Seiteninhalt

13.09.2023

An der Quelle des Fränkischen Muschelkalks: Landrat Thomas Eberth besucht Natursteinwerk Borst in Kirchheim

Der Kirchheimer Muschelkalk, auch Fränkischer Muschelkalk genannt, ist weit über die Grenzen Frankens bekannt. Der Naturstein wird vor allem wegen seiner einzigartigen Struktur geschätzt: Kalkhaltige Panzer von Urzeittieren, Muscheln und Pflanzenreste setzten sich vor rund 240 Millionen Jahren am Grund des Trias-Urmeeres ab und bilden heute in den festen Gesteinsformationen lebendige Muster. In Deutschland wurde der Naturstein unter anderem für den Bau des Berliner Olympiastadions und die Skulptur des griechischen Meeresgottes im Münchener Neptunbrunnen verwendet. Aktuell wird der neue Eingang des Berliner Pergamonmuseums damit ausgekleidet.

Natürlich ziert er auch eine Vielzahl von Bauwerken, Denkmäler oder gepflasterte Plätze im Landkreis Würzburg, wo er zutage gefördert wird. Um sich über dieses Markenzeichen der Region zu informieren, besuchte Landrat Thomas Eberth das Natursteinwerk Borst, einen der größten Produzenten von Naturstein nahe der Gemeinde Kirchheim in Unterfranken. Bürgermeister Björn Jungbauer, 2. Bürgermeister Edwin Engert sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts begleiteten ihn.

Familienunternehmen Borst setzt auf Kontinuität

Insgesamt bewirtschaftet das Unternehmen auf rund 25 Hektar Fläche 13 eigene Steinbrüche in Bayern und Baden-Württemberg und betreibt zwei Produktionsstätten sowie Ausstellungen in Kirchheim/Geroldshausen und Limbachshof. Jutta Borst-Rumpel, die Tochter des Firmengründers Edmund Borst, führte den Betrieb von 1988 bis 2020 mit ihrem Ehemann Josef Rumpel. Inzwischen haben Sohn Michael Rumpel und Katja Deubel die Geschäftsleitung in dritter Generation übernommen. Sie beschäftigen rund 80 Mitarbeiter und beliefern mit ihren Produkten vom Schotter und Bruchstein bis zur fertigen Fensterbank Baumärkte genauso wie Großbaustellen, Kommunen Garten- und Landschaftsbauer und Eigenheimbesitzer.

Die vergleichsweise breite Produktpalette spiegelt die Philosophie der Unternehmerfamilie wieder. „Wir versuchen, alles, was wir aus dem Boden holen, zu verwerten, und bemühen uns auch nach der Stilllegung unserer Steinbrüche um die bestmögliche Nutzung“, so Rumpel. Statt schnellem Raubbau und noch schnellerem Wachstum setze man bei Borst auf Nachhaltigkeit und Kontinuität.

Gemeinde strebt innovative Landschaftsplanung mit Steinbruchbetreibern an

Ein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf der Folgenutzung von stillgelegten Steinbrüchen. Diese werden in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde teils als Biotope und teils für die Land- und Forstwirtschaft aufgewertet. Da hier jede Fläche für sich betrachtet wird, entstehen viele kleine Teilflächen, was deren Nutzungsmöglichkeit einschränkt.

Im Rahmen eines Modellprojektes der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und dem Landesamt für Umwelt sollen Gemeinde und Unternehmen künftig einen gemeinsamen Pool von Flächen bilden. Dabei sollen auf dem Gemeindegebiet Schwerpunkte für Biotope und für die Landwirtschaft als Folgenutzung gebildet werden. Die „Zerstückelung“ der Landschaft möchte man so zumindest teilweise abmildern. Kirchheim ist eine von sieben Kommunen in Bayern, die an dem Modellprojekt teilnehmen. Für die Umsetzung befinde man sich bereits in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie dem Bauamt am Landratsamt und den Partnern vor Ort, so Bürgermeister Björn Jungbauer. „Die Genehmigung eines Steinbruchs ist wegen der Beteiligung vieler Fachstellen und der Erstellung von Gutachten langwierig“, erläutert Landrat Thomas Eberth. „Gesamtkonzepte, wie sie Kirchheims Bürgermeister Björn Jungbauer vorantreiben, machen daher für Natur, Artenschutz, aber auch für die Landwirtschaft und die Verwaltung Sinn“, betont Eberth.

Unternehmer appelliert für Bürokratieabbau

Steinbruchbetreiber Josef Rumpel begrüßt das gemeinsame Vorgehen ebenfalls, sprach sich allerdings für einen generellen Abbau von Bürokratie aus. Die Flut an Gesetzen und Regulierungen verlangsame die Arbeit der Ämter und Unternehmen zunehmend – und das nicht nur beim Steinabbau.

Landrat Thomas Eberth nahm die Anregungen gerne auf. „Es ist wichtig vor Ort zu hören, wo denn der Schuh drückt“, betonte Eberth zum Abschluss seines Besuchs. „Auch bei den örtlichen Unternehmen.“ Und der Landrat stimmte Firmenchef Josef Rumpel zu: „Naturstein ist ein hochwertiger, langlebiger und gut recycelbarer Baustoff, den wir direkt in unserer Region gewinnen können. Wenn wir als Gesellschaft ernsthaft auf den Schutz von Natur und Umwelt setzen wollen, müssen wir die regionalen Erzeugerwege weiter stärken – auch wenn der Abbau von Bürokratie zunehmend schwieriger zu werden scheint.“