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07.02.2013

Würde und Selbstbestimmung stehen im Vordergrund

Auf dem „Werdenfelser Weg“ zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen

Um die Bewohner von Pflegeeinrichtungen vor Stürzen und Unfällen zu schützen, wurden im Jahr 2010 in Deutschland rund 100.000 sogenannte Freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bettgitter oder Bauchgurte angewendet. Seit einigen Jahren haben sich Initiativen zur stärkeren Vermeidung solcher Fixierungsmaßnahmen entwickelt. Dazu gehört auch der sogenannte „Werdenfelser Weg“ als verfahrenstechnischer Ansatz. Dieser Weg soll künftig auch im Bezirk des Amtsgerichts Würzburg beschritten werden. In einer Tagung, an der mehr als 250 Fachleute aus den Bereichen der Pflege- und Altenheime, Heimleitungen, Pflegefachleute, Heimaufsichten, Betreuungsbehörden, Vertreter der Justiz und der Gesundheitsverwaltung, Berufsbetreuer und Verfahrenspfleger teilnahmen, wurden sich alle Beteiligten darüber einig, zukünftig diesen „Werdenfelser Weg“ gemeinsam umzusetzen. 
 
Bestärkt wurde diese Einschätzung durch die Fachvorträge der Referentinnen und Referenten aus der Praxis. So ist es Prof. Dr. Doris Bredthauer von der FH Frankfurt gelungen, durch ihre Arbeit nicht nur Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen aufzuzeigen, sondern vor allen Dingen auch auf die großen Verletzungs- und Tötungsgefahren von Fixierungen hinzuweisen. Beate Fröhlich vom Danuvius-Haus, einer Alten- und Pflegeinrichtung  in Ingolstadt, demonstrierte eindrücklich, wie eine Einrichtung den Heimalltag auch ohne Fixierungen gestalten kann und dabei die Würde und das Selbstbestimmungsrecht des Menschen im Vordergrund steht. Rainer Beckmann, Richter am Amtsgericht Würzburg und dort zuständig für Betreuungsangelegenheiten, zeigte in seinem Fachvortrag die rechtlichen und verfahrensrechtlichen Entwicklungen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen auf. Für die Praxis besonders wichtig waren die Hinweise zum Ausschluss haftungsrechtlicher Risiken beim Verzicht auf Fixierungen.
 
Der Direktor des Amtsgerichts, Roland Stockmann, stellvertretende Landrätin Elisabeth Schäfer und der Sozialreferent der Stadt, Robert Scheller, haben sich in ihren Grußworten eindeutig zur gemeinsamen Verantwortung aller Beteiligten bekannt.
 
 „Das war eine gelungene Auftaktveranstaltung, um gemeinsam für mehr Selbstbestimmung und Alternativen zu Fixierungen bei betroffenen Menschen einzutreten“, so Eberhard Blenk, Leiter der Betreuungsstelle am Landratsamt Würzburg, über die gemeinsam von den Betreuungsstellen der Stadt und des Landkreises sowie der gemeinsamen Gesundheitsverwaltung organisierten Tagung. Auch die Heimaufsichten der Regierung von Unterfranken, der Stadt und des Landkreises haben diesen Weg ausdrücklich begrüßt.
 
Die Fachvorträge können hier abgerufen werden.