Politik braucht Frauen
"Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte."
Käte Strobel (1907 - 1996), deutsche SPD-Politikerin, ehem. Bundesministerin
Historie
Frauen in der Politik sind „integrierte Außenseiterinnen“ (Babara Holland-Cunz). Lange Zeit war ihnen der Weg in Parteien und Parlamente sowohl ideologisch als auch faktisch nahezu verwehrt. Während sich die Frauenstimmrechtsbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts international formierte, verlief die Entwicklung in Deutschland langsamer. Erst allmählich setzte sich der Ruf nach dem Stimmrecht durch.
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Dabei hat Hedwig Dohm bereits 1873 proklamiert: „Fordert das Stimmrecht, denn über das Stimmrecht geht der Weg zur Selbständigkeit und Ebenbürtigkeit, zur Freiheit und zum Glück der Frau.“ 1891 trat die SPD als erste Partei im Erfurter Programm für das Frauenstimmrecht ein und stellte 1895 im Reichstag den vergeblichen Antrag auf dessen Einführung. Erst 1902 fand in Folge der Gründung des Vereins für Frauenstimmrecht durch Lida Gustava Heymann und Anita Augspurg eine Mobilisierung statt; sie forderten die volle politische Gleichberechtigung für Frauen. 1919 konnten Frauen erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausüben.Die Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland gelangte an ihr Ziel: Die Weimarer Republik brachte das ersehnte Frauenwahlrecht. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland damit weder zu den Vorreitern, wie Finnland (1906) und Norwegen (passiv 1907, aktiv 1913) noch zu den Nachzüglern wie Italien und Frankreich (1946), Zypern (1959) oder Portugal (1974). Bei den Reichstagswahlen am 19. Januar 1919 konnten Frauen erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausüben. Ihre Wahlbeteiligung war mit fast 90 Prozent überwältigend; 41 weibliche Abgeordnete zogen in den Reichstag ein. Der Frauenanteil lag damit bei 10 Prozent – dieser Anteil wurde danach erst 1987 wieder erreicht! Bis dahin lag er im Deutschen Bundestag über fast vier Jahrzehnte unter 10 Prozent; mit nur 5,8 Prozent erreichte er in der sozialliberalen Ära gar einen Tiefpunkt. Dazu passt stilistisch, dass 1970 der Bundestagsvizepräsident Jäger ein Verbot für Parlamentarierinnen verkündete, im Hosenanzug im hohen Haus zu erscheinen und sich gar so an das Rednerpult zu trauen. Lenelotte von Bothmer (SPD) provozierte dies zu genau einem solchen „Regelverstoß“, der auch international mediale Aufmerksamkeit fand.