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08.11.2023

Information zum möglichen Gipsabbau in Altertheim aus erster Hand: Landrat Thomas Eberth und Mitarbeiter des Landratsamts besichtigen Knauf-Bergwerk in Hüttenheim

Im Westen des Landkreises Würzburg plant das Unternehmen Knauf derzeit ein Bergwerk zum Abbau von Gips. Zwischen der Autobahn A 3 und der Gemeinde Altertheim, in der sogenannten „Altertheimer Mulde“, soll das Gestein, aus dem wichtige Baustoffe für die Baubranche hergestellt werden, auf einem Gebiet von rund 7 Quadratkilometern die nächsten Jahrzehnte unter Tage gewonnen werden.

Ob das Projekt genehmigt wird oder nicht, entscheidet federführend das Bergamt Nordbayern. Als Träger öffentlicher Belange (TÖB) sind im Zuge dessen auch das Landratsamt Würzburg und die dortige Untere Wasserrechtsbehörde eingebunden. Um hierfür Informationen aus erster Hand zu erhalten, besichtigte Landrat Thomas Eberth zusammen mit Beschäftigten des Landratsamts Würzburg das Knauf-Bergwerk in Hüttenheim nahe des Firmensitzes in Iphofen im Landkreis Kitzingen. „Die Diskussion über das Trinkwasserschutzgebiet Zeller Quellen und die Parallelität mit dem Verfahren für den Gipsabbau werden oft emotional geführt“, so Landrat Thomas Eberth. „Im Gegensatz dazu haben wir als staatliche Instanz sachlich anhand von Gutachten und Gesetzen zu agieren. Da lohnt es sich, wenn man sich vor Ort ein Bild macht und Informationen einholt.“

Anhydrit aus Hüttenheim und Gips aus Altertheim

Während einer Führung durch das Bergwerk gab Knauf der Abordnung des Landratsamts Einblicke in die Gewinnung des dortigen Anhydrits. Das gipsähnliche Gestein wird in Hüttenheim unter anderem für die Herstellung von Zement und Anhydrit-Estrichen verwendet. Im Gegensatz zu Hüttenheim befindet sich in Altertheim aber ein großes Vorkommen von Naturgips. Dieser wird neben seiner Nutzung in Baustoffen wie Gipsplatten, Putzen oder Spachtelmassen auch als Dünger in der ökologischen Landwirtschaft verwendet.

Die Baubranche muss künftig verstärkt auf Naturgips bauen: Er soll den sogenannten REA-Gips ersetzen, der aktuell noch in großen Mengen in der Rauchgasentschwefelung (REA) von Kohlekraftwerken gewonnen wird, aufgrund des deutschen Kohleausstiegs jedoch mittelfristig als Rohstoff wegfallen wird. Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Bergamt Nordbayern sehen die Pläne von Knauf eine Zulassung des Untertagebaus für 2025 vor, die Förderung würde dann frühestens ab Ende 2026 beginnen.

Mit dem Geschäftsführer der Knauf Gruppe Zentraleuropa und Vorsitzenden der Geschäftsleitung der Knauf Gips KG Christoph Dorn, dem Mitglied der Geschäftsleitung der Knauf Gips KG Jörg Schanow, dem Leiter Rohsteingewinnung Franken Uwe Schirmer und dem Bereichsleiter Bergbau Zentraleuropa Daniel Schroeder wurden anschließend vor allem die möglichen Auswirkungen des Abbaus auf die grundwasserführende Schicht und das geplante erweiterte Trinkwasserschutzgebiet „Zeller Quellstollen“ diskutiert.

Bergwerk Altertheim und die Lage im Wasserschutzgebiet „Zeller Quellstollen“

Das mögliche Gips-Abbaugebiet bei Altertheim liegt größtenteils innerhalb der geplanten Erweiterung des Wasserschutzgebietes „Zeller Quellstollen“ aber auch im Wasserschutzgebiet Altertheim. Mit der Ausweitung des Gebiets auf rund 66 Quadratkilometer soll die Trinkwasserversorgung von rund 65.000 Menschen in der Stadt Würzburg sichergestellt werden. Im Rahmen des Verfahrens zur Erweiterung des Schutzgebiets „Zeller Quellstollen“ erfolgt derzeit die Behördenbeteiligung. Bereits eingegangene Stellungnahmen werden geprüft. Nach Abschluss dieses Verfahrensschrittes wird sich eine öffentliche Auslage mit Beteiligung der Bevölkerung anschließen. In Genehmigungsverfahren, wie dem um das geplante Bergwerk in Altertheim, werden das erweiterte Schutzgebiet und dessen Vorgaben allerdings bereits berücksichtigt. Um die bergrechtliche Erlaubnis für den Abbau zu erhalten, muss Knauf folglich zuerst alle gutachterlichen Nachweise erbringen, um einen schädlichen Einfluss des Abbaus auf den Grundwasserspeicher und die Trinkwasserversorgung auszuschließen.

„Wir halten solche Einblicke als wichtig und danken dem Unternehmen Knauf für die Führung durch ihren Betrieb sowie die offene Diskussion“, bedankte sich Landrat Thomas Eberth nach der Exkursion. „Denn die Sorgen in der Bevölkerung um unser wichtigstes Gut nehmen wir ernst: Gutes und sauberes Trinkwasser in der Region sollen auch in den nächsten hundert Jahren gewährleistet bleiben - aber auch die regionale Versorgung mit wichtigen Baustoffen oder die Entsorgung von Bauabfällen. Um hierfür alle Sachverhalte genau prüfen zu können, stehen wir mit allen Beteiligten im direkten Kontakt mit dem Ziel, alle Interessen der Bevölkerung richtig, rechtlich sauber und zukunftsträchtig zu erfüllen.“