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16.07.2015

Kranke Kinder in Kindertagesstätten

18. Fachtagung Ziele, Wege, Stolpersteine

Am 8. Juli 2015 fand in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim die 18. Fachtagung “Ziele, Wege, Stolpersteine” statt. Die Veranstaltung drehte sich um das grundlegende Thema der Kindergesundheit. Denn die in Kindertagesstätten betreuten Kinder werden immer jünger und damit auch anfälliger für Infekte. Doch wie können Erzieherinnen beurteilen, ob ein Kind zuhause ins Bett gehört oder in der Kita betreut werden kann? Mehrere Fachleute gaben Antworten zu diesen Fragen.

Die Tagung wurde organisiert von der Arbeitsgruppe “Kind und Gesundheit”, dem Amt für Jugend und Familie sowie dem Gesundheitsamt des Landratsamtes Würzburg. Mehr als 450 Teilnehmer, überwiegend Pädagoginnen aus ganz Unterfranken, nahmen teil. Moderiert wurde die Tagung von Prof. Hans-Michael Straßburg, Arzt für Kinder- und Jugendmedizin und ehemaliger Leiter des Frühdiagnosezentrums Würzburg.

Pippi Langstrumpf stärkt die Resilienz
Der erste Referent, Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster, hat sich vor allem durch die Veröffentlichung mehrerer Bücher, u.a. “Kinder verstehen – wie die Evolution unsere Kinder prägt” und “Die Kindheit ist unantastbar – warum Eltern sich ihr Recht auf Erziehung nicht nehmen lassen sollten” einen Namen gemacht. Renz-Polster betonte: „Kinder brauchen keine ständig sie korrigierenden Erwachsenen, sondern die Möglichkeit, aus eigenem Antrieb mit Phantasie ihre Erfahrungsschätze zu heben und selbstständig im Zusammenspiel mit anderen Kindern eine ‚Theorie des Geistes‘ zu entwickeln.“ In diesem Sinne sind gerade auch die Bücher von Astrid Lindgren eine ständige Förderung der Selbstbewährung und -stärkung, von dem also, was man heute Resilienz nennt. Nicht der erhobene Zeigefinger des Erwachsenen, sondern die beobachtende Teilhabe am kreativen Spiel der Kinder ist die beste Förder-Motivation, so Renz-Polster weiter.

Fiebernde Kinder gehören nach Hause
Der Spezialist für Infektionskrankheiten an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg, Prof. Dr. Johannes Liese stellte anschaulich die wichtigsten Ursachen für Fieber bei Kindern dar. Nicht das Messen der Körpertemperatur oder die Beachtung einzelner Symptome wie Husten, Schnupfen, Hautausschlag usw., sondern der Gesamteindruck des Kindes ist bei der Frage entscheidend, ob die Kinder möglichst rasch nach Hause gebracht werden sollen, ob sie in der Kita bleiben können oder ob z.B. bei einem ersten Krampfanfall oder dem Verdacht auf eine Hirnhautentzündung der Notarzt gerufen werden muss. „Kranke, fiebernde Kinder gehören nach Hause und müssen dort von ihren Familien betreut werden, bis sie wieder gesund sind!“, betonte der Mediziner.

Zur Vorbeugung einer Ansteckung hat sich das gründliche Händewaschen von Kindern und Erzieherinnen, das Husten und Nießen in die Ellenbeuge und die Verwendung von Papiertaschentüchern bewährt.

Waldkindergartenkinder selten krank
Gisela Ursprung, Erzieherin mit Montessori-Diplom vom Matthäus-Kinderhaus Höchberg, stellte das Konzept des Waldkindergartens vor. Auch wenn die Waldkinder nicht in gleichem Maße die Kulturtechniken üben konnten – in der Schule hatten alle nach kurzer Zeit keine Probleme mehr. Dafür haben sie gelernt, sich selbst zu behaupten und waren – ebenso wie ihre Erzieherinnen, kaum krank.

Zum Abschluss beantwortete der niedergelassene Kinderarzt Dr. Jürgen Pannenbecker viele bereits im Vorfeld von den Erzieherinnen schriftlich gestellte Fragen zu Infektionserkrankungen und zur Verordnung von Heilmitteln, vor allem Ergotherapie und Logopädie. Auch für ihn ist der Abbau von Verständigungsproblemen zwischen den Erzieherinnen und den Kinderärzten von entscheidender Bedeutung.

Abgerundet wurde die Tagung von einer Fachausstellung im Foyer der Mainfrankensäle.