Seiteninhalt

08.03.2024

Hinter dem Ergänzungsneubau des Landratsamtes steht ein großes Fragezeichen: Bereits beauftragte Pläne für die Erweiterung werden weiter abgearbeitet und dann erneut diskutiert

Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage hat der Würzburger Kreistag die Errichtung des geplanten Erweiterungsbaus mit Tiefgarage am Landratsamt Würzburg mit einem großen Fragezeichen versehen. In der Haushaltssitzung für das Jahr 2024 legten die Kreisrätinnen und Kreisräte mehrheitlich fest, die bereits beauftragte Kostenberechnung (Leistungsphase 3) zwar abzuschließen, das Bauprojekt am Standort Zeppelinstraße aber vorerst nicht zu realisieren.

Mehrere Stunden hatten die Fraktionen um die Aufstellung des Kreishaushalts 2024 miteinander gerungen. Die gestiegenen Kosten für Jugendhilfe, Sozialhilfe, Personalkosten und Verlustausgleich des Kommunalunternehmens hatten eine intensive Diskussion um weitreichende Sparmaßnahmen zur Folge. Dabei wurde auch der geplante Neubau am Landratsamt mit einem geschätzten Volumen von 57 Millionen Euro auf den Prüfstand gestellt. Um die Kreiskasse mit der Aufnahme weiterer Kredite nicht zusätzlich zu belasten, beschlossen die Kreisrätinnen und Kreisräte, die Pläne für den Bau eines neuen Bürogebäudes mit Tiefgarage vorerst nicht zu verwirklichen.

Ganz vom Tisch ist die Erweiterung damit allerdings nicht: Mit dem Abschluss der bereits beauftragten Leistungsphase 3 will sich der Kreistag die Möglichkeit offenhalten, den Bauantrag bei der Stadt Würzburg einzureichen. Dies würde dem Abschluss der Leistungsphase 4 entsprechen. Denn: Die Planung für die Erweiterung umfasst auch die Umgestaltung der Park- und Außenflächen sowie einen barrierefreien Zugang zum Haupthaus. Mit den dann genehmigten Plänen könnten zumindest Teile des Projekts umsetzbar sein. Der Bau des Bürogebäudes könnte so außerdem zu einem späteren Zeitpunkt – etwa im Kontext der Umsetzung der Straßenbahnlinie 6 der Stadt Würzburg – verwirklicht werden.

Zu wenig Platz für Mitarbeiter: Arbeit in Büro-Containern und Außenstellen

Hintergrund für die Erweiterungspläne des Landratsamts Würzburg sind die seit Jahren beengten Platzverhältnisse. Einige der derzeit rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bereits seit Jahren in mehreren Außenstellen: Abgesehen von der Außenstelle Ochsenfurt sind das Jugendamt, das Jobcenter und das Veterinäramt im Würzburger Stadtgebiet verteilt. Zuletzt musste das Umweltamt zur Miete in das Gewerbegebiet Klingholz nach Giebelstadt umziehen. Mehr als 40 Arbeitsplätze wurden zudem auf dem Gelände des Landratsamts in der Zeppelinstraße in Container ausgelagert – eine Lösung allerdings nur auf Zeit. Die Container-Büros dürfen unter anderem aus Denkmalschutzgründen nicht dauerhaft stehen bleiben und müssen nach Auflagen der Stadt Würzburg bis spätestens 2028 wieder rückgebaut werden.

Im März 2021 hatte der Kreistag daher beschlossen, einen Büroneubau mit Tiefgarage auf der Parklatzfläche des Landratsamts in der Würzburger Zeppelinstraße zu errichten. So sollten Arbeitskräfte und Ressourcen wieder gebündelt und Mieten eingespart werden. Ein nach dem VgV-Verfahren durchgeführter Architekturwettbewerb und detaillierte Planungen folgten. Die Bauphase war für die Jahre 2025 bis 2027 angedacht. Eine im Dezember 2023 ermittelte Kostenschätzung hatte eine Gesamtinvestition von rund 57 Millionen Euro für den Neubau mit Tiefgarage und die Umgestaltung der Außenanlagen ergeben. Der Kreistag hatte daraufhin beschlossen, eine detaillierte Kostenberechnung erstellen zu lassen.

Im Zuge der Haushaltsberatungen hatten die Kreistags-Fraktionen nun Anträge zur Einstellung des Projekts gestellt. Landrat Thomas Eberth war in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu betonen: „Erfahrene Architekten, Kolleginnen und Kollegen aus dem Amt und auch Sprecherinnen und Sprecher der Kreistagsfraktionen waren an der Auswahl des Gebäudeentwurfes beteiligt und haben das Ergebnis einstimmig mitgetragen. Der vorliegende Entwurf für den Ergänzungsneubau des Landratsamts Würzburg ist nicht der Entwurf des Landrates und schon gar nicht der Prunkbau des Landrates, wie teilweise behauptet wird. Wir haben hier die Planung für ein städtebaulich ansprechendes und funktionales Gebäude vorliegen. Der Kreistag hat die nötigen Schritte für die Entstehung des Ergänzungsneubaus eingeleitet, beschlussmäßig bearbeitet und Entscheidungen getroffen.“

Bereits beauftragte Planung wird abgeschlossen und Alternativen geprüft

Um die Ergebnisse der Planung zu sichern, sollen also die bereits beauftragten Planungsschritte abgeschlossen werden. Auf Basis der Kostenberechnung sollen eventuelle weitere Schritte im Laufe des Jahres 2024 erneut im Kreistag diskutiert werden, so der Mehrheitsbeschluss der Kreisrätinnen und Kreisräte.

Parallel dazu prüft die Verwaltung auch Alternativen zum Neubau und sucht verstärkt nach geeigneten Mietobjekten. Denn das Platzproblem ist mit dem jüngsten Kreistagsbeschluss nicht gelöst. „Verwaltung braucht Platz! Bürokratie braucht leider Platz! Die Menschen, die für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Würzburg arbeiten, benötigen geeignete Räume und die notwendige Ausstattung, um gute und effiziente Arbeit zu leisten. Selbst eine digitale Verwaltung benötigt entsprechend Raum für Server, Rechner und andere Arbeitsgeräte. Nicht jede Arbeit lässt sich mit dem Laptop vom Home-Office aus erledigen“, verdeutlicht Landrat Thomas Eberth.