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26.06.2023

Große Katastrophenschutzübung am Landratsamt Würzburg: Wichtiger Test aller Beteiligten für den Ernstfall

Szenario in Veitshöchheim: Reisebus stürzt auf Güterzug mit gefährlicher Säure

Höchste Alarmbereitschaft für eine groß angelegte Katastrophenschutzübung: Ein Reisebus mit 50 Personen, die meisten davon Kinder, stürzt in Veitshöchheim von der Brücke der Günterslebener Straße auf die darunterliegenden Bahngleise. Dabei fällt der Bus auf einen Güterzug, der mit gefährlicher Ameisensäure beladen ist. Die Folge: Viele teils schwer verletzte Personen liegen im Bus und auf den Gleisen, die Rauchwolke bringt gefährliche Dämpfe bis in die Gemeinden Margetshöchheim und Zell am Main.

Es war ein herausforderndes Szenario, mit dem das Experten- und Beobachterteam der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) und den Stab der Örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) des Landkreises Würzburg am vergangenen Donnerstag, 22. Juni 2023, getestet hat. Das Szenario haben die erfahrenen Katastrophenschützer bewusst gewählt, um den Beteiligten eine äußerst komplexe Situation zu bieten, die eine schnelle Reaktion, ein effizientes Krisenmanagement und koordinierte Rettungsmaßnahmen erforderte. An der Stabsrahmenübung waren Mitarbeitende des Landkreises, der Blaulichtorganisationen sowie anderer Behörden aktiv eingebunden – insgesamt rund 90 Personen.

Landrat Thomas Eberth zieht positives Fazit

„Den Stresstest haben unsere Einsatzstäbe bestanden. Sie konnten beweisen, dass das behördliche Krisenmanagement des Landkreises sehr gut aufgestellt ist und die Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen und Fachdienststellen hervorragend funktioniert. Jetzt gilt es, das Optimierungspotential zu identifizieren und die Erkenntnisse umzusetzen“, so das sehr zufriedene Fazit von Landrat Thomas Eberth.

Die Staatliche Feuerwehrschule Geretsried hat den Auftrag, die Krisenstäbe der 96 Kreisverwaltungsbehörden in Bayern regelmäßig mit Stabsrahmenübungen zu trainieren. Ziel ist es vor allem, die Funktionsfähigkeit der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der Örtlichen Einsatzleitung sowie der Feuerwehr- und Sanitätseinsatzleitungen bei einem Großschadensfall vor Ort zu überprüfen. Die Übung war zunächst für das Jahr 2020 angesetzt, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.

Enge und intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten

„Tatsächlich ausgerückt ist niemand ­­– weder ein Löschfahrzeug, noch ein Rettungswagen. Das heißt, das Szenario bestand nur auf dem Papier, in Veitshöchheim wurde kein Unfall simuliert“, stellt Nina Opfermann klar. Die Staatsjuristin ist für den Katastrophenschutz des Landkreises Würzburg verantwortlich und damit Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Ihr Stab hatte bei dem angenommenen Unglück, das sogar das Ausrufen des Katastrophenfalls erforderte, den Überblick über eingehende Schadensmeldungen und Einsatzmittelanforderungen zu behalten, überregional erforderliche Einheiten anzufordern und möglichst schnell an die Schadensstelle zu bringen.

Mitarbeitende des Landratsamtes mussten sich in der Führungsgruppe Katastrophenschutz beispielsweise darum kümmern, Schulen, Kitas und Pflegeheime im betroffenen Bereich schnell zu informieren, die Bevölkerung über alle Kanäle sofort zu warnen und auch auszumachen, wo bis zu 1.400 evakuierte Personen unterbracht und medizinisch versorgt werden können.

Enge Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und dem THW

Unterstützt wurde die Führungsgruppe Katastrophenschutz von externen Fachberaterinnen und Fachberatern der Polizei, Feuerwehr, des Sanitätsdienstes, der Bundeswehr und auch vom Gesundheitsamt und Umweltamt des Landratsamtes, die die FüGK mit hilfreichen Informationen versorgten.

Kreisbrandrat Michael Reitzenstein hatte als einer von sechs vorbestellten Örtlichen Einsatzleitern an der fiktiven Einsatzstelle die operative Verantwortung und damit Weisungsbefugnis gegenüber allen Einsatzkräften. Mit seinem Stab musste er Einsatzschwerpunkte erkennen, priorisieren und die Zusammenarbeit aller Stellen koordinieren. Gemeinsames Ziel aller Einsatzkräfte vom Bayerischen Roten Kreuz, den Johannitern, den Maltesern, dem Technischen Hilfswerk und der Feuerwehren bestand darin, vor allem schwerverletzte Patienten möglichst schnell zu versorgen und die Bevölkerung zu beschützen.

Wertvolle Erkenntnisse gewonnen

"Das realitätsnahe Szenario sorgte für ein hohes Stresslevel bei allen Teilnehmenden. Wir haben dabei wertvolle Erkenntnisse gewonnen und konnten feststellen, dass unsere Vorbereitungen und Pläne gut funktionieren", betont die Leiterin der FüGK Nina Opfermann. Der Landkreis Würzburg wird die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Stabsrahmenübung nutzen, um seine Katastrophenschutzpläne weiter zu optimieren und die Zusammenarbeit mit den beteiligten Organisationen zu stärken.

„Schreckliche Dinge passieren! Immer!“, fügt Landrat Thomas Eberth hinzu. Mit dieser wichtigen Übung wolle man der Bevölkerung bewusstmachen, dass im Fall der Fälle bestens ausgebildete Menschen wissen, was zu tun ist und die Verantwortung übernehmen. „Als Landrat des Landkreises Würzburg, aber auch als Bewohner und Mensch bin ich froh, in einem Land zu leben, in dem so viele Ressourcen für den Notfall bereitgestellt werden. Gleichzeitig wünsche ich uns allen von Herzen, dass so etwas Schreckliches niemals passiert.“