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17.02.2014

Kreisjugendamt stellt Landkreisreport »Bildung und Erziehung« vor

Der Landkreisreport „Bildung und Erziehung“ nimmt mit auf eine spannende Bildungsreise: Angefangen von der frühesten Kindheit bis hin zum hohen Seniorenalter gibt es im Landkreis Würzburg eine Menge interessanter Bildungsangebote zu entdecken. Vorgestellt und diskutiert wurde der Report beim „Forum Jugendhilfe“ im Landratsamt von Jugendhilfeplaner Klaus Rostek und der federführenden Projektmitarbeiterin Elena Baumann.

Mehr als 100 Interessierte aus den verschiedensten lokalen Bildungsinstitutionen konnte Landrat Eberhard Nuß zu der vom Kreisjugendamt organisierten Veranstaltung begrüßen und betonte: „Bildung ist Ländersache? Diese Aussage blockiert oft notwendige Entscheidungen und Prozesse. Bildung ist eine Aufgabe, die uns alle angeht!“.

Bildung ist ein deutschlandweit lebhaft und durchaus kontrovers diskutiertes Thema. Dabei ist nicht immer klar, was genau unter „Bildung“ verstanden wird. Der Landkreisreport zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen betont er die Bedeutung von Lernfreiräumen als unabdingbar für die Bildung von Kindern und Jugendlichen. Zum anderen zeigt er an vielen Stellen auf, dass Bildung nur dann gelingen kann, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe vieler Akteure begriffen wird.

Je mehr Institutionen vor Ort miteinander agieren, umso höher werden die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche. Gleichzeitig muss aber auch über die örtlichen Grenzen hinweg kooperiert werden. Etwa zwischen dem Landkreis und der Stadt. Der Landkreis arbeitet überdies mit Akteuren in der baden-württembergischen Grenzregion zusammen.

Dass Kinder am Ende ihrer Schullaufbahn enzyklopädisch gebildet in die Welt hinaustreten, darum geht es bei Bildung sicher nicht, betonte Stefanie Krüger, Amtsleiterin des Bayerischen Landesjugendamt: „Kinder sollen Lebensführungskompetenz erwerben.“ Schule allein könne dies nicht leisten. Aus diesem Grund vernetzen sich, auch im Kreis Würzburg, immer häufiger Schulen mit außerschulischen Akteuren. Gemeinsame Projekte zu initiieren ist allerdings gar nicht so einfach, legte der Würzburger Bildungsforscher Professor Heinz Reinders dar. Zum Erfolg führen Kooperationen nur dann, wenn es im Vorfeld klar definierte, messbare und realistische Ziele gibt.

Ob Übergänge gelingen, war lange Zeit mehr oder weniger Glückssache. Niemand kümmerte sich früher darum, ob Kinder nach dem Kindergarten gut in der Grundschule landen. Oder wie es Jugendliche am Übergang zwischen Schule und Ausbildung geht. Erst in jüngerer Zeit erkannte man die große Bedeutung dieses Themas. Der Landkreis Würzburg finanziert – als einziger Landkreis in Bayern – Übergangsmanager an Mittelschulen mit rund 300.000 Euro jährlich. Auch Akteure im Landkreis bemühen sich um Vernetzungen im Bildungssystem, um Übergänge zu erleichtern. So arbeiten schon seit vielen Jahren Kitas und Grundschulen zusammen. „Je besser der Übergang hier gelingt, umso leichter fallen spätere Übergänge“, betonte Ursula Bördlein vom Fachdienst Kindertagesbetreuung im Würzburger Landratsamt.

Dass Bildung im Wortsinne grenzenlos sein muss, unterstrichen auch Nadine Bernard und Heinz Benkert vom Fachbereich Schule der Stadt Würzburg. Für die Stadt ist es selbstverständlich, eng mit dem Landkreis zu kooperieren. Dass Bildungszusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg gut gelingen kann, zeigte Waldbrunns Bürgermeister Hans Fiederling auf: Waldbrunn und Eisingen haben eine gemeinsame Schule; in Waldbrunn gibt es das einzige und als solches geförderte Mehrgenerationenhaus im Landkreis.

Die weltweite Überschreitung von Grenzen wiederum stellt Bildungsakteure vor immense Herausforderungen, legte Schulamtsdirektor Erwin Pfeuffer dar: „Wir müssen immer mehr Kinder aus Flüchtlingsfamilien fördern.“ Die Würzburger Mönchbergschule war jahrelang die einzige Bildungsstätte in Würzburg, die sich dieser Kinder intensiv annahm. Doch inzwischen ist sie dem Ansturm nicht mehr gewachsen. Weshalb weitere Möglichkeiten in Stadt und Kreis Würzburg gefunden werden müssen, um das Recht von Flüchtlingskindern auf Bildung einzulösen. Viel Sachverstand und Fingerspitzengefühl sind nötig, um Schulen zu echten inklusiven Bildungseinrichtungen zu machen, betonte Judith Steinhübel, Fachreferentin für das Förderschulwesen bei der Regierung von Unterfranken.

Fingerspitzengefühl benötigen auch die Mitarbeiter des Kreisjugendamts als Kooperationspartner der unterschiedlichen Bildungsakteure. „Wir wollen nicht nur diejenigen sein, die man alarmiert, wenn es Probleme gibt“, so Kreisjugendamtsleiter Hermann Gabel: „Unser Anliegen ist es, Probleme gemeinsam zu bearbeiten.“ Aus diesem Grund investiert der Landkreis auch schon seit Jahren erhebliche Mittel in Jugendsozialarbeit an Schulen.

Die Jugendsozialarbeiter helfen allerdings nicht nur in stressigen Situationen mit Lehrern oder Mitschülern. Auch bei persönlichen Problemen sind sie für Schüler ansprechbar. Ansprechpartner finden Kinder und Jugendliche auch in Jugendzenten, Vereinen und Jugendverbänden. Daneben benötigen sie aber auch komplett „erwachsenenfreie Räume“, betonte Stefan Lutz-Simon, ehemaliger Landessekretär der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und heute Leiter der unterfränkischen Jugendbildungsstätte. Die Frage nach Räumen, in denen Jugendliche selbstbestimmt agieren können, spiele in Bildungsdiskussionen leider bis heute eine Nebenrolle.

Auf den Report „Bildung und Erziehung“ soll eine Bildungsplanung folgen. Darüber müssen aber erst noch die (neuen) politischen Gremien beschließen.

Der Landkreisreport „Bildung und Erziehung“ sowie die Ergebnisse des Forum Jugendhilfe zum gleichen Thema können auf den Seiten des Landratsamtes downgeloaded werden: www.landkreis-wuerzburg.de

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