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08.02.2012

Verdacht auf Infektion mit dem »Schmallenberg-Virus« in einem Schafstall im Landkreis Würzburg


Im Landkreis Würzburg besteht seit heute in einem Schafstall der Verdacht auf die Infektion mit dem so genannten „Schmallenberg-Virus“. Der Krankheitserreger verursacht vor allem Tot- und Missgeburten bei Rindern, Schafen und Ziegen. Für Menschen ist der Erreger ungefährlich.
 
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurden in einer Landkreisgemeinde zwei Lämmer mit den typischen Symptomen – Fehlstellungen an Gliedmaßen –geboren, bestätigt Susanne Greiner-Fischer, Leiterin des Veterinäramtes am Landratsamt Würzburg. Die Amtstierärzte des Landratsamts Würzburg haben Proben an das Landesuntersuchungsamt für das Gesundheitswesen in Erlangen eingeschickt.
 
Laut Veterinäroberrätin Susanne Greiner-Fischer sind die äußeren Krankheitszeichen bei den beiden Zwillingslämmern, die nicht lebensfähig zur Welt kamen, typisch für die neue Krankheit. Die Schafmütter und die Herde insgesamt sind gesund. Bisher sind die meisten Lämmer dieser Herde gesund zur Welt gekommen. Nur noch wenige Mutterschafe sind noch tragend. Sie hatten auch im Sommer und Herbst letzten Jahres keine Krankheitssymptome. In diesem Zeitraum dürften sie jedoch von Stechmücken angesteckt worden sein, die als Überträger der Krankheit gelten. Sie ist in Afrika, Asien und Australien schon länger bekannt. Es ist unklar, ob sie neu eingeschleppt wurde oder schon länger unerkannt in Europa vorkommt. Im vergangenen Herbst wurde das zu den Orthobunyaviren zählende Virus erstmals in den Niederlanden entdeckt. Dort ist es inzwischen flächendeckend verbreitet.
 
Im November wurde es erstmals bei erkrankten Rindern in Schmallenberg im Hochsauerland nachgewiesen. Den Erreger bezeichnen die Forscher nach dem Fundort vorläufig als Schmallenberg-Virus. Außer in Nordrhein-Westfalen wurde der Erreger in den letzten Wochen in Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Thüringen und Brandenburg nachgewiesen.
Viele Länder haben mittlerweile die Einfuhr von Schafen und Ziegen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden gestoppt.
 
Leitsymptome beim Rind sind Milchrückgang, Fieber und Durchfall, die jedoch in der Regel mild verlaufen und innerhalb weniger Tage abklingen. Kommt es jedoch während der Trächtigkeit zu einer Infektion mit dem Virus, kann der Fetus schwer geschädigt werden. Neben Aborten, Früh- oder Totgeburten kommt es gehäuft zu Missbildungen der Kälber.
 
Wenn eine Schafherde infiziert ist, muss damit gerechnet werden, dass jedes fünfte neugeborene Lamm missgebildet oder tot ist, mit entsprechenden wirtschaftlichen Folgeschäden.
 
Bei den Schafen beginnt momentan die Ablammsaison; bei den Rindern fängt der Großteil der Kalbungen Ende Februar bzw. Anfang März an. Um eine Infektion der Tiere zu vermeiden, besteht derzeit nur die Möglichkeit der Stechmückenbekämpfung. Auf Bundesebene wird die Einführung der Meldepflicht für die Krankheit vorbereitet.
 
Das Friedrich-Loeffler-Institut unterstützt nach eigenen Angaben die Entwicklung eines Impfstoffes, wobei noch nicht klar ist, ob einmal infizierte Tiere eventuell immun gegen die Krankheit bleiben.