher festgelegten Standards zusammenarbeiten. Dies gilt auch für die fachlichen Nahtstellen außerhalb des Jugendamtes. „Es bedarf der ständigen Schulung und Fortbildung unserer Fachkräfte, um dieser anspruchsvollen Aufgabe verantwortlich nachkommen zu können“, meint die Koordinatorin des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) im Landratsamt, Evelyn Bordon-Dörr.

Im Jahr 2017 gingen wieder zahlreiche Meldungen mit Kinderschutzbezug von Kinderärzten, Nachbarn, Polizei, Schulen, Kindertagesstätten und Fachstellen beim Kreisjugendamt Würzburg ein. Eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von rund 12 Prozent ist festzustellen, was auf eine erhöhte Meldebereitschaft zurückzuführen ist. Dies zeigt, dass beim Kinderschutz alle Akteure gefordert sind. Denn: Kinderschutz geht alle an.