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15.02.2013

Das Gute ist stärker als das Böse

Vortrag der Domschule im Landratsamt
 
Zu einem Vortragsabend im Rahmen des Brundibár-Projekts hatte die Domschule Würzburg gemeinsam mit der Ackermann-Gemeinde und dem Landkreis Würzburg ins Landratsamt eingeladen. Es ging um eine Pädagogik der Versöhnung in totalitären Zeiten, die der tschechische Humanist  Přemysl Pitter und seine Gefährtin Olga Fierz in ihrem Wirken für jüdische, deutsche und tschechische Kinder während und nach dem Krieg in Prag umsetzten.
 
Landrat Eberhard Nuß konnte neben zahlreichen Besuchern auch einen der Schirmherren der Veranstaltungsreihe um die Oper für Kinder, „Brundibár“ im Sitzungssaal des Landkreises begrüßen. Der Generalkonsul des Staates Israel, Tibor Shalev Schlosser, dankte dem Landkreis Würzburg für seine intensiven Beziehungen mit dem israelischen Landkreis Mateh Yehuda. „Was Sie hier leisten, ist sehr wertvoll für unsere beiden Länder, für Frieden und Versöhnung“, betonte Schlosser. Der Landkreis Würzburg unterhält seit 1990 freundschaftliche Beziehungen und einen intensiven Jugendaustausch mit Mateh Yehuda.
 
Generalkonsul Schlosser, selbst in Siebenbürgen geboren, würdigte in seinem Grußwort die humanitäre Leistung von Přemysl Pitter. Er stellte den tschechischen Pazifisten und Pädagogen in eine Reihe mit Oskar Schindler und Raoul Wallenberg und nannte diese Menschen Beispiele aus der Vergangenheit, die in die Zukunft wirken. Denn diese Menschen haben sich unter Lebensgefahr entschieden, zu helfen, statt wegzusehen, so Schlosser.

Während der Zeit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei nahm Pitter unter Lebensgefahr jüdische Kinder in sein Kinderheim auf. Unmittelbar nach Kriegsende begann er, für aus den Konzentrationslagern befreite, elternlose jüdische Kinder Heime aufzubauen. Dazu stellte ihm der tschechoslowakische Staat insgesamt vier Schlösser zur Verfügung. Außer jüdischen Kindern, unter anderem aus dem KZ Theresienstadt, nahm Pitter jedoch ebenso deutsche Waisenkinder in seine Heime auf.

Winfried Böhm, emeritierter Pädagogik-Professor aus Würzburg, stellte als das ganz eigene christliche Profil Přemysl Pitters die gelebte Nächstenliebe heraus. Der tiefste Sinn des menschlichen Lebens war für den Theologen Pitter, das Reich Gottes als Reich der Liebe schon auf Erden zu verwirklichen, erklärte Böhm. Die Prager Soziologin Dr. Alena Wagnerová nannte Pitter und Olga Fierz Idealisten in ihrem pädagogischen Ansatz und Realisten in ihren Erwartungen. Immer waren beide überzeugt, dass das Gute stärker ist als das Böse, so Wagnerová.
 
Pavel Kohn, israelischer Journalist und selbst ein „Pitter-Kind“, bezeugte, dass es Pitter nie um eine christliche Missionierung der Kinder ging, sondern um die versöhnende Erziehung zwischen deutschen und jüdischen Kindern. Für sein Buch „Schlösser der Hoffnung“ befragte Kohn 23 der ehemaligen Pitter-Kinder zu ihrem späteren Leben.