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16.12.2015

Ein neues Stück Familie und Heimat in der Ferne

Unbegleitete junge Flüchtlinge in Pflegefamilien

Seit den Sommermonaten sucht das Amt für Jugend und Familie dringend Pflegefamilien, die unbegleitete minderjährige Asylsuchende bei sich aufnehmen wollen. Auf einen Medienaufruf meldeten sich rund 100 Interessierte; 77 Personen oder Paaren wurden schließlich Infobriefe mit Bewerbungsunterlagen zugesandt. Bisher wurden 30 Familien überprüft und 15 junge Flüchtlinge konnten ihr zuhause bei einer Pflegefamilie finden.

Die Pflegefamilien, in deren Familien derzeit ein junger Mensch nach langer Flucht lebt, trafen sich mit Kreisjugendamtsleiter Hermann Gabel und Mitarbeiterinnen aus dem Pflegekinderdienst zu einem ersten Erfahrungsaustausch. Jana Kuse, Sozialpädagogin im Jugendamt und derzeit für die Koordination der unbegleiteten jungen Asylsuchenden im Landkreis zuständig, stellte zunächst die Gesamtsituation im Kreisgebiet dar, bevor die Familien über ihre ersten Erfahrungen mit den derzeit 13 jungen Menschen (zwölf Jungen und ein Mädchen) berichteten.

Im gemeinsamen Austausch kamen die Herausforderungen für das Familienleben im Hinblick auf Sprache, Gebräuche, Essen, Alltagsleben und Selbstverständnis zur Sprache. Die Pflegeeltern berichteten von schnellem Zutrauen und häufig von der Anrede der Pflegeeltern mit „Mama“ und „Papa“, von guter Integration in die Gesamtfamilie und strebsamem Einsatz in Schule und Praktikum. Manchmal waren die Vorstellungen von Seiten der Jugendlichen nicht realistisch, so dass der Aufenthalt in der Pflegefamilie abgebrochen werden musste.

„Wir erleben Pflegeeltern mit hohem Engagement und Einsatzbereitschaft“, berichtet Petra Fleischmann, Teamsprecherin im Pflegekinderdienst. „Leider haben wir derzeit, vor allem mit auswärtigen Jugendämtern, erhebliche Probleme mit Bewilligung und Zahlung der Pflegegelder“, bedauerte Fleischmann. Dies liegt unter anderem an der Umsetzung der neuen gesetzlichen Regelungen, die zum 01.11.2015 in Kraft getreten sind.

„Eines haben Pflegeeltern den Heimen voraus: Sie haben keine Mitarbeiter im Schichtdienst, sie sind eine kleinräumige Hilfeform, die sich individuell kümmern kann und sie sind realitätsnah in Sachen Integration“, meinte Johanna Zschäpitz vom Pflegekinderdienst

„Die Pflegeeltern mit dieser besonderen Klientel noch besser zu vernetzen, besondere Fortbildungen zu interkultureller Kompetenz und Traumverarbeitung zu organisieren, werden die Aufgaben des Pflegekinderdienstes im kommenden Jahr sein“, ergänzte Monika Schütz.

Kreisjugendamtsleiter Hermann Gabel dankte den Pflegeeltern mit Geschenken und der Ehrenamtskarte des Landkreises als besondere Wertschätzung für ihr Engagement.