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29.04.2013

Damit die Begeisterung bleibt: Praxistag der Servicestelle Ehrenamt zum Thema »Nachbarschaftshilfen konkret«

Auf große Resonanz stieß ein Praxistag für Neueinsteiger und „alte Hasen“ in Sachen Nachbarschaftsinitiativen: Rund 80 Männer und Frauen aus den Landkreisgemeinden nahmen an der Veranstaltung der Servicestelle Ehrenamt des Landkreises Würzburg teil. Sie diskutierten über Fallstricke beim Aufbau neuer Nachbarschaftsinitiativen sowie Sinn und Unsinn von Aufwandsentschädigungen, außerdem informierten sie sich über die Entwicklung etablierter Initiativen.
 
Nachbarschaftshilfen stehen für Mitmenschlichkeit, Solidarität und Gemeinschaft. Sie bereichern das Leben im Ort und können verhindern, dass ältere Menschen vorzeitig ins Heim ziehen müssen. Das Interesse an Nachbarschaftsinitiativen ist groß: Immer mehr Menschen setzen sich dafür ein, dass auch in ihrer Gemeinde eine solche Initiative entsteht. Sie auf die Beine zu stellen, ist allerdings gar nicht so leicht, betonte Sebastian Zgraja von der Würzburger Caritas, die den Praxistag gemeinsam mit der Servicestelle Ehrenamt und dem Diakonischen Werk organisierte.
 
Gut, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Doch wie es erreichen? Das A und O ist Zgraja zufolge eine sorgfältige Analyse des tatsächlichen Bedarfs. Im zweiten Schritt muss herausgefunden werden, ob genug Ressourcen vorhanden sind, um den Bedarf langfristig zu decken.
 
Ohne Detailplanung droht die anfängliche Begeisterung rasch zu verrauchen. Zgraja: „Es ist hilfreich, beim Aufbau Experten von außen einzubinden.“ Das können Fachleute vom Diakonischen Werk, der Caritas oder der Servicestelle Ehrenamt sein. Aber auch Nachbarschaftshelfer mit langjähriger Erfahrung sind gute Ansprechpartner. In Kürnach existiert eine solche Initiative zum Beispiel schon seit zehn Jahren. Sechs Helferinnen und Helfer sind im Einsatz, berichtete Brigitte Schmittke: „Wobei wir in der Weihnachtszeit um die 20 Freiwillige sind. Denn dann besuchen wir über 120 Senioren, um Weihnachtsgeschenke vorbeizubringen.“ Wer sich nicht mehr selbst aus dem Warenregal bedienen kann, erhält von den Nachbarschaftshelfern Unterstützung beim Einkauf. Auch begleiten die Freiwilligen beim Spaziergang und in die Kirche. Manche Helfer kommen, um sich mit einsamen alten Menschen zu unterhalten. Auch werden junge Familien unterstützt.
 
Stark nachgefragt wird das Angebot „Arztbegleitung“, zeigten mehrere Initiativen auf. Weil ältere Menschen schlecht hören, fühlen sie sich im Sprechzimmer des Arztes oft unsicher, berichtete eine Helferin. Ist jemand mit dabei und hört mit hin, wie die Diagnose genau lautet, welche Therapie der Arzt vorschlägt und welche Tabletten wie einzunehmen sind, entlastet das die Senioren sehr.
 
Damit kein Abhängigkeitsgefühl entsteht, wollen viele Menschen, die Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen, einen Obolus dafür leisten. Bei den Initiativen ist das Thema „Geld“ allerdings heiß umstritten. Wenn sich Ehrenamtliche bezahlen lassen, treten sie zwangsläufig in Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern. Deshalb sind viele Helferkreise strikt gegen eine Aufwandsentschädigung. Vor allem stellt sich die Frage, was passiert, wenn die staatlich definierte Grenze für die Ehrenamtspauschale im Jahr erreicht ist. Wird dann einfach nicht mehr geholfen? Oder ist das Angebot dann doch wieder freiwillig?

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