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11.08.2021

Neues Führungskonzept: Feuerwehr im Landkreis Würzburg stellt Weichen für künftige Aufgaben

Zentrale Hilfestellung und Ausrüstungsbeschaffung, besserer Katastrophenschutz und Kinderfeuerwehren

Feuerwehren stehen derzeit überall vor enormen Herausforderungen. Denn der Aufwand, die wichtigen ehrenamtlichen Trupps der Rettungskräfte einsatzbereit zu halten, steigt. Anschaffung und Pflege von Ausrüstung sind aufwendig und kostenintensiv. Zudem müssen die Retter:innen regelmäßig aus- und fortgebildet werden. Gleichzeitig lässt sich immer schwieriger Nachwuchs für ein Engagement begeistern. Es besteht also Handlungsbedarf, betont Landrat Thomas Eberth, denn das Feuerwehrwesen ist eine wichtige Stütze für die Gesellschaft. „Unsere Feuerwehren sorgen nicht nur vierundzwanzig-sieben für Sicherheit, sondern Arbeiten auch ehrenamtlich für unsere Dorfgemeinschaften. Vom Martinszug bis hin zu Absicherung von Festzügen unterstützen sie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Das ist etwas Besonderes!“, so Eberth.

Die Kreisbrandinspektion im Landkreis Würzburg will die Feuerwehren des Landkreises daher noch besser bei ihrem Dienst unterstützen und begegnet den Herausforderungen der Wehren nun auch mit neuen Strukturen. Teil dieser Neuaufstellung ist unter anderem eine zentrale Bündelung von Fachgebieten auf Landkreisebene. Warum? „Der Feuerwehrbedarfsplan, die Etablierung des Atemschutzpools, die immer weitere Verbesserung des Feuerwehrzentrums Klingholz und die wachsenden Aufgaben im Bereich Zivil-, Brand und Katastrophenschutz machen eine neue Struktur auch zur Bearbeitung neuer Einsatzszenarien unabdingbar“, sind sich Landrat Eberth und Kreisbrandrat (KBR) Michael Reitzenstein einig.

Neues Team um Kreisbrandrat Michael Reitzenstein

Doch was heißt das konkret? An der Spitze der Feuerwehren im Landkreis ändert sich nichts. Am 9. Juni 2021 wurde Michael Reitzenstein bei den Neuwahlen in der Dienstversammlung der Kommandant:innen der Freiwilligen Feuerwehren erneut zum Kreisbrandrat gewählt. Nach der Bestätigung durch die Regierung von Unterfranken begann die neue Amtszeit am 1. August 2021 und endet am 6. Dezember 2025.

Gemäß den Vorgaben des Bayerischen Feuerwehrgesetzes benannte KBR Reitzenstein nun alle Führungsstellen der Wehren im Landkreis neu. Die 112 freiwilligen Feuerwehren und die Werksfeuerwehr der Südzucker Ochsenfurt bleiben demnach unverändert in vier Inspektionsbereiche aufgeteilt – allerdings unter neuer Führung. Der Bereich Mitte mit 29 Feuerwehren und der Werksfeuerwehr untersteht Kreisbrandinspektor Karsten Ott. Dem Bereich Nord/Ost mit 29 Wehren steht Kreisbrandinspektor Markus Fleder vor. Kreisbrandinspektor Markus Dürr zeichnet in den nächsten Jahren für den Bereich Süd mit 28 Feuerwehren verantwortlich und Kreisbrandinspektor René Herbert für den Bereich West mit 26 Feuerwehren.

Kreisbrandinspektion als zentrale Anlaufstelle

Die Kreisbrandinspektion Würzburg selbst wird sich strukturell verändern. In einem neu geschaffenen Organisationsbereich „Zentrale Aufgaben“ sollen unter anderem die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlichen Helfer, aber auch die die Bindung und Gewinnung von Mitgliedern weiter ausgebaut werden. „Die ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer sind unser wichtigstes Kapital“, betont KBR Michael Reitzenstein. Daher wolle man auch in dieser Sache die örtlichen Feuerwehren mit einem eigenen, neuen Fachbereich unterstützen.

Ebenfalls entstehen sollen eigene Fachbereiche für Einsätze am und auf dem Main und die Beseitigung von Gefahrengut. Der Katastrophenschutz, bei dem künftig nicht nur ein ausgefeiltes Unwetterkonzept, sondern auch eine verbesserte Bevölkerungswarnung zum Tragen kommen sollen, wird zudem überarbeitet. „Gerade die letzten Wochen haben uns deutlich vor Augen geführt, dass wir hier noch weitere Vorkehrungen treffen müssen“, betont Landrat Thomas Eberth.

Ein zentrales Projekt, das mit dem Neustart ebenfalls angestoßen wurde, ist die Umsetzung des erst im Mai vom Kreistag verabschiedeten Feuerwehrbedarfsplans. Darüber hinaus sollen Kommunen untereinander, aber auch mit dem Landkreis zusammen mögliche Synergien nutzen – etwa indem Ortsfeuerwehren gemeinsam Spezialgeräte anschaffen oder der Landkreis selbst bestimmte Ausrüstung vorhält.

So soll es schon ab diesem Herbst einen gemeinsamen Gerätepool für die Atemschutzausrüstung geben. Die örtlichen Feuerwehrkräfte können dort ihre Atemschutzgeräte nach der Nutzung gegen wiederaufbereitete Ausrüstung eintauschen. Die Gemeinden mit ihren örtlichen Feuerwehren und der Landkreis mit der Kreisbrandinspektion haben hierfür eine gemeinsame Zweckvereinbarung unterzeichnet. In den nächsten Jahren sollen dafür zwischen 600 und 900 Geräte angeschafft werden. Als Projekt der interkommunalen Zusammenarbeit erwartet der Landkreis dafür eine Förderung von bis zu 90.000 Euro, die europaweite Ausschreibung läuft derzeit. Ab dem 1. Oktober 2021 sollen erste Geräte zur Verfügung stehen.

Ziel ist die Entlastung der Kommunen und Ortsfeuerwehren

Mit der Neuaufstellung verfolgen Kreisbrandrat Michael Reitzenstein und Landrat Thomas Eberth gleich mehrere Ziele. Die einzelnen Gemeinden werden damit bei der Beschaffung und Organisation entlastet. Durch das Zusammenführen von Aufgaben soll aber auch dem gestiegenen Bedarf im Katastrophenschutz Rechnung getragen werden. Mit einem übergeordneten Konzept und Hilfestellung beim Etablieren von Kinderfeuerwehren sollen die jüngsten Landkreisbewohner schon früh die Freude am Ehrenamt und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt finden.

Bei einer Klausurtagung im Jugendhaus Leinach wurde intensiv über die neue Struktur, weiteres neues Personal aber eben auch über Kommunikation und das Miteinander diskutiert. „Die Klausur war ein guter Auftakt, um die neuen und alten Feuerwehrführungskräfte zu einem unschlagbaren Team zusammenzubringen, und Chancen und Risiken des Miteinanders zu definieren“, freut sich Landrat Thomas Eberth. Im Herbst kommen die Kreisbrandmeister dazu und es wird weiter über Führungs- und Kommunikationsleitlinien debattiert. „Bei aller Professionalität bleibt Feuerwehr ein Ehrenamt und wir müssen unsere Feuerwehrfrauen und -männer zusammen mit den Gemeinden hüten wie einen Augapfel“, betont Thomas Eberth.