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20.03.2013

Treffen der Theatergruppen in Giebelstadt

Beinhart kracht Stahl auf Stahl, wenn Graf Helfenstein und Bauernführer Metzler mit Streitaxt und Schwert aufeinander losgehen. Ohrenbetäubendes Kampfgeschrei steigert die Dramaturgie. Ein beklemmendes „Oh“ geht durch die Reihen.

Der Vorgeschmack auf die Florian-Geyer-Festspiele 2013 ist gelungen - beim ersten Treffen der Laientheatergruppen des Landkreises Würzburg in Giebelstadt, zu dem Landrat Eberhard Nuß eingeladen hatte. Was ein Landrat und ein Schauspieler gemeinsam haben, erläuterte er in seiner Begrüßung. Lampenfieber vor der Premiere.

Nuß weiß, wovon er redet. Schließlich hat er früher selbst „gerne Theater gespielt“ – in der katholischen Landjugend, im Sportverein Bergtheim und bis 2002 in der Theatergruppe Dipbach. Er weiß auch, dass man mit dem Theaterspielen nicht nur anderen, sondern auch sich selbst Freude bereiten kann. Auch wenn sich die Rollen auf der Bühne im Laufe des Lebens verändern. „Früher hat man gerne den jugendlichen Liebhaber gespielt, heute muss man sich langsam mit der Rolle des verkauften Großvaters anfreunden“, witzelte er in Bezug auf sein Alter.

Von 30 Laientheatergruppen waren rund 60 Vertreter in den historischen Kartoffelkeller nach Giebelstadt gekommen. Insgesamt gibt es im Landkreis 47 solche Gruppierungen. Das beweise auch, welche Beliebtheit das Laienspiel bei den Menschen genießt. Mit dieser Einladung und „absoluten Premiere“ wolle er seine Wertschätzung zeigen, denn mehr als drei oder vier Aufführungen pro Jahr selbst zu besuchen, schaffe er aus Zeitgründen einfach nicht.

„Danke für Ihre wertvolle Arbeit draußen in den Gemeinden. Sie sind unverzichtbare Kulturträger, zusammen mit den Musikkapellen, Chören und Gesangsgruppen gestalten Sie lebendige Kultur“, sagte Nuß. Das Laientheaterspiel sei ein wertvoller Mosaikstein in der Gesamtschau von Kunst und Kultur und gerade in den kleinsten Dörfern enorm wichtig.

Danke schön wollte er deshalb sagen und allen mal die Hand schütteln, die mit „ihrem Engagement die Herzen der Menschen berühren“. Auch Nuß´s Stellvertreterin Elisabeth Schäfer und MdL Manfred Ländner, Mitglied im Bildungsausschuss des Landtags und viele Jahre Frontmann einer großen Musikkapelle, waren gekommen.

Der Abend solle dazu beitragen, sich in lockerer Runde kennen zu lernen, zu fachsimpeln und auszutauschen. Vielleicht kann es ja in Zukunft einen gemeinsamen Theaterkalender geben, meinte der Landrat. Das hielt auch Bürgermeister Helmut Krämer für sinnvoll. Und dass der Landrat in eine Großvater-Rolle schlüpfen will, fand er sehr attraktiv.

Oder wird´s ja vielleicht mal eine Rolle bei den Florian-Geyer-Festspielen werden? Die werden in der gleichnamigen Ruine in Giebelstadt seit 1980 aufgeführt, sagte Volker Kleinfeld, ehemaliger Bürgermeister und bis vor vier Wochen Vorsitzender der Florian-Geyer-Festspielgemeinschaft. Von den 170 Vereinsmitgliedern sind 150 aktiv, 20 Fördermitglieder. Seit 2004 spielen sie das Stück Florian Geyer, der Rebell, das Regisseur Renier Baaken jedes Jahr in großen Teilen neu schreibt.

Geprobt wird ab Anfang April zweimal die Woche montags und freitags. Eine ganz heiße Phase sei die Probenwoche, die letzte Woche vor der Premiere im Juli. „Jeden Abend Probe, das ist sehr anstrengend, aber wir sind eine tolle Truppe und jeder freut sich auf den April“, meinte Kleinfeld.

Viel Geld lassen sich die Giebelstädter ihr Heimatspiel kosten, rund 35.000 Euro verschlingt der Spielbetrieb jährlich. Allein die Pyrotechnik kostet 1.000 Euro pro Aufführung. Ohne Förderung durch den Bezirk und den Landkreis wäre die Qualität nicht zu bieten, so Kleinfeld.

Wie das historische Spektakel auf die große Freiluftbühne gezaubert wird, erläuterte Regieassistentin und Choreographin Ria Beinhölzl: „Das Spiel läuft ab wie ein Actionfilm auf Breitwand, große Aktionen, Kämpfe, Reitertrupps, 70 bis 100 Leute auf der Bühne, Action pur.“ Alles minutiös geplant. Da darf zu keiner Zeit jemand am falschen Platz stehen. „Wenn da ein Trupp Reiter kommt, hat er verloren“, sagt sie.

Denn die Waffen sind echt, wenn auch nicht scharf. Nur echter Stahl klingt, wie er klingen muss. Was wild aussieht, wird exakt geprobt. Die Gegner müssen in Wirklichkeit Partner sein, die sich vertrauen, bei jedem Kampf ist die Abfolge definiert, ebenso die Taktung. Wie das in Wirklichkeit aussieht, zeigten erster Vorsitzender Rüdiger Scheer als Graf Helfenstein und zweiter Vorsitzender Christian Grimm als Bauernführer Georg Metzler sehr überzeugend. Kein Wunder, sie haben bereits 2012 gegeneinander gekämpft.