Seiteninhalt

29.08.2023

Exkursion zu guten Beispielen zeitgemäßer Behördenbauten Das »Landratsamt der Zukunft« soll ein Bürgerhaus werden

Auf dem Planungsweg zum „Landratsamt der Zukunft“ sind Landrat Thomas Eberth und die Hochbauexperten des Landratsamtes Würzburg gemeinsam mit Architekt Thomas Steimle einen weiteren Schritt gegangen. In einer Exkursion nach Ulm, Biberach und Tuttlingen besichtigten sie neu erbaute Behördenbauten und tauschten sich mit Mitarbeitenden und Führungskräften aus, die dort täglich arbeiten, um mehr über die Chancen und Risiken der neuen Arbeitswelten zu erfahren. „Die Exkursion erbrachte neue Inspirationen, schärfte den Blick für Vor- und Nachteile von Bauweisen und nun gilt es zu werten, was wir bei unseren Planungen noch besser machen können“, zog Landrat Eberth ein Fazit. „Denn ob der demografischen Situation, der Digitalisierung, der ständig wachsenden Aufgaben und Anforderungen an das Landratsamt und des Drucks auf dem Arbeitsmarkt sind neue Arbeitswelten sowie eine zeitgemäße Organisation und Methodik nötig“, so Eberth weiter.

Dass es einen Erweiterungsbau zum bestehenden Landratsamtsgebäude in der Würzburger Zeppelinstraße 15 braucht, betrachtet Landrat Eberth als unumgänglich, da bereits Container als Büroräume aufgebaut wurden und mehrere Gebäude angemietet werden mussten. Mit den staatlich übertragenen Aufgaben und der steigenden Einwohnerzahl des Landkreises wuchs auch die Mitarbeiterschaft des Landratsamtes in den vergangenen Jahren. Derzeit arbeiten mehr als 770 Frauen und Männer an sechs Dienststellen.

Doch wie könnte „Das Landratsamt der Zukunft“ aussehen? Diese Frage beantwortete zunächst im Februar 2022 ein Preisgericht aus Politik und Behörden, das den Entwurf von Steimle Architekten Stuttgart als Sieger beim Architekturwettbewerb ausgewählt hat. Thomas Steimle begleitete nun auch die Delegation aus Würzburg, angeführt von Landrat Thomas Eberth. Mitarbeitende des Fachbereichs Liegenschaften am Landratsamt, die die Planungen des Neubaus begleiten, nutzten die Einblicke in drei vergleichbare Behördenbauten: die „Bürgerdienste“ der Stadt Ulm, das Landratsamt Biberach und den erst 2021 neu bezogenen Erweiterungsbau des Landratsamtes Tuttlingen.

Konzentriertes Arbeiten im Backoffice – Auf Augenhöhe mit dem Bürger

Vor allem Tuttlingen zeigt erstaunliche Parallelen mit dem Landratsamt Würzburg. Landrat Stefan Bär erläuterte die organisatorischen Vorteile des Neubaus, zum Beispiel die Synergieeffekte durch Zusammenführung der Verwaltungseinheiten aus den Außenstellen. Eine zentrale Anlaufstelle ist bürgerfreundlich und auch die Digitalisierung der Verwaltung mit E-Akte und E-Government ist in einen Neubau besser zu implementieren. Eigentum statt Mietzahlungen steht bei den finanziellen Vorteilen ganz oben, dazu die Entlastung bei den Energie- und Bewirtschaftungskosten. Die neuen Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitsplätze mit der Trennung von öffentlichem Front- und nichtöffentlichem Back-Office, die Flexibilität für neue Prozesse, Abläufe und Entwicklungen der Verwaltung mit zunehmender Digitalisierung und einer zunehmenden Anzahl von Mitarbeitenden im Homeoffice gelten in Tuttlingen ebenso wie sie für Würzburg in die Waagschale für einen Erweiterungsbau geworfen werden. Das Problem der häufig fehlenden Wartebereiche und der zu knapp vorhandenen Besprechungsräume löste der Neubau in Tuttlingen. Ein Wegeleitsystem und moderne Medientechnik bietet der Neubau selbstverständlich auch. Die „neuen Bürowelten“ in Tuttlingen bieten auf 2.278 m² 330 Arbeitsplätze.

Sylvia Leimeister, verantwortliche Projektleiterin für das „Landratsamt der Zukunft“ am Landratsamt Würzburg, betont: „In Tuttlingen waren tatsächlich alle Mitarbeitenden sehr zufrieden mit der neu geschaffenen Arbeitsumgebung. Das wollen wir auch mit dem Erweiterungsbau bei uns erreichen.“ Insgesamt lagen zwischen dem ersten Kreistagsbeschluss 2010 zum Ankauf des Grundstücks bis zum Einzug in den Erweiterungsbau elf Jahre. Die Kosten lagen bei knapp 39 Millionen Euro. „Wir hoffen natürlich, dass wir – nachdem wir die Kreisrätinnen und Kreisräte letztendlich überzeugt haben – in der Umsetzung des „offenen Bürgerhauses“ im Herzen von Würzburg schneller sein können“, meint Landrat Thomas Eberth.

Gute Argumente für den Neubau

Vier gewichtige Argumente führt Eberth für den Neubau an: „Ich bin überzeugt davon, dass der Neubau notwendig ist. Erstens für mehr Bürgerfreundlichkeit, da dann alle Dienstleistungen des Landratsamtes gebündelt an einem barrierefreien Ort für alle Landkreisbewohner gut erreichbar sind und die offene Architektur eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht. Zweitens: Für die Mitarbeitenden schaffen wir in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv gestaltete Arbeitsplätze und ermöglichen eine flexible Arbeitswelt.  Und drittens brauchen wir für eine zeitgemäße Verwaltung ein passendes Arbeitsumfeld mit möglichst hohem Anteil an Digitalisierung. Viertens spielen auch die Aspekte Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit eine gewichtige Rolle: Wir sparen uns teure Mieten der derzeitigen Außenstellen und haben in einem energetisch optimierten Gebäude für die kommenden 20 bis 30 Jahre baulich Ruhe und nutzen die Synergieeffekte einer zentralen Verwaltung.“

Der Zeitplan – Einzug im Jahr 2027 möglich

Der Entwurf mit Kostenberechnung soll bis zum Herbst 2023 stehen. Ziel ist es, diese Planung und Kosten im November 2023 dem Kreisausschuss vorzustellen. Sobald die Politik ihre Zustimmung erteilt hat, kann es mit der Bauantragsstellung,

Ausführungsplanung, Ausschreibungen und ersten Auftragsvergaben losgehen. Sollte alles klappen wie geplant, könnte der Spatenstich im Frühjahr bis Sommer 2025 erfolgen. Die Bauzeit selbst beläuft sich aktuellen Schätzungen zufolge auf zwei Jahre – demnach könnte das neue Gebäude 2027 bezogen werden.

„Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen! Hier darf nicht nur der finanzielle Faktor zählen, sondern auch die ‚menschliche Rendite‘ eines Neubaus: Ein positives Arbeitsumfeld zahlt sich aus für die Zufriedenheit, Motivation und Gesundheit der Mitarbeitenden und in einer höheren Arbeitsleistung. Deshalb arbeite ich für eine positive Grundsatzentscheidung im Kreisausschuss und dann eventuell Kreistag noch in diesem Jahr, damit wir wirklich 2025 den Spatenstich feiern dürfen – die Bürger und unser Personal hätten es verdient“, betont Landrat Thomas Eberth.