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04.11.2010

Sexualerziehung im Kindergarten

Sexualerziehung im Kindergarten? Dafür ist es nie zu früh, sagen Experten – und so sieht es auch der Gesetzgeber. Seit September 2005 gilt in Bayern der neue Bildungs- und Erziehungsplan für Kindergärten. Demnach sollen Kinder etwa den „unbefangenen Umgang mit ihrem Körper“ lernen, ein „Grundwissen über Sexualität erwerben“ und auch „darüber sprechen können“.
 
Was antwortet man als Erzieherin oder Erzieher einem Dreijährigen, wenn er fragt: „Wie kommen die Babys in den Bauch?“. Erzählt man ihm was von Bienchen und Blümchen? Oder die Geschichte vom Klapperstorch? „Nein“, sagen Andrea Brors und Gerlinde Bader-Götz vom Gesundheitsamt Main-Spessart. Spätestens am Ende der Kindergartenzeit sollten die Kleinen wissen, „wie die Babys in Mamas Bauch kommen, wie sie wieder herauskommen  und was die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind.“ Kinder sollen den Körper ganz unbefangen entdecken.
 
Erwachsenen kommt diese frühe Sexualerziehung durchaus seltsam vor. „Viele vergessen, dass sich die kindliche Sexualität grundlegend von der eines Erwachsenen unterscheidet“, erklärt Beate Schlett-Mewis von pro familia Würzburg. Während die Sexualität von Erwachsenen zielgerichtet, eher auf Erotik und genitale Befriedigung fixiert sei, ist das bei Kindern völlig anders. Kinder kuscheln gerne mit den Eltern, sind neugierig und entdecken ihren ganzen Körper spielerisch mit allen Sinnen.
 
Trotzdem fällt wohl den wenigsten Erzieherinnen spontan eine Antwort ein, wenn Kinder mit einer Frage herausrücken, die ihnen unter den Nägeln brennt. „Es geht bei der frühkindlichen Sexualerziehung nicht nur um Aufklärung – aber auch“, erläutert Andrea Wagner von frauen beraten, Evangelisches Beratungszentrum. „Es geht um Gefühle, um Sinneserfahrung, um Familie, Schwangerschaft, Körperkontakt  - und natürlich auch darum, dass Kinder lernen, Grenzen zu setzen und zu sagen, was sie wollen und was nicht.“
 
Die vier staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstellen bieten in Würzburg und Main-Spessart Workshops zur Sexualerziehung in Kindertagesstätten an. Darin erfahren Erzieherinnen und Erzieher, wie man auf Fragen der Kinder reagiert und die Themen in den Kindergarten-Alltag eingebaut werden können. „Manche Erzieherinnen sind in den Workshops überrascht, wie viel Sexualerziehung sie täglich mit ihren Kindern machen, ohne es genau zu wissen“, meint Brigitte Hein vom Gesundheitsamt Würzburg. Denn Übungen zur Körperwahrnehmung und Sinneserfahrungen stehen schon seit langem auf dem Programm vieler Kindergärten. Außerdem hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Kindergartenbox „entdecken, schauen, fühlen“ entwickelt, um geeignete Materialien zum Einsatz zu bringen, die auch in den Workshops vorgestellt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Im Blickpunkt:
Workshopinhalte sind Ausdrucksformen kindlicher Sexualität; Körperwahrnehmung, Körperkontakt und Bewegung; Gefühle; Sinneserfahrung; Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen; Zeugung, Schwangerschaft und Geburt; Liebe und Freundschaft; Ziele und Inhalte sexualfreundlicher Erziehung im Kindergarten; Reflexion konkreter Situationen, Stolpersteine und Lösungsansätze im Rahmen der Sexualerziehung im Kindergarten.
 
Infos und Anmeldung zu den Kursen bieten die vier staatlich anerkannten Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen:
Gesundheitsamt Würzburg 0931-35 74 675 zusammen mit frauen beraten, Evang.  Beratungszentrum 0931- 40 44 855 am 25.11.10; frauen beraten, Evang. Beratungszentrum 0931-40 44 855 am 22.02.11;
pro familia Würzburg 0931- 460 650 am 12.05.11 und Gesundheitsamt Karlstadt 09352- 80 04 717 am 17.05.11