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10.05.2023

Vorlesen als wertvoller Bildungs-Baustein im Kita- und Schulalltag - Fortbildung für Lehrer und Kita-Personal in Stadt und Landkreis Würzburg

Wenn sich eine Gruppe von Kindern um ihre Kitabetreuerin oder den Grundschullehrer scharen und gespannt einer Geschichte lauschen, profitieren sie gleich mehrfach. Vorlesen erzeugt bei den Zuhörerinnen und Zuhörern – übrigens egal welchen Alters – starke Bilder im Kopf. Mit dem Eintauchen in die eigene Fantasie sinkt das Stresslevel, Konzentration, Hörvermögen und Wortschatz werden trainiert, neue neuronale Verbindungen werden geknüpft. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, verspüren mehr Freude am Lesen, lernen leichter und haben dadurch bessere Zukunftschancen.

Leider lesen 39 Prozent aller Eltern in Deutschland ihren Kindern im Alter zwischen einem und acht Jahren selten oder nie vor. So lautet die Erkenntnis aus dem Vorlesemonitor 2022, einer gemeinsamen Studie der Stiftung Lesen, der Deutschen Bahn Stiftung und der Wochenzeitung DIE ZEIT. Bedenkliche Zahlen, finden die Kooperationsbeauftragten der Grundschulen und Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Würzburg. Der Arbeitskreis der Kooperationsbeauftragten beschäftigte sich kürzlich in einer Fortbildung am Landratsamt Würzburg mit dem Thema „Jeder Vorleser braucht einen Zuhörer“. Rund 60 Fachkräfte aus Schulen und Kindertagesstätten nahmen daran teil.

Kitas und Schule kommt Schlüsselrolle zu

Nach der Begrüßung durch Ursula Bördlein von der Fachberatung und Fachaufsicht Kindertagesbetreuung am Landratsamt Würzburg, wies Claudia Ruhe, Mitarbeiterin in der Fachstelle Familienbildung, als Fachreferentin zunächst auf die Vorteile des Vorlesens hin. Abgesehen vom wichtigen Aspekt der Sprachförderung setze man mit vorgelesenen Geschichten auch Themenschwerpunkte in der Erziehung: Es wird über Gefühle und den Umgang damit gesprochen, Entwicklungen und Einschnitte im Leben der Kinder können adressiert werden, Neugier wird gefördert.

Da das Vorlesen in gut einem Drittel aller Familien eben nicht zum Alltag gehöre, falle Kitas und Schulen dabei eine Schlüsselrolle zu: Die Mitarbeitenden der Einrichtungen gewähren den Kindern gezielt Zugang zu Büchern und Geschichten und gelten damit als die wichtigsten Akteure in der Leseförderung. Mit Leseecken, einer Kinderbücherei oder auch dem szenischen Nachspielen können Lehrer und Erzieher das Vorlesen zudem mit anderen pädagogischen Disziplinen verknüpfen und den Nachwuchs regelmäßig mit „Lesefutter“ versorgen.

Vorlesen und Zuhören trainiert auch den sozialen Umgang

Referentin Fabienne Wanderer, Studienrätin GS an der Grundschule Ochsenfurt, gab den Anwesenden im Anschluss ganz konkrete Umsetzungshilfen für Lerneinheiten mit Bilderbüchern. Bildbeschreibungen im Dialog zwischen Erwachsenen und Kindern seien dabei besonders fruchtbar. Als Schwerpunkte empfahl sie dabei vor allem alltägliche Themen aus der Lebenswirklichkeit der Kinder: Haushalt, Familie, aber auch die Tierwelt oder die Ernährung.

Monika Schramm, Studienrätin GS an der Grundschule Rottendorf, ausgebildete „Zuhörexpertin“ für den Schulamtsbezirk Würzburg und Kitzingen,gab abschließend weitere Anregungen für die Förderung von Sprach-Training und Hörverständnis. Hörspiele oder zweisprachige Übungen würden dabei auch zur spielerischen Entwicklung des sozialen Miteinanders in Kita oder Klassenzimmer beitragen. Zuhören könne im Zuge dessen auch als Form des achtsamen Umgangs miteinander verstanden werden.

Am Ende waren sich die Versammelten einige, dass das Vorlesen aus Büchern gerade in der heutigen Zeit, in der Smartphone, Tablet und Laptop allgegenwärtig sind, weiterhin einen festen Platz in der Kindererziehung haben sollte – wenn nicht in den Familien zuhause, dann auf jeden Fall in Kita und Schule.

Kooperation von Kita und Grundschule in Stadt und Landkreis Würzburg

Der Übergang zwischen Kindergarten und Schule ist ein großer Meilenstein im Leben von Kindern. Bildungsakteure verstehen es als Gemeinschaftsaufgabe von Kitas, Schulen und Eltern, die Buben und Mädchen auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen. Dafür wurden 2003 in Bayern auf das gemeinsame Bestreben von Kultus- und Sozialministerium hin erstmals sogenannte Kooperationsbeauftragte benannt, um Zusammenarbeit zwischen Kita und Grundschulen zu kanalisieren, gegenseitiges Verständnis zwischen den Einrichtungen zu schaffen sowie didaktisches Wissen zu bündeln und dem Fachpersonal zugänglich zu machen.

Stadt und Landkreis Würzburg haben eine gemeinsame Arbeitsgruppe derzeit unter der Leitung von Claudia Vollmar, Schulamtsdirektorin am Staatlichen Schulamt Würzburg, den Fachaufsichten für Kindertageseinrichtungen aus Stadt und Landkreis Würzburg, Renate Glauth, Konrektorin der Grundschule Ochsenfurt sowie Andrea Stark, Lehrerin an der Grundschule Würzburg/Heuchelhof.