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21.12.2020

Gemeinsam weiter an einer menschlichen Gesellschaft bauen - Landrat Eberth im Meinungsaustausch mit den Freien Wohlfahrtsverbänden

Wie schon sein Vorgänger im Amt, Altlandrat Eberhard Nuß, pflegt auch Landrat Thomas Eberth den Austausch mit der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Freie Wohlfahrtspflege, die aus den Geschäftsführern der in Stadt und Landkreis Würzburg tätigen Wohlfahrtsverbände besteht.

Ulrike Hahn, Bereichsleiterin Senioren und Reha bei der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken und aktuell Sprecherin der ARGE, betonte, dass sich die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Landratsamt und den Wohlfahrtsverbänden in den letzten Jahren sehr bewährt hat.

Die Grundlage des Zusammenwirkens von öffentlicher Hand und Freier Wohlfahrtspflege bildet das Subsidiaritätsprinzip, das vorsieht, dass staatliche Institutionen nicht selbst aktiv werden dürfen, wenn auch andere die Lösung von gesellschaftlichen Aufgabenstellungen übernehmen können. Wo immer der Einzelne, eine Gruppe oder ein Verband Verantwortung übernehmen kann, soll sich der Staat heraushalten, erklärte Andreas Schrappe, Stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werks Würzburg e.V. zum Selbstverständnis der Freien Wohlfahrtspflege. Die Vielfalt der Freien Wohlfahrtsverbände und ihrer Angebote bietet den Bürger*innen zudem eine Auswahl bei den Angeboten, wenn es um Beratung, Hilfen und Unterstützung in diversen Lebenslagen geht, so Schrappe weiter. „Wenn Jugend- oder Sozialämter uns beauftragen, können sie von unserer langjährigen und umfassenden Erfahrung profitieren“, betonte Schrappe.

Landrat Thomas Eberth zeigte sich offen für den Diskurs mit den Verbänden. „Als neuer Landrat lerne ich täglich dazu, wie viele Angebote es im sozialen Bereich für die Landkreisbürger*innen gibt. Einige Doppelstrukturen müssen jedoch auf den Prüfstand, andere Angebote, die auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsankünfte entstanden sind, müssen auf ihre Aktualität, Wirksamkeit und weitere Notwendigkeit überprüft werden“, erklärte Eberth. Auch mit dem Einbruch der Kirchensteuern und den Mehrkosten des Staates für die Bekämpfung der Coronakrise müssten die bisherigen Strukturen und Angebote überdacht und eventuell neu strukturiert werden. Um sich kundig zu machen, besuchte der Landrat in den letzten Wochen einige Angebote wie die Streetwork oder die Bahnhofsmission.

„Für eine Bestandsaufnahme im Bereich der Integration dient die neu erstellte Integrationskonzeption des Landkreises, die im kommenden Frühjahr unter anderem mit den Trägern der Wohlfahrtspflege in einer Konferenz diskutiert werden soll. Hoffen wir, dass die Corona-Lage dies zulässt“, meinte Miriam Meder, Geschäftsbereichsleiterin für Jugend, Gesundheit und Soziales.

Mietobergrenzen ab 1. Januar 2021 neu festgelegt

Erfreut zeigten sich die Vertreter der ARGE über die Erhöhung der Mietobergrenzen durch das Jobcenter Landkreis Würzburg, die dessen Geschäftsbereichsleiter Thomas Huppmann vorstellte. So könne man die Wohnungsnot und die schwierige Vermittlung von Wohnraum für die Menschen, die sich an die Wohlfahrtsverbände wenden, erleichtern. Stefan Weber, Geschäftsführer des Caritasverbandes für Stadt und Landkreis Würzburg, zeigte sich besorgt und meinte, die jetzige Lage sei noch die Ruhe vor dem Sturm: „Corona wird sich erst langsam bemerkbar machen, doch auch jetzt schon wenden sich immer mehr Menschen an die kirchliche Sozialberatung, weil sie arbeitslos, in finanziellen Notlagen sind oder keine Wohnung mehr finden.“

Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für Stadt und Landkreis Würzburg wird neu aufgelegt

Eva von Vietinghoff-Scheel, Vorstand Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg, benannte die zahlreichen Projekte, die im Rahmen des 2010 erstmals erarbeiteten Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für Stadt und Landkreis Würzburg erfolgreich umgesetzt wurden. Dies reicht von der Einrichtung des Pflegestützpunkts, über die (auch aufsuchende) Wohn- und Pflegeberatung, das Projekt betriebliche Pflegelotsen, den Mittagstisch und die Kulturbrücken für Senioren, dem Netzwerk für die Seniorenbeauftragten der Gemeinden bis hin zu einem barrierefreien Musterhaus, das zeigen soll, wie Menschen auch in den heimischen vier Wänden gepflegt werden können. Eine eigene Pflegeschule wird das Kommunalunternehmen ab September 2021 betreiben, um dem Fachkräftemangel in der Pflege abzuhelfen. Derzeit wird an der 3. Auflage des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts gearbeitet.

ARGE wünscht sich mehr Information und Mitwirkungsmöglichkeiten

Analog zum städtischen Sozialbeirat wünscht sich die ARGE eine bessere Mitwirkungsmöglichkeit bei den sozialen Themen des Landkreises, also etwa einen eigenen Sozialbeirat oder die Berufung von Mitgliedern der ARGE als beratende Beisitzer in den Sozialausschuss des Landkreises. „Wir werden diese Möglichkeiten prüfen und gerne auf Ihre Expertise zurückgreifen“, meinte Landrat Eberth. Dieser bot den Wohlfahrtverbände eine offene und konstruktive Zusammenarbeit an.