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25.03.2011

Schrumpfen an der Grenze

Jugendamt vor Ort in Holzkirchen
 
Das Amt für Jugend und Familie schaute bei seiner Gemeindevisitation in Holzkirchen in die Glaskugel der Zukunft: Wie viele Kindergartenplätze braucht die Gemeinde im Jahr 2025? Wird ein Schulhaus vor Ort noch zu halten sein? Welche Auswirkungen auf die Vereinslandschaft haben das Schrumpfen der Jungen und der Anstieg der Älteren für Holzkirchen und Wüstenzell? Diese und andere Fragen diskutierten Fachleute aus dem Jugendamt unter der Leitung von Jugendamtsleiter Hermann Gabel und Bürgermeister Klaus Beck mit dem Gemeinderat und den Leitungen von Kindestagesstätte und Grundschule. Die neue Veranstaltungsreihe „Jugendamt vor Ort – in Dörfern um die 1000 (Einwohner)“ führte das Jugendamt in die westliche Landkreisgemeinde an der Grenze zu Baden-Württemberg.
 
Am Nachmittag wurde die kommunale Kindertagesstätte „Haus des Kindes“ unter der Leitung von Kathy Schreck besucht. Ursula Bördlein, Fachaufsicht und -beratungsfachkraft im Jugendamt, attestierte der Einrichtung benutzerfreundliche Öffnungszeiten und eine KiTa-Gebühr im Landkreisdurchschnitt. Außerdem hob sie das gute kindzentrierte Konzept, das Betreuung für Kinder im Alter von 0-14 Jahren möglich macht, hervor. Das Gespräch mit Grundschulrektorin Brigitte Stöcker und Konrektorin Michaela May im Schulhaus Holzkirchen zeichnete das Bild einer modernen Dorfschule, in der Lehrkräfte noch die persönlichen Umstände ihrer Schüler kennen und größere Probleme weniger vorhanden sind.
 
Die Zeitreise in das Jahr 2025 zeichnet ein auf den ersten Blick düsteres Bild: 21 % weniger Geburten, 26 % weniger ABC-Schützen und 41 % mehr über 80-Jährige. Das Amt für Jugend und Familie hat beim Bamberger MODUS-Institut eine kleinräumige Bevölkerungsprojektion für alle Gemeinden im Landkreis bis ins Jahr 2025 in Auftrag gegeben. „In den sieben kleinen Landkreisgemeinden um die 1000 Einwohner, zu denen Holzkirchen gehört, hat die demografische Entwicklung unterschiedliche Auswirkungen, die Herausforderungen für Bürgermeister und Gemeinderäte im Hinblick auf eine solide Zukunftsgestaltung darstellen“, resümierte Klaus Rostek, Jugendhilfeplaner im Jugendamt. „Wir können Entwicklungsprognosen darstellen und erklären. Entscheidungen müssen auf der Gemeindeebene getroffen werden“. Für Holzkirchen sieht Rostek in der Mittelvariante der Bevölkerungsprognose dennoch trotz Rückgang der jüngeren Bevölkerung eine Chance, die Potentiale der jungen Seniorengesellschaft zu nutzen.

Für das Schulhaus Holzkirchen hat demnächst wohl das letzte Stündlein geschlagen, auch wenn durch Umverteilung die Grundschule im Dorf wohl noch einige Jahre haltbar ist. Für das Haus des Kindes sieht das Jugendamt, nicht zuletzt wegen der modernen Ausstattung, der zeitgemäßen Öffnungszeiten und der Breite der Betreuungsmöglichkeiten gute Zukunftschancen – vielleicht sogar mit Generationen übergreifender Nutzung der Schulräume.
 
Die soziale Lage in Holzkirchen und Wüstenzell konnte durch fleißiges Sammeln von Daten für den 6. Familienatlas des Landkreises nachvollziehbar dargestellt werden: Relativ wenig Jugendhilfefälle, unterdurchschnittliche Jugendkriminalität, wenig soziale Problemlagen, ansteigende Scheidungsraten – nicht sonderlich problemauffällig“,  stellte Hermann Gabel fest.
 
Die Bevölkerung wird von heute ca. 980 Einwohner auf knapp 850 Einwohner in 2025 schrumpfen und ab 2015 wird mit einem Rückgang der Einkommenssteuereinahmen im Gemeindesäckel gerechnet werden müssen, da sich der Anteil der Erwerbstätigen verringert.
 
Dies sahen auch Bürgermeister Klaus Beck und die anwesenden Vertreter aus Gemeinderat, Kindergarten und Schule bei der abendlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung im Rathaus so. Man werde die Erkenntnisse aus der Bevölkerungsprojektion beherzigen und sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen müssen. Alle Anwesenden empfanden die Veranstaltung als durchweg aufschlussreich und dankten dem Jugendamt, dass es den direkten Weg in die kleinen Gemeinden geht und den Austausch mit den handelnden Verantwortlichen vor Ort sucht.  Bei allen Zukunftsszenarien konnte jedoch abschließend festgestellt werden: In Holzkirchen genießt man die Vorzüge und Stärken eines übersichtlichen Dorflebens. Gegenseitiges Kennen, Helfen und Unterstützen, ein kulturelles und noch gut funktionierendes Vereinsleben und Angebote vor Ort für Kinder, Eltern und Senioren in naturnaher Landschaft. „Und diese Stärken werden Holzkirchen auch bis 2025  helfen, mit den neuen Herausforderungen Schritt zu halten“, stellte Bürgermeister Beck in seinem Resümee fest. „Auch wenn in den kleinen Gemeinden oft der Eindruck entsteht, der ländliche Raum sei bei der großen Politik in Vergessenheit geraten.“
 
 
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