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03.07.2013

Workshop im Landratsamt zum Thema »Work-Life-Ehrenamts-Balance«

Auch ehrenamtliches Engagement sollte man nicht endlos ausdehnen. Weder zeitlich noch inhaltlich. Sonst droht das Leben aus der Balance zu geraten. Wie leicht dies passieren kann, bestätigten Teilnehmer eines Workshops zum Thema „Work-Life-Ehrenamts-Balance“ der Servicestelle Ehrenamt mit Anja Oschmann im Würzburger Landratsamt. „Die Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu sein, wird von anderen oft bis zum Äußersten beansprucht“, so eine Teilnehmerin, die sich in Hettstadt in mehrfacher Weise für Senioren einsetzt.
 
Vor allem diejenigen, die ihr Ehrenamt immer zuverlässig auszufüllen bestrebt sind, geraten leicht in eine Mühle aus Verpflichtungen, Erwartungen und neuen Ansprüchen hinein, in der sie regelrecht zermahlen werden. Das freiwillige Engagement dürfe aber niemals dazu führen, dass man die eigenen Bedürfnisse vergisst, appellierte Oschmann. In Kleingruppen setzten sich die Teilnehmer damit auseinander, welche Bedürfnisse denn für ein zufriedenes Leben zu erfüllen sind. Sie betreffen laut Oschmann das rechte Maß an Arbeit, das rechte Maß an Kontakt zu Freunden und Familienangehörigen, das rechte Maß an Sinn sowie das rechte Maß an Sorge für den eigenen Körper.
 
Schlecht, wenn der Gedanke an die Arbeit den Kopf vollständig ausfüllt – egal, ob das bezahlte Arbeit, Familienarbeit, Haushalt oder Ehrenamt ist. „Bei permanentem Stress ohne Entspannung gelingt nichts mehr, denn die Leistungskurve geht unweigerlich nach unten“, so Anja Oschmann. Wobei der Stress nicht nur von außen kommt. Es gibt Sätze, mit denen sich der Mensch selbst innerlich antreibt, ohne dass ihm das bewusst wäre: „Wir haben diese Sätze von unseren Eltern oder der Gesellschaft aufgenommen und spulen sie ständig ab.“ Solch ein innerer Befehl kann heißen: „Sei beliebt!“ Oder: „Sei perfekt!“ Und Fehler, warnt die innere Stimme, sind eine absolute Katastrophe.
 
Wer leichtfertig körperliche Signale, die auf Überforderung durch äußeren oder inneren Druck hinweisen, ignoriert, der muss das mitunter bitter büßen. Was eine Teilnehmerin, die ein Burnout erlitten hatte, bestätigte. „Meine eigene Unvernunft hat dazu geführt, dass mein Körper irgendwann einen Punkt setzte“, berichtete sie. Letztlich war die Krankheit, die sich über zwei Jahre hingezogen habe, ein Segen: „Durch sie habe ich gelernt, endlich auf meine Grenzen zu achten.“
 
Im Herbst wird die Servicestelle Ehrenamt als Koordinierungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement die kostenfreie Reihe „Fit fürs Ehrenamt“ mit weiteren interessanten Themen fortsetzen.
 
„Wir haben uns im Organisationsteam darauf verständigt, auch die Schattenseiten des Ehrenamtes, mit denen ehrenamtlich Tätige oft allein gelassen werden, zu thematisieren“, betonte Kerstin Gressel, Sozialpädagogin in der Servicestelle Ehrenamt.
 
Nähere Informationen: Tel.: 0931 8003-448 oder E-Mail: ehrenamt@lra-wue.bayern.de. Landkreis-Ehrenamt im Internet:  www.ehrenamtskarte-wuerzburg.de