Ein Feuerwehrauto für Anina: Hilfstransport aus dem Landkreis Würzburg unterstützt arme Menschen in Rumänien
Ein ausgemustertes Feuerwehrauto der Gemeinde Unterpleichfeld hat im rumänischen Anina ein zweites Leben begonnen. Statt Feuerwehrleute wird der rote Transporter künftig Kinder und Jugendliche aus hilfsbedürftigen Familien und einem Kinderheim transportieren. Dem Nachwuchs sollen damit etwa die Fahrten zum Sport- oder Musikverein sowie der Tagesbetreuung ermöglicht werden.
Kreisbrandrat Michael Reitzenstein reiste kürzlich mit einem Team der Kreisbrandinspektion des Landkreises Würzburg und der Feuerwehr Erbshausen rund 1.200 Kilometer vom Feuerwehrzentrum in Klingholz nach Anina in Rumänien, um den Transporter gemeinsam mit einem Anhänger voller Hilfsgüter und Feuerwehrausrüstung an die Menschen vor Ort zu übergeben.
Würzburger Verein „Viitor – Zukunft“ bekämpft Armut in Rumänien
Anina ist eine kleine Stadt mit heute rund 3.500 Einwohnern und liegt im Banater Bergland. Die ehemalige deutsche Siedlung im westlichen Teil der rumänischen Karpaten nicht weit von der Grenze zu Serbien war einst durch den Kohleabbau bekannt. Bei einer Explosion unter Tage im Jahr 2006 kamen mehrere Menschen zu Tode, das Bergwerk wurde daraufhin für immer geschlossen. Hunderte Menschen verließen seitdem die Region, die Verbleibenden leben meist in Armut.
„Eigentlich fehlt es dort an allen Ecken und Enden. Die Menschen in Anina freuen sich über alles“, weiß Liane Batea. Die Würzburgerin hat ihre Wurzeln im Banater Bergland und unterstützt ihre Heimat seit dem Bergwerksunglück mit Hilfsprojekten. Über den Verein „Viitor – Zukunft“ organisiert sie Spenden aller Art, medizinische Versorgung für die Menschen vor Ort oder Päckchenaktionen zu Weihnachten. Regelmäßige Transporte von Gütern aus Haushaltsauflösungen, die „viel zu schade für den Müll“ sind, versorgen die Menschen in Rumänien mit dem Nötigsten. Dass die Hilfsorganisation in Anina nun ein „neues“ Feuerwehrauto erhält, sei laut Liane Batea ein außerordentliches Geschenk.
Gemeinde Unterpleichfeld spendet altgedienten Transporter
Den Kontakt zu Liane Batea und Viitor knüpfte Kreisbrandinspektor Markus Fleder, der in der Kreisbrandinspektion Würzburg für den Fachbereich Technik zuständig ist. Nach dem Kauf eines neuen Fahrzeugs für die Freiwillige Feuerwehr Unterpleichfeld war schnell klar, dass der alte Mannschaftstransporter Baujahr 1989 zwar aufgrund geltender Normen für den Feuerwehrdienst in Deutschland nicht mehr zugelassen werden darf, aber längst nicht schrottreif war.
Bürgermeister Alois Fischer hatte die Anfrage von Markus Fleder zur Spende des Feuerwehrfahrzeugs nach Anina sofort an den Gemeinderat weitergegeben, die Entscheidung war schnell getroffen. „Dieses Fahrzeug hat unsere Feuerwehrleute in 33 Jahren nie im Stich gelassen“, sagt Fischer stolz. „Jetzt kann es in einem befreundeten EU-Land weiter Kinder und Jugendliche unterstützen.“
Im Frühjahr 2022 hatte der Landkreis Würzburg bereits drei ausgemusterte Feuerwehrfahrzeuge zur Unterstützung in ukrainische Kriegsgebiete geschickt. Landrat Thomas Eberth freut sich daher umso mehr, dass nun erneut an anderer Stelle geholfen werden konnte. „Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren haben sich ehrenamtlich auf den Weg ins Unbekannte gemacht, um zu helfen. Sie beweisen wieder einmal, dass der europäische Hilfsgedanke im Landkreis Würzburg großgeschrieben wird“, so Eberth beim Abschied des Konvois in Klingholz.
Der Verein: Viitor – Zukunft
Die Hilfsorganisation Viitor – Zukunft mit dem Sitz in Würzburg unterstützt Menschen in Anina und der darum liegenden Region im Westen Rumäniens. Der gemeinnützige Verein unterstützt vor allem alte und kranke Menschen, leistet Einzelfallhilfen für Menschen in Not, organisiert eine Päckchenaktion an Weihnachten und unterstützt das örtliche Kinderheim sowie Musik und Sportvereine.
Der Fokus liegt dabei auf nachhaltiger Hilfe: Inzwischen wurden durch den Verein vier Vollzeitarbeitsplätze vor Ort geschaffen, mit denen unter anderem ein Second-Hand Laden betrieben wird. Sämtliche Einnahmen fließen in die Projekte. Weitere Informationen sind unter www.viitor-zukunft.de zu finden.
