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19.07.2022

Darum sind die Obst- und Gartenbauvereine in Krisenzeiten so wichtig - Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Würzburg wählt Landrat Thomas Eberth zum Vorsitzenden

Klimawandel, Artensterben und nicht zuletzt die aktuelle Wirtschaftskrise haben die Obst- und Gartenbauvereine unvermittelt in eine Schlüsselrolle versetzt. Dieser wollen sich die Gartenfreunde stellen. Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Würzburg in Erlabrunn deutlich: „Wir reden nicht nur darüber, sondern tun auch etwas dafür“, betonte Vorsitzender Eberhard Nuß. Die Arbeit der Vereine trage so zum Erhalt der fränkischen Kulturlandschaft bei und liefere einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Ernährung: „Unser Hobby liegt voll im Trend“, ist er überzeugt.

Für den Altlandrat war das Grußwort die letzte Rede in offizieller Funktion. Er trat bei den Neuwahlen nicht mehr an, bleibt als Beirat jedoch im Vorstand des Kreisverbands. Mit dem amtierenden Landrat Thomas Eberth war sein Nachfolger als Vorsitzender rasch gefunden. Als Geschäftsführerin wählte die Versammlung wieder Jessica Tokarek. Sie ist zugleich Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt. Der Kreisverband besteht aus etwa 50 örtlichen Vereinen mit derzeit 9447 Mitgliedern.

Sind Obst- und Gartenbauvereine in einer Zeit der Supermärkte überhaupt noch nötig? Diese Frage stellte sich Landrat Thomas Eberth. Seine Antwort war eindeutig: Ohne das praktische Wissen der Vereine geht es nicht. „Die Obst- und Gartenbauvereine sind Experten, die mit Rat und Tat, Kursen und Informationen dem Laien zur Seite stehen.“ Bezirksvorsitzender Otto Hünnerkopf warb dafür, dass sich die Vereine nicht in den Schatten der großen Naturschutzverbände stellen. Er erinnerte an den Streuobstpakt Bayern. Dieser sieht vor, dass in Bayern eine Million Obstbäume neu gepflanzt und später auch gepflegt werden sollen. „Dies ist nur möglich mit unserem Know How“, sagte er. Dieses gelte es auch an die jungen Familien und Kinder weiterzugeben.

Bestes Beispiel dafür, was ein aktiver Obst- und Gartenbauverein bewirken kann, ist der diesjährige Gastgeber der Jahresversammlung Erlabrunn, der derzeit seinen 100. Geburtstag feiert. Erlabrunn ist nicht von ungefähr stolz auf die Bezeichnung als „Clematis-Dorf“. Die vielen Clematis-Stöcke, die sich im Altort an Hauswänden emporranken, sind der Beitrag der örtlichen Gartenfreunde zum Dorfjubiläum 2009.

Derartige Aktionen sind ganz im Interesse von Geschäftsführerin Jessica Tokarek. In ihrem Tätigkeitsbericht ging die studierte Gartenbauerin kurz auf die wichtigsten Aktionen des Kreisverbands im vergangenen Gartenjahr ein. Vom Tag des Friedhofs in Sommerhausen und in Geroldshausen, wo zwei mit Stauden bepflanzte Mustergräber angelegt wurden, bis zum Höhepunkt des Jahres, dem Tag der offenen Gartentür, reichte ihr Bericht. Einen besonderen Beitrag lieferte Tauberrettersheim zur Vielfaltsmeisterschaft des Bayerischen Landesverbands. Zu sehen war eine Klotzbeute, ein ausgehöhlter Baumstamm, in dem sich ein Bienenvolk niedergelassen hat. Über eine Klappe ist es möglich, die Bienen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Außerdem erhielten insgesamt neun Gärten eine Zertifizierung als Naturgarten, darunter der Obstlehrgarten in Thüngersheim. Ein Erfolg waren auch die Gartenpflege-Kurse, die Tokarek anbietet. An ihnen nahmen 90 Gartenfreunde teil.

Gartenbau im großen Stil betreibt Sebastian Sauer. Rund um den Holzäckerhof in Unterpleichfeld hat der gelernte Gartentechniker Paeonien, besser bekannt als Pfingstrosen, angepflanzt. Inzwischen bewirtschaftet er 25 Hektar. In seinem Vortrag ging er auf das Erfolgsrezept ein: Der Betrieb kann die Blumen von Ende April bis in den August anbieten. Möglich wird dies durch eine zum Hof gehörende Biogasanlage, die die bis zu 200 Meter langen Folientunnel beheizt. Dort steht Paeonie an Paeonie. Ein duftendes Meer aus roten, weißen oder rosa Blüten. Wichtig ist dem Landwirt, ressourcensparend zu wirtschaften. Ein Schlauch- und Sondensystem stellt sicher, dass jede der robusten Stauden genau das Wasser bekommt, das sie benötigt. Insektizide oder Herbizide sind nicht nötig. Über die Nachfrage können sich der junge Unternehmer und seine Frau nicht beklagen: Mehrere hunderttausend Schnittblumen verkaufen sie im Jahr.

In Neuwahlen wurde der neue Vorstand bestimmt: 1. Vorsitzender Thomas Eberth, 2. Vorsitzender Helmut Lutz (Reichenberg), 3. Vorsitzender Claudia Klähn (Thüngersheim, blau), Kassier: Gudrun Schätzlein (Uettingen grün), Geschäftsführerin Jessica Tokarek, Schriftführerin Anita Feineis (Heidingsfeld, rot), Jugendbeauftragter: Otto Cornelius (Gerbrunn). Dem Vorstand steht ein siebenköpfiger Beirat zur Seite: Heike Götz (Heidingsfeld), Jens Fickeler (Margetshöchheim), Bernd Kellner (Reichenberg), Gerhard Höppel (Rottendorf), Karl-Heinz Langner (Versbach) und Alfred Engert (Gerbrunn). Neu sind Altlandrat Eberhard Nuß und Margit Gold (Thüngersheim). Kassenprüfer sind Karl Hügelschäffer (Reichenberg) und Arnulf Duscha (Greußenheim).

Für besonderes Engagement im Ortsverein wurden geehrt: Josef Nüßlein, Winfried Merz, Gertrud Breitfelder, Dietrich Kühne, Stefan Amend, Karl Hügelschäffer, Maria und Rainer Sengfelder, Reinhold Fritz, Anette Wolf, Ernst Roth, Brigitte Hench, Richard Mal, Verena und Norbert Schraut.

Zusätzlich wurde Altlandrat Eberhard Nuß mit der neuen Landkreis-Ehrung bedacht, da er sich durch besonderes Engagement zum Wohle der Obst- und Gartenbauvereine sowie dem Kreisverband verdient gemacht hat. Es handelt sich um die Landkreis-Ehrung für besondere Verdienste zum Wohle der Obst- und Gartenbauvereine und des Kreisverbands.