Geflüchteter ohne Sehvermögen absolvierte Praktikum im Büro für Chancengleichheit am Landratsamt Würzburg
Das Sehvermögen von Murad Osou beträgt teilweise nur noch zwei Prozent. Doch davon hat er sich nicht unterkriegen lassen. Der junge Mann, der vor acht Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, lernte kurz nach seiner Ankunft Deutsch und absolviert derzeit beim Berufsförderungswerk Würzburg in Veitshöchheim eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Und kürzlich schnupperte er als Praktikant in die Tätigkeiten des Büros für Chancengleichheit (BfC) am Landratsamt Würzburg.
Drei Wochen lang unterstützte er das Team um Carmen Wallrapp, Leiterin des BfC und Kommunale Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg. Für beide Seiten sei es eine wertvolle Erfahrung gewesen. „Integration bedeutet nicht nur, Barrieren abzubauen, sondern auch Brücken zu bauen. Dieses Praktikumsprojekt zeigt, dass wir durch inklusive Maßnahmen nicht nur Vielfalt leben, sondern auch die Grundpfeiler einer vereinten Gesellschaft stärken können“, betont Wallrapp.
Integration wichtige Säule in Zeiten des Fachkräftemangels
Bei der Vermittlung spielte Christine Haupt-Kreutzer, stellvertretende Landrätin und Teamleiterin Ausbildung am BFW, eine wichtige Rolle. „Wir arbeiten am BFW schon länger mit dem Landratsamt zusammen, um genau solche Initiativen zu fördern“, sagt sie. Haupt-Kreutzer kennt Murad Osou schon lange und sieht die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen als wichtige Säule für Behörden und Unternehmen – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. „Die wahre Stärke einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit Vielfalt umgeht. Dieses Praktikum ist ein richtiger und dringend notwendiger Schritt in die richtige Richtung – um zu zeigen, dass Inklusion nicht nur ein Ziel ist, sondern eine aktive, positive Handlung erfordert“, so Haupt-Kreutzer. Osou und viele andere Personen mit Beeinträchtigungen absolvierten eine vollwertige Ausbildung und stehen damit dem Arbeitsmarkt genauso zur Verfügung wie andere Menschen, die eine Ausbildung abschließen.
Die stellvertretende Landrätin ermutigt andere Behörden und Unternehmen dazu, ähnliche Initiativen zu ergreifen, um die Integration von Geflüchteten und Personen mit Einschränkungen zu fördern. „Denn wie dieses Beispiel zeigt, profitieren beide Seiten davon“, ist sie überzeugt. Osou freut sich auf eine spannende Zukunft, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hat. Als Übersetzer wird er dem Landratsamt erhalten bleiben und so anderen Geflüchteten dabei helfen, sich im Landkreis Würzburg zurechtzufinden. Und beruflich? „Ich will auf jeden Fall etwas mit und für Menschen machen“, sagt er fest entschlossen.