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23.10.2023

Im Schnitt jeder zehnte Jugendliche in und um Würzburg weist »riskanten Drogenkonsum« auf: Wie die Suchtberatung »FreD« jungen Menschen hilft

Seit 2008 hat die Rauschgiftkriminalität bei Jugendlichen in Unterfranken deutlich zugenommen. Neben den rechtlichen Fragen rund um die verschiedenen Straftatbestände rücken damit auch die negativen Auswirkungen des Drogenkonsums auf die Gesundheit gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Fokus. „Im Schnitt weist jeder zehnte Jugendliche in und um Würzburg einen riskanten Drogenkonsum auf“, weiß Holger Faust von der Jugend- und Drogenberatung für Würzburg und Umgebung. Seit einigen Jahren bietet das Team der Drogenberatung daher auch das Projekt „FreD“ an. Als Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten („FreD“) sollen sich junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren, die noch keine Suchterkrankung aufweisen, aber bei Polizei und Justiz auffällig geworden sind, dort mit ihrem Konsum auseinandersetzen und einer möglichen Abhängigkeit vorbeugen. Die jährlich angebotenen Kurse sind nahezu immer voll.

Rund 100 Jugendlichen jährlich nutzen freiwilliges Angebot

Das Programm „FreD“ läuft seit 2018 unter der Trägerschaft der Stadt Würzburg. Seit 2022 fördert auch der Landkreis Würzburg die Drogenberatung mit 10.000 Euro jährlich, und trägt damit die Hälfte der Kosten des Gesamtprojekts. Im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Würzburg gab Holger Faust, von der Beratungsstelle der Jugend- und Drogenberatung Würzburg einen kurzen Bericht über die Arbeit der Suchthilfe. Grundsätzlich gilt: Das Angebot von „FreD“ ist kostenlos und basiert auf Freiwilligkeit. Statt die Jugendlichen in den Kursen zu belehren, setzt das Team von Suchtberatern auf angeleitete Diskussions- und Arbeitsrunden in kleinen Gruppen von bis zu zehn Personen. Im Kreise Gleichgesinnter fällt es den Jugendlichen oft leichter, sich zu öffnen. Im Schnitt melden sich jährlich rund 100 Jugendliche bei den Beraterinnen und Beratern von FreD. Meist folgen sie dabei der Weisung von Polizei oder Staatsanwaltschaft und können so einer Strafanzeige entgehen. Das spart Ressourcen in der Justiz und gibt den jungen Menschen eine zweite Chance. 40 bis 50 Prozent der Kursteilnehmer kommen aus dem Landkreis Würzburg, die restlichen aus dem Stadtgebiet Würzburg sowie Stadt und Landkreis Kitzingen.

Welche Folgen hat die bevorstehende Cannabis-Legalisierung?

Die aktuelle Debatte um die Legalisierung von Cannabis verfolgt man bei FreD natürlich genau. Denn im Fokus stehen hier die Aufklärung über die rechtlichen und gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums. Ausnahmslos alle jungen Menschen in der Suchtberatung von FreD geben an, Marihuana-Produkte konsumiert zu haben oder zu konsumieren. Die Rolle als Einstiegsdroge für Amphetamine oder andere „härtere Drogen“ sei also nicht von der Hand zu weisen, so Faust. Die erste Rauscherfahrung erleben junge Menschen jedoch meist mit dem Konsum von Alkohol. Die Legalisierung werde daran aber nur wenig bis gar nichts ändern, so die Einschätzung von Holger Faust. Denn: Cannabis werde wie hochprozentiger Alkohol und Tabak erst ab 18 Jahren erlaubt sein, sehe der derzeitige Gesetzesentwurf vor. Für Jugendliche werde der Kauf und Konsum also weiterhin illegal bleiben, einen großen Schwarzmarkt werde es weiterhin geben.

FreD-Kurse zeigen Wirkung

Angebote wie FreD werden also auch in Zukunft ihre Berechtigung behalten. Zumal die Kurse in Würzburg die beabsichtigte Wirkung entfalten. Eine Abfrage bei den Kursteilnehmern zeigt: Schon während des Kurses attestiert rund ein Drittel der Teilnehmenden, dass sich ihre Einstellung zum Drogenkonsum verändert hat. Knapp die Hälfte beabsichtigen, ihren Konsum zu ändern, 85 Prozent würden den Kurs sogar weiterempfehlen. Die Kurse sind allerdings auch ein freiwilliges Angebot. Durch ihren unverbindlichen Charakter gibt es also auch immer wieder Jugendliche, die mehrfach in der Drogenberatung auftauchen, weiß Holger Faust. Jugendliche und junge Erwachsene, die Hilfe zum Thema Drogen, Suchtmittelkonsum und Abhängigkeit suchen, finden weitere Informationen und passende Kontakte unter www.drogenberatung-wuerzburg.de  Jegliche Anfragen werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Die Beratung läuft anonym und unbürokratisch auch per E-Mail.