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26.07.2013

Energiekonzept für den Landkreis Würzburg liegt vor

Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz
 
Der Landkreis Würzburg ist bei den erneuerbaren Energien bereits gut aufgestellt. Das ergab die Ist-Analyse des 190 Seiten starken Energiekonzeptes, das in der Kreistagssitzung vom 26. Juli 2013 vorgestellt wurde. Die Ergebnisse präsentierte Dr. Matthias Mann vom ThINK - Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz GmbH  aus Jena, das vor einem Jahr den Auftrag erhalten hatte.
 
Landrat Eberhard Nuß sieht im vorliegenden Energiekonzept eine wertvolle Grundlage: „Auf der Basis dieser umfassenden Erhebung und der Handlungsempfehlungen können nun alle Akteure, vom Landkreis über die Gemeinden bis zu den Bürgern, klar erkennen, wo Entwicklungspotenziale liegen, um die Energieerzeugung noch stärker als bisher aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.“ Nuß weiter: „Wir können auch stolz sein, denn das Energiekonzept zeigt, dass wir in der klimaschonenden Energieerzeugung um 40% besser dastehen als der Bundesdurchschnitt. Bei der Nutzung der Windkraft belegen wir sogar einen Spitzenplatz sowohl bei der Energieerzeugung als auch beim Ausbaugrad.“ Nun sei die Industrie gefordert, um leistungsfähige Speichermöglichkeiten zu entwickeln, damit  der zum Teil heute schon im Überfluss erzeugte Strom intelligent genutzt werden könne. Der Landkreis selbst wird konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeiten, die dann der Kreistag auf den Weg bringen muss.
 
Die Energiewende könne nur im ländlichen Raum stattfinden, denn in der Stadt fehlen die Flächen für erneuerbare Energien, erklärte Landrat Nuß weiter. „Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass wir auch hier mit der Stadt Würzburg zusammenarbeiten, um die Energiewende für die gesamte Region zu meistern, und deshalb sind wir auch mit der WVV im Gespräch“, betonte der Landrat. 
 
Schon heute Vielfalt der erneuerbaren Energieerzeugung
Im Landkreis Würzburg werden bereits heute erneuerbare Energien vielfältig genutzt: Bioenergie mit 53% Anteil, Windkraft 21%, Photovoltaik 19%. Insgesamt liegt die Endenergieerzeugung aus erneuerbaren Energien je Einwohner um rund 40% höher als auf Bundesebene, was durch größere Flächenangebote für diese drei stark vertretenen Energieformen im ländlichen Raum zu erklären ist. Derzeit decken die im Landkreis erzeugten erneuerbaren Energien 78% des Stroms und 18% im Wärmebereich.
 
Die erneuerbaren Energien im Landkreis Würzburg liegen gegenwärtig bei einem Ausbaugrad von 33 % des Gesamtpotenzials. Die Potenziale der Bioenergie werden zu 62 %, die der Windkraft zu 48 % ausgeschöpft, wobei der Landkreis mit seinen 50 in Betrieb befindlichen (10 % von Gesamt-Bayern) und weiteren 26 im Genehmigungsverfahren stehenden Windkraftanlagen bereits einen Spitzenplatz einnimmt. Die größten Ausbaupotenziale ergeben sich bei der Solar- und Geothermie mit jeweils mehr als 90% verbleibendem Potenzial.
 
Das Energiekonzept sieht eine Deckung des Strombedarfs von 186%, des Wärmebedarfs von 106% und im Kraftstoffbereich von 6%, wenn  alle Möglichkeiten zur Energieeinsparung und –effizienz sowie der Erzeugung erneuerbarer Energien ausgeschöpft werden.
 
Das Energiekonzept kommt zum Ergebnis, dass im Landkreis Würzburg auch bisher schon viel für den Klimaschutz getan wurde. Zahlreiche Informationsangebote zum Thema Energie, energetische Sanierungen an zwei Dritteln der landkreiseigenen Gebäude, Bemühungen der Gemeinden durch  eigene  Energie- und Klimaschutzkonzepte oder Bürger-Energieanlagen gehören dazu.
 
ThINK schlägt 33 Maßnahmen vor, die die wichtigsten Handlungsfelder abdecken:  Effiziente Energienutzung, nachhaltige Energieerzeugung, Beteiligung und Transparenz, intelligente Übertragung, Verteilung und Speicherung sowie zahlreiche handlungsfeldübergreifende Maßnahmen. Die Bandbreite reicht hierbei von Vorschlägen wie Energieprojekte für Kindergärten und Schulen über die Modernisierung der Straßenbeleuchtung bis zur energiebewussten Bauleitplanung.
 
 
Auszüge aus dem Energiekonzept: 

Die Datenerhebung ergab folgende Werte für den Landkreis:
 
Gesamtenergieverbrauch:
4.241 GWh (2011), davon
-     576 GWh Strom
-     2.091 GWh Wärme
-     1.575 GWh Kraftstoffe

Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt mit 26.539 kWh pro Jahr unter den entsprechenden Vergleichswerten des Freistaates Bayern (29.100 kWh) bzw. der Bundesrepublik (29.700 kWh). 

Vorherrschende Energieträger zur Wärmeerzeugung:
-     Erdgas 43 %
-     Heizöl 32 %
-     Kohle 13 %
-     Holz 10 % 

CO2-Emissionen im Landkreis 1,45 Mio. Tonnen bzw. rund 9,1 t je Einwohner

Derzeitige Erzeugung erneuerbare Energie: 834 GWh bzw. 5.219 kWh/Ew. u. Jahr.
Davon entfallen auf: 
-     Geothermie: 1 %
-     Solarthermie: 2 %
-     Wasser: 4 %
-     Photovoltaik 19 %
-     Windkraft 21%
-     Bioenergie 53 %
 
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt: ca. 40 % höhere Endenergieerzeugung aus erneuerbaren Energien je Einwohner.
 
Spezielle Infos zur Windkraft im Landkreis:
50 Windkraftanlagen (WKA) sind derzeit in Betrieb (10 % aller Anlagen in Bayern!)
26 weitere WKA sind im Genehmigungsverfahren bzw. teilweise genehmigt
 
Potenzial
Eine Energie-Einsparung und -Effizienzsteigerung: Senkung des Energieverbrauchs um 30 %
 
Derzeitige Ausschöpfung des Gesamtpotenzials an erneuerbarer Energien: 33 %.
 
Davon entfallen auf: 
-     Bioenergie 62 %
-     Geothermie: 1 %
-     Photovoltaik: 30 %
-     Solarthermie: 4 %
-     Wasserkraft: 100 %
-     Windkraft: 48 %
 
Gesamtpotenzial aller erneuerbaren Energien im Landkreis bei 2.536 GWh bzw. 15.873 kWh/Ew im Jahr
 
Bilanzielles Zusatzpotenzial von 1.702 GWh bzw. 10.653 kWh/Ew
 
Deckung aus im Landkreis erzeugten erneuerbaren Energien im Strombereich von 78 %, Wärmebereich 18 %.
 
Bei Ausschöpfung der Potenziale aus Energie-Einsparung und –Effizienzsteigerung sowie der Energieerzeugung kann der Bedarf
 
-     für Strom zu 186 %
-     für Wärme zu 106 %
-     für Kraftstoffe zu 6 %  gedeckt werden.
 
 
Was der Landkreis bisher schon getan hat 

  • Erhebung der Energieverbräuche aller öffentlichen Gebäude in den Landkreisgemeinden, Auswertung und Rückmeldung der Ergebnisse an die Kommunen (1999) 
  • Begehungen öffentlicher Liegenschaften auf Anfrage von Bürgermeister oder Hausmeister durch fachkundige Mitarbeiter des Agenda21-Arbeitskreises Energie 
  • Handlungsempfehlungen für Schulen und Kindergärten 
  • Mehrere Informationsveranstaltungen zu den Themen:  Energieeinsparung, Contracting, CO2-Minderungsprogramm, Straßenbeleuchtung. 
  • Erhebung der Energieverbräuche der kreiseigenen Gebäude und Fortschreibung der Erfassung  für das Umweltmanagementsystem 
  • Schulprojekt zur Energieeinsparung 
  • Hausmeisterschulungen 
  • Energieberatung für private Hauseigentümer in den Gemeinden 
  • 14-tägige Energieberatung für private Hauseigentümer (Gemeinschaftsprojekt mit der Umweltstation der Stadt Würzburg) 
  • Würzburger Energiecheck (Gemeinschaftsprojekt mit der Umweltstation der Stadt Würzburg) 
  • Herausgabe einer Energiefibel (Gemeinschaftsprojekt mit der Umweltstation der Stadt Würzburg) 
  • Energieportal im Internetauftritt 
  • Beauftragung der Erstellung eines Energiekonzeptes 
  • Erarbeitung eines Energiepolitischen Leitbildes 

    Baumaßnahmen 

  • Mobil-Ladestation im Landratsamt Würzburg 
  • Umrüstung der Heizanlage des Landratsamtes auf Holzpellets 
  • E-Mobil für Landkreis-Dienstwageneinsatz 
  • Energetische Sanierung der Landkreisgebäude Zeppelinstr. 15 und Friesstraße 

    Energetische Maßnahmen des Landkreis-Kommunalunternehmens 

  • Photovoltaikanlagen auf Deponieflächen und Gebäuden 
  • Umweltmanagement nach EMAS für alle KU-Liegenschaften 
  • Energieeffizienz-Analyse für Mainklinik Ochsenfurt 

Was der Landkreis in Zukunft tun kann 

  • Fortführung der Energieberatung für private Hausbesitzer 
  • Schulung und Sensibilisierung der Hausmeister öffentlicher Gebäude / Einrichtungen 
  • Unterstützung von Energieprojekten in Kindergärten und Schulen 
  • Energie-Monitoring der kreiseigenen Gebäude: Verbrauchskontrolle, Schwachstellenanalyse. 
  • Anregung eines Energie-Monitorings für gemeindeeigene Gebäude 
  • Einrichtung eines Arbeitskreises regionaler Energieerzeuger / Energieversorger 
  • Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg zur Abnahme regional erzeugter Energie 
  • Unterstützung bestehender Arbeitskreise für Unternehmen (z.B. AG Nachhaltiges Wirtschaften des FUU e.V.) 
  • Energiepartnerschaft mit dem Partnerlandkreis Mateh Yehuda 

Hier können Sie das Energiekonzept des Landkreises Würzburg ansehen oder herunterladen:

Das Energiekonzept wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr u. Technologie.